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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen
Autoren: May R. Tanner
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beiden trug ein Bündel unter dem Arm geklemmt,
das aussah wie ein alter zusammengerollter Teppich.
Die Fahrer verblieben in den Wagen, wie man ihnen bei der Abfahrt befohlen
hatte. Sie standen völlig unter dem Bann ihres Auftraggebers und blieben mit
teilnahmslosen Mienen hinter dem Steuer sitzen.
    Die beiden
dunklen Gestalten gingen die aufragenden Felsen der kargen Schlucht entlang und
fanden schließlich den schmalen Eingang zu einer Höhle, die scheinbar vor
Jahrtausenden in den verwitterten Stein gehauen worden war. Keiner von beiden
benötigte Licht, um die Inschriften an den Wänden zu lesen, die Eindringlinge
vor dem Betreten des verfluchten Ortes warnten. Sie waren in jeder bekannten
Sprache der Menschheit verfasst und wurden älter, je tiefer man in die Höhle
eindrang. Sie erreichten schließlich ein verwittertes Gitter, das wie von
Geisterhand aufgestoßen wurde, als die beiden Gestalten es erreichten, so dass
es schier aus den brüchigen Angeln barst und mit einem lauten Krachen zu Boden
fiel, wo der Staub der Jahrhunderte aufgewirbelt wurde.
Sie gingen unbeirrt weiter und zertraten mit ihrem festen Schuhwerk knirschend
Überreste von Ungeziefer, das unheimliche Ausmaße aufwies. Schwarze Kakerlaken,
die so groß waren wie der Handteller eines Mannes. Die Luft roch ein wenig
süßlich nach modriger Verwesung.
Sie erreichten die tiefste Stelle der Höhle, in die ein Luftzug eindrang, der
einen leise heulenden Ton verursachte, nach dem sie sich zu orientieren
vermochten.
    Draußen stieg
einer der Fahrer aus seinem Wagen und lief wie ferngesteuert auf die Felswand
zu, die er geschickt erklomm, um darauf entlang zu balancieren, bis er stehen
blieb und mit einer starken Taschenlampe in einen schmalen Spalt leuchtete, dem
man sonst keine Beachtung geschenkt hätte.
Unten bohrte sich der helle Schein der Lampe auf die Mitte einer verstaubten
Steinplatte, in die ein altes Symbol der Verbannung eingemeißelt war.
Der Mann mit dem blassen Gesicht lächelte triumphierend und seine gerade noch
leblosen Augen glühten rot auf, er ließ das Bündel aus seiner Hand fallen und
zog an dem dunklen Stoff, bis sich der nackte Körper einer Frau daraus heraus
gerollt hatte und genau über dem Symbol bäuchlings liegen blieb. Er tauschte
einen teuflischen Blick mit seinem Begleiter, dessen Gesicht halb von dem
hochgezogenen dunklen Stoff seiner Montur verhüllt war.
    „ …Mache in
der Dudael-Wüste eine Grube, und wirf ihn hinein. Lege scharfe, spitze Steine
unter ihn und bedecke ihn mit Finsternis. Lass ihn dort für immer wohnen und
bedecke sein Antlitz, damit er kein Licht schaue... “, sprach der blasse Typ
mit bedeutungsschwerer Stimme.
„Manchmal liegt in diesen alten Überlieferungen doch ein Körnchen Wahrheit.
Wappne dich! Er wird bald auferstehen!“
    Der Mann
packte die bewusstlose Frau an ihren ziemlich kurzen Haaren am Hinterkopf und
zog sie halb hoch, um ihr mit dem scharfen Nagel seines rechten Zeigefingers
quer über die Kehle zu ziehen, womit er einen starken Blutstrom auslöste.
Es war so leicht gewesen, sie zu fangen und ihren Willen zu brechen. Beinahe
schon langweilig, wenn er mit ihr nicht etwas Größeres vorgehabt hätte. Die
Erste von Vier. Wie die Prophezeiung es versprochen hatte.
Ihr Blut tropfte wie dunkle Tinte auf die Steinplatte und verbreitete den
Geruch von fauligen Äpfeln. Sie hätten keinen Tag später kommen dürfen, es war
äußerst kompliziert gewesen, das Frauenzimmer bei Kräften zu halten, damit sie
nicht vor ihrer Zeit starb. Man durfte ihr nicht zu viel geben, um ihre Fähigkeiten
im Zaum zu halten, also bestanden ihre Mahlzeiten aus Ratten- oder
Kaninchenblut, das man ihr mit einem Trichter einflößte, weil sie sich gegen
die Nahrungsaufnahme zur Wehr gesetzt hatte.
Ihr Blut sammelte sich in den Ritzen des Zeichens und begann Blasen zu bilden,
als würde es kochen, bevor es in den Stein einsank. Der Boden unter ihren Füßen
begann zu vibrieren und der Mann bohrte seinen Fingernagel tiefer in das
bleiche Fleisch seines Opfers, um den Fluss des Blutes zu steigern und dann
trat er mit seinem Begleiter an die Wand der Höhle, um dabei zuzusehen, wie die
Platte knirschte und bebte, so dass der nackte Leib der Frau regelrecht
durchgeschüttelt wurde, bis sie zur Seite rollte, weil etwas sie fort gestoßen
hatte.
Eine knochige Hand war durch den Stein durchgebrochen, an der verdorrtes
schwarzes Fleisch hing. Die langen Klauen, in denen die Finger endeten, sahen
wie
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