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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen
Autoren: May R. Tanner
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an
Theodors Vergleich, mit dem er sie dazu gebracht hatte, Malcolm hinterher zu
gehen. Es schien ihr unglaublich, dass das erst ein paar Wochen her sein
sollte.
Juno lächelte ihr schon entgegen und nahm sie in die Arme, um ihr erneut alles
Gute zur Eheschließung zu wünschen. Sid hielt sie so fest, sie konnte, weil ihr
nun klar war, welchen Verlust ihre Mutter in jungen Jahren erlitten hatte. Man
hätte ihr Malcolm beinahe auch brutal entrissen und sie hätte danach bestimmt
allen Lebensmut verloren. Und das nur, weil sie leichtsinnigerweise und aus
verletzten Gefühlen heraus Juno hinterher spioniert hatte.
Sid löste sich von ihrer Mutter und wandte sich an deren Ehemann, den sie wie
selbstverständlich ebenfalls in die Arme schloss und von Herzen
beglückwünschte, dann trat sie einen Schritt zurück, wobei sie die Hände flach
auf Brusthöhe auf dem Stoff seines Jacketts liegen ließ, um ihm mit schief
gelegtem Kopf zu mustern.
    „ Absolument
génial! Très chic, Chadh!“, machte sie ihm charmant lächelnd ein ehrlich
gemeintes Kompliment.
    Juno lachte leise: „ Pas en français, Sidonie! Er versteht
es... noch nicht!“
    Sid sah mit
einem schelmischen Glitzern in den Augen zu Chadh auf.
„Oh, oh! Das klingt wie eine Drohung! Du wirst bald sehen, dass sie eine
furchtbar strenge Lehrmeisterin sein kann. Kein Abschweifen erlaubt. Und das
mir mit meiner unerschöpflichen Fantasie. Ich sehe dich im Moment als weißen
Ritter auf einem prächtigen Ross gegen einen gefährlichen Drachen antreten. So
eine Uniform steht dir. Kann man sich bei den Immaculés nicht auf eine
solche Stellung bewerben?“, fragte sie scherzend und küsste den Mann ihrer
Mutter auf beide Wangen, wie es eben unter Familienmitgliedern üblich war,
bevor sie sich wieder bei Malcolm einhängte.
    Juno starrte
ihrer Tochter sprachlos hinterher, weil sie manchmal Dinge sagte, als wüsste
sie genau, was sie gerade in dem Moment dachte. Sidonie konnte ganz schön
mitreißend sein, wenn sie mit Worten Bilder malte. Wie würde ihre Stimme erst
wirken, wenn sie die Umwandlung vollzogen haben würde?
„Du hast ja gehört… Ich bin ziemlich streng. Du kannst dir das mit der alten
Sprache gern noch überlegen. Es ist äußerst kompliziert und ermüdend, sie zu
lernen. Ich konnte es nicht vermeiden, da der Zauber der alten Gesänge am
besten damit wirkt.“, gab sie ihm die Antwort, die sie ihm noch schuldig war,
ohne auf das Kleid von Devena Catalina einzugehen, deren Garderobenwahl ihr
nicht gleichgültiger sein konnte. Sie musste zumindest neidlos anerkennen, dass
die Kriegerin wusste, wie man dieses Kleid zu tragen hatte.
    Noch bevor
sie Manasses steife Glückwünsche erklären konnte, näherte sich ein weiterer
Gratulant in Chadhs nicht bevorzugter Farbe Schwarz.
Mina Harker trug einen schwarzen Samtanzug mit langen Rockschößen und ein
weißes Hemd unter dem nachbtlauen Gilet, dessen Jabot, wie ein Wasserfall von
ihrem Hals auf das verhüllte Dekolleté floss. Im Gegensatz zu dem Anzug trug
sie ihre langen schwarzen Haare in einer komplizierten Hochsteckfrisur, von
deren hohem Dutt einige gelockte Strähnen kaskadenförmig auf ihre Schultern
fielen.
(*Gilet = Weste; Jabot = mehrlagiger Spitzenkragen)
    „ Honora
Nuntia … Wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen. Ich hoffe, Sie nehmen
mir das Überspringen des Protokolls nicht übel, wenn ich mich Ihnen selbst
vorstelle… Mina Harker.“
Die junge Frau mit den taubenblauen Augen, deren weiser Ausdruck ihrem
jugendlichen Äußeren widersprach, neigte respektvoll den Kopf und streckte ihr
die Hand entgegen, die Juno doch mit einiger Überraschung annahm. An Minas
Stelle hätte sie sich niemals so großzügig der Frau gegenüber gezeigt, die der
Mutterdrachen von Manasses gerne als seine Schwiegertochter gesehen hätte.
    „Juno, bitte…
Ich denke, bei meiner eigenen Hochzeitsfeier kann ich das Protokoll nach meinen
Vorstellungen beugen.“, antwortete sie mit einem kühlen Lächeln, das jedoch
allein Manasses galt, der die beiden Frauen eben zusammen stehend entdeckte.
Kroch da ein argwöhnischer Ausdruck in seine absurd hübschen Augen?
Mina schüttelte ihr die Hand mit energischer Begeisterung, nachdem sie einen
Blick über ihre Schulter geworfen hatte, um zu sehen, was der Marquess so
trieb. Sie wusste ja, wie sie ihn fuchsteufelswild machen konnte und bis zu
welcher Grenze sie dabei gehen durfte.
    „Ich wollte
Ihnen gerne zu Ihrer… unkonventionellen Wahl meine besten
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