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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen
Autoren: May R. Tanner
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sie saß sich wiehernd aufbäumte. Jeden
anderen Reiter hätte es bei diesem Manöver aus dem Sattel katapultiert, doch
sie ließ auch noch die Zügel los und griff nach der Armbrust, die sie auf dem
Rücken getragen hatte, um sie anzulegen und auf ein Ziel zu schießen, das
scheinbar nur allein sie sehen konnte.
    „TREFFER!“,
rief sie laut in die Richtung des sich nahenden Reiters und gab dem schwarzen
Biest die Sporen, um auf eine Lichtung zuzureiten. Sie durchbrach mit einem
halsbrecherischen Tempo die Baumgrenze und brachte den wilden Hengst, der noch
nicht einmal richtig zugeritten war, neben einem erlegten Hirschbock zum
Stehen, wo sie sich dann geschickt aus dem Sattel schwang und neben dem Tier in
die Hocke ging.
    „Das gibt ein
sehr schmackhaftes Ragout, will ich meinen.“, meinte der zweite Reiter, der
neben sie auf den Waldboden sprang und mit in die Seite gestemmten Hände auf
sie herab grinste, wobei er den Zigarrenstummel von einem in den anderen
Mundwinkel schob und beinahe aussah wie die Reinkarnation eines alten
Westernhelden. Nur dass er im Fall des Falles schneller schießen konnte.
„Das bringst auch nur du, eine kleine Hetzjagd am Tag vor deiner Hochzeit. Was
wird dein Zukünftiger dazu sagen, wenn er dich nicht mehr im Bett vorfindet?“
    Cat stieß
einen leise schnaubenden Ton aus und richtete sich auf, um ihren eigenen
Stetson aus der Stirn zu schieben. Schwarz mit einem lilafarbenen Hutband,
todschick und ein Mitbringsel von Quentin Morris, da sie ihren alten Hut schon
vor langer Zeit auf der Flucht irgendwo zurücklassen hatte müssen. Bei
Notfällen hatte sie sich immer nur die Zeit genommen, ihre Waffensammlung zu
packen und auf den Rücksitz ihres aktuellen Gefährtes zu werfen.
    „Der liegt
schon längst nicht mehr in den Federn, mein Guter. Wie ich ihn kenne, hält er
gerade Morgenandacht und betet für meine verrottete Seele!“
Sie grinste ihn boshaft an, weil sie ihn praktisch aus dem Bett gezerrt hatte.
Es war noch nicht einmal sieben Uhr am Morgen gewesen und Cat hatte auf seine
Begleitung auf ihrem Jagdausflug bestanden, während er sich protestierend ein
Laken vor seine Blöße hielt, der sie nicht die geringste Beachtung schenkte. In
dem Punkt hatte die Umwandlung keinen Unterschied bei ihr bewirkt, sie
interessierte sich nur für einen einzigen Mann. Ihren Mann. Sehr bald
jedenfalls.
Cat würde sonst vor lauter Ungeduld platzen, weil die Hochzeit natürlich erst
Morgen beim höchsten Stand des Mondes stattfinden würde. Die Feierlichkeiten
hatten aber praktisch schon am Freitag begonnen, wenn man es so ausdrücken
wollte. Eine Art Vorglühen, da beispielsweise die Jäger in Begleitung von Mina
Harker schon vor Tagen angereist gekommen waren. Die restlichen Gäste wurden
heute im Lauf des Tages erwartet. Heute würde das Dinner nur im engsten
Freundeskreis stattfinden, da Catalina und Jagannatha in äußerst großem Pomp
heiraten würden.
Immerhin war sie die Anführerin einer Riege von Kriegern und Nathan Therons
Stellvertreter. Nicht nur die europäische Quadruga würde anwesend sein, auch
einige der Patronas der ranghöchsten Häuser in Europa, allen voran Devena
Isadora, deren Bekanntschaft Cat sehr zu ihrem Leidwesen schon gemacht hatte.
    „Er sollte
nicht beten, sondern dir besser Tranquilizer in deinen Morgenkaffee tun.“,
murmelte Morris halb grunzend in seinen dekorativen Dreitagebart hinein,
während Cat ihren Pfeil aus dem Kopf des Hirsches zog, der nach dem Treffer natürlich
sofort tot zusammengebrochen war.
    „Das habe ich
gehört!“, echauffierte sich Cat, die den Pfeil an ihren Chaps abwischte, die
sie über schwarzen Jeans trug, bevor sie ihn wieder in den Köcher unterhalb
ihrer Schulter steckte. Das waren immerhin Spezialanfertigung aus einer
Silber-Titan-Legierung, die sie nicht unnötig in der Landschaft herumliegen
lassen würde.
Cat packte die Zügel ihres herumtänzelnden Hengstes, bevor er ihr durch die
Lappen ging, weil es ihm zu langweilig wurde, hier herumzustehen und die
Freiheit ihn rief. Hektor war das eigentliche Hochzeitsgeschenk von Morris an
sie, das sie natürlich gleich ausprobieren musste. Immerhin hatte Quentin ihr
eine Seelenverwandtschaft zu dem Tier unterstellt, was irgendwie lustig war,
weil Nathans jüngerer Bruder Hector hieß. Daraus würde sie unzählige zotige
Sprüche machen können.
Sie hielt die Zügel enger, so dass das Tier den mächtigen Kopf beugen musste
und schmiegte ihre Wange an seine weichen Nüstern, um ihn
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