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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk
Autoren: Miranda Jarrett
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Lady, Miss Everard, und ein Piratenschiff wie dieses ist ein furchterregender Anblick.“
    „Sicher ist es jetzt aus der Ferne weniger furchterregend als später, wenn sie uns eingeholt haben, wie Sie sagen.“ Roses Lächeln verschwand. Sie war immer so stolz darauf gewesen, stets ruhig und tüchtig zu sein. Warum sollte sich jetzt etwas daran ändern? Sie schluckte, ehe sie entschlossen den Kopf hob.
    Sie versuchte, nicht an die entsetzlichen Geschichten zu denken, die Tante Lucretia über die Seeleute der Rebellen zu erzählen pflegte, die sich Kaperfahrer nannten, in Wirklichkeit aber nicht besser als irgendwelche Piraten waren. „Wie sollte es auch anders sein?“, hatte ihre Tante in schaurigem Flüsterton gefragt, „wenn sie über Seine Majestät die Nase rümpften und ihre Papiere von den Verbrechern und Schurken bekamen, die behaupteten, eine Regierung zu sein? Man müsste nur die Zeitungen lesen, um Bescheid zu wissen. Folterungen, Vergewaltigungen, Mord, Plünderungen und Überfälle – nichts davon war zu niedrig für diese Scheusale.“
    Und jetzt, dachte Rose, werde ich selbst erfahren, ob das alles stimmt. Kein Wunder, dass ihre Hände zitterten, als sie das Fernrohr von Captain Richards entgegennahm und an die Augen hob.
    Sie war an den Umgang mit dem Sehrohr nicht gewöhnt und mühte sich sehr, den schweren Messingzylinder so lange ruhig zu halten, bis sie etwas erkennen konnte. Zuerst sah sie nurblauen Himmel, dann die schaumgekrönten Wellen, und endlich entdeckte sie das Heck des amerikanischen Schiffes. Die blau, rot und weiß gestreifte Flagge des selbstständig gewordenen Landes wehte gerade vom Göschstock.
    Die Brigg wirkte genau so, wie Captain Richards es gesagt hatte, böse wie ein Hai, der sich beutegierig näherte. Das Deck war voller Männer, und obwohl die Kanonenluken geschlossen waren, wusste Rose nur zu gut, was sich hinter jedem der ordentlichen Rechtecke an der Seite der Brigg verbarg. Wie hätte sie es nicht wissen sollen? Der Krieg hatte ihren Vater so erregt, dass er in diesem Jahr begonnen hatte, selbst Kaperschiffe auszurüsten, und Rose hatte lange Gespräche mit anhören müssen, in denen die Vorteile dieser Kanonen mit jenen eines anderen Typs verglichen wurden.
    Und dann hoffte er natürlich auch noch, Profit zu machen. Das würde sie niemals vergessen. Patriotismus war schön und gut, aber für Papa kam der Gewinn immer an erster Stelle. Gewinn und Ansehen, gesellschaftliche Stellung und Macht.
    Rose bewegte das Glas vorsichtig, blickte an den schwarz gestrichenen Bordwänden entlang und zwang sich, an etwas anderes zu denken. Ob es sich um Piraten handelte oder nicht, sogar Papa würde zugeben müssen, dass die Amerikaner etwas vom Segeln verstanden. Die Brigg schien das Meer wie ein Messer zu zerteilen, während sie immer näherkam. Bald würden die Amerikaner nahe genug sein, um ihre Kanonenluken zu öffnen. Und dann, lieber Gott, bitte, lass diese Männer nicht die Wilden sein, von denen Tante Lucretia berichtet hatte! flehte Rose im stillen.
    „Ich weiß, dass ich mich ihnen ergeben muss, obwohl es mich beinahe umbringen wird“, sagte Richards zornig neben ihr. „Und, bitte verzeihen Sie, Miss, wenn Sie nicht an Bord wären, würde ich ihre heidnischen Seelen lieber zur Hölle schicken, als meine Commerce in ihre schmutzigen Hände zu geben.“
    Rose antwortete nicht. Sie konnte es nicht. Eben hatte sie durch das Fernrohr die Gallionsfigur der Brigg entdeckt, und es erforderte ihre ganze Konzentration, um etwas so Einfaches zu tun, wie weiterzuatmen.
    „Ich werde wohl nie erfahren, wie sie es geschafft haben, uns in diesen Gewässern zu finden“, fuhr Richards fort. Er war zu sehr mit seinem eigenen Zorn beschäftigt, um zu bemerken, wie still Rose geworden war. „Ich habe noch nie ein Schiff der Yankees so weit im Osten gesehen, zum Teufel mit ihrer Unverschämtheit! Es kommt mir fast so vor, als hätte man sie hierhergeführt, und …“
    „Es sind keine Amerikaner“, stieß Rose hervor.
    Richards runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Natürlich sind sie das, Miss“, sagte er, gekränkt darüber, dass man ihn unterbrochen hatte. „Sie haben das Fernrohr, und Sie können ihre Flagge im Sonnenlicht sehen. Warum sollten sie uns sonst auch verfolgen?“
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte sie langsam und mit erstickter Stimme. „Aber dieses Kaperschiff ist britisch.“
    Richards schnaubte. „Verzeihen Sie, Miss Everard, aber woher wollen Sie
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