Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk
Autoren: Miranda Jarrett
Vom Netzwerk:
denn das wissen?“
    „Ich weiß es, weil die Brigg meinem Vater gehört.“ Rose gab Richards das Fernrohr, damit er es mit eigenen Augen sehen konnte. Ihr selbst war die Sicht von Tränen verschleiert. „Es ist die Angel Lily , und wenn Sie mir nicht glauben wollen – das Gesicht meiner Schwester an der Gallionsfigur ist der Beweis.“
    „Das ist nicht möglich“, brachte Richards heraus, als er das Fernrohr an die Augen hob. „Das ist ganz und gar unmöglich.“
    Aber Rose wusste, dass es so war. Ihr Vater hatte für die Schnitzereien und das Blattgold an der Gallionsfigur einen Aufpreis bezahlt, weil er eine Erinnerung an die Schönheit seiner ältesten Tochter haben wollte. Die Ähnlichkeit mit Lily war außergewöhnlich, und die Wirkung einfach atemberaubend.
    Eben genauso, wie Lily gewesen war, als sie noch lebte.
    „Donnerwetter, es ist die Lily !“, rief Richards aus. „Sie müssen sie gekapert und übernommen haben, diese Halunken!“
    Die Brigg war jetzt so nahe, dass Rose das weiße Kleid der Gallionsfigur erkennen konnte, das immer wieder in die Wellen eintauchte. Der Anblick des Bildnisses ihrer Schwester in den Händen von Feinden erschien ihr wie ein schlechter Scherz.
    „Aber das können sie nicht tun!“, rief sie in ehrlicher Empörung und zupfte an Captain Richards Ärmel. „Dazu haben sie kein Recht!“
    Doch noch während sie sprach, öffneten sich die Kanonenluken des Schiffes, und zwar alle gleichzeitig. Sie sah den Flammenstoß und den Rauch aus der ersten Luke schon aufsteigen, ehe sie das Donnern über das Meer hinweg hören konnte. Dann barst das Großsegel der Commerce auseinander, die zerrissenen Taue zuckten wie Schlangen, als das straffe Leinen in Fetzen ging Der dicke Mast knickte ein und stürzte krachend auf das Deck.
    Nun, da das sorgfältig gewahrte Gleichgewicht zwischen Segel und Wind gestört war, schwankte der Bug der Commerce hilflos umher, und Rose glitt aus. Sie schrie auf und fasste mit beiden Händen nach der Reling, während ihre schwarzen Röcke im Wind wehten, als sie sich bemühte, nicht über das schiefe Deck zu gleiten und über Bord zu gehen. Hilflos suchte sie nach jemandem, der sie retten könnte, aber Richards war denjenigen zu Hilfe geeilt, die von ihr wegrannten, um sich um die Überreste des Hauptmastes zu kümmern.
    Die Wellen schlugen über Bord und flossen über sie hinweg. Weißer Schaum spülte wie Seifenwasser über die Planken, und unter ihren Schuhen mit den Ledersohlen war er auch genauso glitschig. Ihre Röcke und Unterröcke waren durchnässt und drohten sie hinabzuziehen. Sie wurden allmählich so schwer wie Blei, während Roses Griff an der Reling immer schwächer wurde.
    Sie würde sterben, genau wie Lily, würde ertrinken, wenn sie nicht vorher von einer Kanonenkugel getroffen wurde. Und auch nicht einer der blutrünstigen Wilden auf dem Schiff ihres Vaters würde auch nur einen Finger rühren, um sie zu retten!
    „Miss Everard!“ Richard umfasste ihre Taille, um sie zu stützen. Seine Stimme klang ängstlich und besorgt. „Sind Sie verletzt, Miss?“
    Er versuchte, sie zum Fallreep zu ziehen, doch sie war noch nicht bereit, die Schutz bietende Reling aufzugeben. Allmählich hörte das Schwanken des Schiffes auf, während die Mannschaft die beschädigten Teile aufräumte und die verbliebenen Segel setzte. Sie wollte lieber warten, bis sie mit Anstand aus eigener Kraft gehen konnte, als sich mit seiner Hilfe davonzuschleppen.
    „Vielen Dank, nein, Captain Richards“, wehrte sie atemlos ab. „Obwohl ich das gewiss nicht diesen – diesen Schurken zu verdanken habe!“
    „Ich sagte Ihnen doch, Sie sollten unter Deck gehen, Miss.“ Unter seinem Arm klemmte die Flagge der Commerce . Verblichen und ausgefranst nach der langen Reise, gab sie die Stimmung von Leid und Resignation wider, die sich in Richards Gesicht ausdrückte bei dem Gedanken, kapitulieren zu müssen. „Wenn dieser Warnschuss schiefgegangen wäre …“
    „Warnschuss!“, rief Rose empört aus. Nachdem die unmittelbare tödliche Bedrohung vorüber war, jedenfalls für den Augenblick, wurde ihre Angst von wachsendem Zorn ersetzt. „Dieser Schuss wurde abgegeben, um uns zu töten! Diese Amerikaner haben das Schiff meines Vaters geraubt und richten jetzt seine Waffen gegen mich – das sind elende Halunken, und genau das werde ich ihnen bei der ersten sich bietenden Gelegenheit auch sagen.“
    Richards blickte mit ausdrucksloser Miene auf einen Punkt hinter ihrem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher