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Eine Reise beginnt

Eine Reise beginnt

Titel: Eine Reise beginnt
Autoren: Eliandra Murr
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Melodie oder erfand kleine Verse, in denen er seinen Freund gerne etwas auf den Arm nahm.
    Heute war dem Gamburen das Wetter egal. Er hatte die letzte Nacht nicht viel geschlafen und war müde. Es dauerte nicht lange, da schlief er auch schon tief und fest in der Kapuze Koperians ein. Der Elf hatte große Mühe, Indo, der wie ein nasser Sack auf seinen Schultern lag, vor dem Herunterfallen zu bewahren. Immer wieder stieß er den schlafenden kleinen Kerl in die Kapuze zurück.
    Koperian sah sich immer wieder, mit besorgter Miene, die nassen Blätter der Bäume und Sträucher an. Das Regenwasser sah nicht normal aus. Alle Pflanzen schienen von einer zähen, grauen Flüssigkeit überzogen zu sein und langsam abzusterben. Er hörte kaum einen Vogel oder ein anderes Tier. Alles wirkte wie ausgestorben.
    Trotz dieser stürmischen Nacht, war Koperians eigener Trampelpfad ordentlich geblieben und schien wie von einem Besen ausgekehrt worden zu sein. Der Druide beschloss sehr wachsam zu sein und nur einen kurzen Rundgang zu machen. Nach drei Stunden erreichten sie den kleinen, vom Fluss Tezeena gespeisten See. Der Fluss kam aus dem Bandarer-Gebirge und floss hinunter nach Tasmanorb.
    Der Tezeena-See lag idyllisch in einer kleinen Talsenke, in welche der Gebirgsfluss über einen großen Wasserfall tosend hinab stürzte.
    Die hier lebenden Feen nannten diesen Wasserfall Flawoor. Um den Tezeena-See blühte es fast das ganze Jahr und die Tiere und Pflanzen dieser Gegend hatten, seit der Druide sie kannte, noch nie schlechte Zeiten erlebt. Die Feen von Flawoor, wie sie sich selber nannten, waren sehr stolz auf ihre hohe Kultur, ihre vielen Feste und Gesänge. Koperian und Indo waren schon oft von den kleinen fliegenden, etwa eine Handspanne großen Wesen zu Festen eingeladen worden und der Druide war inzwischen ein guter Freund des Feenkönigs Koran Sminda. Heute sah das Tal eher grau und trostlos aus. Auch hier schienen die Pflanzen zu sterben, und das sonst so kristallklare Wasser des Sees sah wie eine giftige, schleimige Brühe aus.
    „ Was war das bloß für eine Nacht", fragt sich Koperian erschüttert. „Was geschieht hier bloß? Alles stirbt.“
    Der Elf runzelte die Stirn.
    - Vielleicht wussten die Feen mehr über diesen seltsamen Regen -, dachte er und bahnte sich seinen Weg durch die Büsche, die um den See wuchsen.
    Dort wo er sonst immer ausgelassen singende und mit einander spielende Feen angetroffen hatte, war es totenstill und ihr Platzt am Wasserfall war leer.
    Als der Elf näher an das Wasser kam, wich er erschrocken zurück. Der See stank. Fische trieben leblos und mit dem Bauch nach oben am Ufer. Kein einziger Vogel war zu sehen und die Pflanzen schienen sich in einem verzweifelten Todeskampf zu winden. Der Druide spürte, wie das Leben vor ihm mit jedem Atemzug, den er machte starb. Tränen stiegen ihm in die Augen.
     

    „ Ein schrecklicher Anblick", kam eine weiche Stimme von hinten und Koperian drehte sich um. Vor ihm flog Sambtwah, eine kleine, handgroße Fee, umgeben von einer in allen Grüntönen schimmernden Aura. Sambtwah hatte schillernde dunkelblaue Augen und Haare. Ihre Haut leuchtete in einem dunklen Grün. Ihre perlmuttartig schattierten, schmetterlingsartigen Flügel schlugen schnell, um das kleine seltsam anmutige Wesen in der Luft zu halten.
    Ihre silbernen Kleider lagen ihr eng auf der Haut und nur das kleine Diadem auf ihrer Stirn pendelte im Rhythmus des Fluges hin und her.
    Sambtwah sah den Druiden ernst und mit sehr traurigen Augen an. Der Elf antwortete mit einem leichten Kopfnicken auf ihre Feststellung und weckte dabei Indo auf.
    Der Gambur reckte sich und schaute umher. Als er die Fee erblickte, hielt er verzaubert in seinen Bewegungen inne. Wie hypnotisiert starrte er, auf die Fee.
    Koperian gab seinem kleinen Freund einen Stoß mit der Schulter, bis er sich wieder zu regen begann. Vorsichtig lugte Indo aus der Kapuze des Elfen heraus um Sambtwah zu begrüßen.
    Als er jedoch ihr ernstes Gesicht erblickte, erschrak er zutiefst.
    - So hatte er noch keine Fee erlebt! -
    Schnell stammelte er ein schüchternes „Hallo“ und schaute sich um. Der Anblick und der scharfe Geruch des toten Sees trieben den Gamburen dann wieder tiefer in Koperians Kapuze zurück. Der Druide streckte der Fee seine geöffnete Handfläche entgegen und Sambtwah ließ sich auf ihr nieder. Erwartungsvoll blickte sie zu ihm auf und beide schwiegen eine Weile.
    „ Ich grüße dich Koperian, Druide von Tasmanorb",
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