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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Autoren: Helmut Sakowski
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kleine Kneipe gehen und Lena Valaitis den wunderschönen Tag besingen. Der Beifall, der auf sein letztes Lied folgte, zeigte ihm, wie sehr er gefallen hatte.
    Nun folgte die zweite Programmnummer.
Ein braunes Pferd, von einem Mädchen geführt, schüttelte den Kopf, als sei es mit irgend etwas nicht einverstanden, und stand dann ganz still da. Das Mädchen nahm einen Anlauf, machte einen Bocksprung und saß im nächsten Augenblick auf dem bloßen Rücken des Tieres.
    Die Leute staunten. Das Mädchen stellte sich hin und schnalzte mit der Zunge. Da begann das Pferd zu traben, lief ruhig einen Kreis nach dem andern. Als das Mädchen noch einmal schnalzte, galoppierte es.
    Corinna winkte, und zwei junge Burschen traten auf und hielten ein Seil in etwa einem Meter Höhe. Das Pferd nahm Anlauf, und Corinna sprang stehend über das Hindernis.
    Danach nahm die junge Akrobatin ein Seil, das einer der Jungen ihr zuwarf, und machte Seilspringen, während das Pferd galoppierte. Beim Kopfstand auf dem Pferderücken fiel sie allerdings einmal hinunter, vielleicht jedoch nur, um zu zeigen, wie schwierig diese Übung war. Wieder gab es viel Applaus.
    Nach dieser Darbietung war das Pferd allein an der Reihe. Es tanzte zur Musik, die Louis Armstrong auf einem Kamm blies, es drehte Pirouetten auf den Hinterbeinen und verneigte sich dann nach allen Seiten.
    Inzwischen hatten sich die beiden Jungen mit roten Pappnasen und Glatzenperücken in Clowns verwandelt und vollführten einen waghalsigen Drahtseilakt. Das Seil lag auf dem Boden, aber die beiden benahmen sich, als wäre es in Kirchturmhöhe gespannt. Zum Schluß stürzten sie mit einem Schrei ab und blieben eine Weile wie tot liegen.
    Alles in allem war dies der schwächste Programmpunkt. Man merkte den beiden an, daß sie als Clowns noch nicht viel Übung hatten.
    Am Ende der Vorstellung trat noch einmal das Pferd auf. Es trug ein Plakat auf dem Rücken, auf dem in großen Druckbuchstaben stand:
    Nichts gibt’s gratis auf der Welt.
Heu und Hafer kosten Geld!
Ich denk, spendierst du was für mich, bei jedem Happen
    gern an dich.
    Bevor die Zuschauer auseinanderlaufen konnten, ging ein älterer Herr mit eisgrauer Perücke und hängendem Schnurrbart auf das Pferd zu, zückte auffällig seine Brieftasche und legte noch auffälliger zehn Mark in den gelben Plastikeimer, den das Pferd im Maul trug. Dabei sagte er laut: „Ein Schuft, der sich verdrückt, nachdem er gesehen hat, wie diese jungen Leute sich bemühen! Helfen wir alle dem kleinen Unternehmen, damit es in einiger Zeit den Zirkussen Busch und Althoff Konkurrenz machen kann. Nur nicht so zurückhaltend, Leute, zückt eure Brieftaschen.“
    Nach diesen Worten mochte keiner der Erwachsenen weggehen, ohne eine kleinere oder größere Münze in den Eimer zu werfen. Und viele Kinder baten ihre Eltern noch um ein Extrageldstück, damit das Pferd seinen Hafer und sein Heu bekommen könnte.
    So zählte Hans, nachdem sich die Zuschauer verlaufen hatte, nach Abzug der zehn Mark des älteren Herrn, der natürlich Magnus Möller war, sechsundneunzig Mark aus dem Eimer.
    „Na ja“, sagte Andreas, „nicht eben ein Vermögen, aber wenn wir jeden Tag soviel einnehmen, müssen weder wir noch das Pferd verhungern. Packt zusammen, Leute, und laßt uns weitereilen, bevor jemand von der Obrigkeit kommt und Steuern von uns verlangt.“
    Sie besprachen den Weg bis zum Ort, wo sie ihre nächste Vorstellung planten. Natürlich durften sie sich nicht aus den Augen verlieren.
    „Ich muß auf alle Fälle reiten“, sagte Hans, „daran führt kein Weg vorbei.“
    „So sei es“, bestätigte Andreas. „Das Vergnügen macht dir niemand streitig. Aber du wirst immer schön die Grasstreifen neben der Straße benutzen und hinter uns herzuckeln.“
    „Du fährst mit der Ente voraus“, schlug Magnus vor, „und Corinna hält aus dem offenen Dach ein großes Transparent mit der Aufschrift,Zirkus Fabunelli’. Ich fahre hinterher und mache den Ausrufer.“
    „Eine gute Idee“, stimmte Hans zu. „Die Leute werden scharenweise von den Fernsehern weglaufen.“
    „Jawohl!“ rief Andreas. „Und wenn wir noch ein zweites Transparent im Winde wehen lassen, auf dem man lesen kann, wo wir wann mit unseren Sensationsdarstellungen beginnen, werden wir über mangelnden Besuch nicht zu klagen haben.“
    Corinna strahlte. „Das gefällt mir. Von Ort zu Ort zu tingeln macht mehr Spaß, als tagelang auf einem Fleck zu bleiben. Ich muß nur Südwind mal richtig
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