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Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Autoren: Helmut Sakowski
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striegeln und bürsten und ihm die Mähne flechten. Vielleicht binde ich ihm auch eine bunte Schleife an den Schwanz, damit man ihm das Zirkuspferd schon von weitem ansieht.“
    „Okay“, sagte Magnus Möller, „dann fahre ich schon mal in die Stadt und besorge das Nötige. Ihr könnt das Pferd ja schon herausputzen. Das heißt, erst wollen wir noch ein paar Fotos für die Tante machen, Hans. Wie du auf dem Pferd sitzt, wie du es fütterst, tränkst und striegelst. Du kannst ihr ja sagen, daß du einen freundlichen Mitmenschen gebeten hast, die Aufnahmen zu machen.“
    „Da könnte sie ja denken, die Bilder sind gestellt“, protestierte Andreas. „Sie müssen wirken, als hättest du, Magnus, sie unbemerkt von Hans geschossen, mit einem Teleobjektiv. Hans, müde neben Südwind hergehend, Hans im Galopp auf Südwinds Rücken, Hans bei der Hufpflege, beim Striegeln, beim Satteln und so weiter. Und das immer mit einem anderen Hintergrund, mal auf der Weide, mal im Wald, mal an der Straße. Solche Bilder geben was her, die überzeugen!“
    „Da ist was dran“, gab Magnus zu. Er fuhr los und kaufte ein. Transparentpapier, dicke Filzschreiber, einen Farbfilm und natürlich was zu essen für das Pferd und die hungrigen Artisten.
    Als er wiederkam, aßen sie, machten die ersten Schnappschüsse von Hans, beschrifteten ein Transparent mit auffälliger roter und blauer Schrift und befestigten es mit Klebstreifen an langen Holzleisten. Die eine Leiste wurde hinter den Rücken des Fahrers geklemmt, die andere hielt Corinna. Weithin sichtbar ragte die Schrift aus dem zurückgerollten Verdeck der Ente. Hinter dem offenen Wagen fuhr Magnus, und den Schluß bildeten Andreas und Südwind, der ein Plakat um den Hals trug.
    Nach dem nächsten Dorf, wo ihr Zug allerhand Aufsehen erregt hatte, suchten sie einen Rastplatz nahe der Elsenz und richteten sich für die Nacht ein. Andreas fuhr vor Ladenschluß noch mal los nach Eppingen, dem nächsten Ort, durch den sie kommen mußten, und brachte den Film zum Entwickeln und Abziehen in eine Drogerie.
    Hans bot Corinna das Zelt an, er wollte in seinem Schlafsack im Freien schlafen und Andreas und Magnus in dem großen Wagen.
    „Na, hört mal“, protestierte Corinna, „auf welchem Stern leben wir denn? Im Zelt ist doch Platz genug für drei
    Mann, da braucht doch niemand im Freien zu schlafen.“ So krochen denn Hans, Corinna und Andreas in das Zelt,
    während Magnus Möller es sich auf dem Liegesitz seines Wagens gemütlich machte. Nur Südwind verbrachte die Nacht draußen.
    Am Morgen erfrischten sie sich in der Elsenz, frühstückten vor dem Zelt und berieten, wie es weitergehen sollte.
    „Den Städten weichen wir aus“, sagte Hans, „da kann man schlecht reiten, und dauernd hat man Ärger mit den Polizisten.“
    „In den Städten können wir unsere Zirkusschau sowieso nicht abziehen“, stimmte Corinna zu. „Da gibt es keine Wiesen oder Plätze für einen Zirkus wie unseren. Wir müssen dem Publikum auf den Dörfern was bieten.“
    Corinna brauchte eine gute Stunde, bis sie Südwind blank gestriegelt und gebürstet, seine Mähne geflochten und ihm eine große gelbe Schleife in den Schwanz gebunden hatte. Sie fettete ihm auch noch die Hufe ein und kratzte sie sauber.
    „So“, sagte sie zufrieden. „Nun bist du zirkusreif, mein lieber Südwind, und wirst dem Namen Fabunelli alle Ehre machen.“
    In derselben Reihenfolge wie am Vortag zogen sie dann weiter, im Schritt, im Trab, im Galopp, und die beiden Wagen mit entsprechend angepaßter Geschwindigkeit. Sie hielten auf Mühlacker zu und gaben am Nachmittag in Sternenfels ihre nächste Vorstellung. Dabei lief alles so ab wie bei der ersten, nur hatte der Clown Andreas noch die Nummer mit der rutschenden Hose ins Programm mit aufgenommen, die nicht gerade das neueste vom Neuen war, aber die Leute doch zum Lachen brachte.
    Die Fotos, die Andreas anschließend holte, waren gut geworden. „Alle Achtung“, sagte er zu Hans. „Langsam glaube ich selber, daß du der größte Pferdekenner und liebhaber aller Zeiten bist. Mit welcher Anmut du hier den Striegel führst! Und wie hingebungsvoll du Südwind den Wassereimer vors Maul hältst! Wenn das Herz deiner Erbtante dabei nicht vor Rührung schmilzt, will ich Nebukadnezar heißen.“
    Magnus Möller machte sich sofort daran, die Fotos entsprechend zu kommentieren, und sparte nicht mit Lob. Als der Brief im Postkasten steckte, grinste er und sagte zu Hans: „Hoffentlich will deine
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