Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Eine Parkuhr fuer mein Pferd

Titel: Eine Parkuhr fuer mein Pferd
Autoren: Helmut Sakowski
Vom Netzwerk:
in deinem Leichtsinn widerfahren ist.“
„Schön und gut“, meinte Hans, „aber was soll er von nun an überhaupt berichten? Er müßte sich doch alles aus den Fingern saugen und meine Tante beschwindeln.“
„Na und? Soviel Phantasie wird er doch haben!“
Hans schüttelte den Kopf. „Das gefällt mir nicht. Ich möchte die Erbschaft nicht erschleichen, sondern die Aufgabe so erfüllen, wie es abgesprochen ist.“
„Nun halte mal die Luft an. Erbschaft erschleichen! Von wegen. Du sollst reiten und mit Pferden umgehen können, verlangt deine Tante. Aber auch sonst sollst du im Leben deinen Mann stehen und mit kniffligen Situationen fertig werden, die bei einem so langen Ritt quer durch Deutschland unvermeidbar sind.“
„So sehe ich das auch“, stimmte Magnus Möller zu. „Mit ein paar Tausendern in der Tasche unterwegs zu sein ist keine Kunst. Du leistest doch viel mehr, wenn du das Geld, das du für dich und dein Pferd brauchst, selbst verdienen mußt.“
„Okay“, sagte Hans. „Mal angenommen, sie wird das einsehen. Aber willst du ihr sagen, daß du dich auf meine Seite geschlagen hast und deinen Auftrag nicht erfüllst? Das hätte doch für dich Nachteile.“
Magnus winkte ab. „Ich werde nicht lügen und doch nicht die Wahrheit sagen, indem ich nämlich einfach über vieles schweige. Sie bekommt nach wie vor meine Karten oder Briefe, in denen sie lesen kann, daß du liebevoll mit deinem Pferd umgehst und den ganzen Weg reitend zurücklegst. Damit erfüllst du ihre Bedingungen. Daß du nebenbei noch andere Sachen treibst, verschweige ich. Das kann sie erfahren, wenn alles gut und termingerecht abgelaufen ist.“
„Genau!“ stimmte Andreas zu. „Damit hast du sie nicht betrogen.“
Hans biß sich auf die Unterlippe. „Ich habe wohl keine andere Wahl. Wenn ich nicht darauf eingehe, ist schon jetzt alles verloren. Mache ich aber mit, so ist der Ausgang zumindest noch offen.“
„Also denn! Betrachten wir die Sache als geritzt und fangen wir mit der Planung an. Wie stellst du dir das Ganze vor?“ Andreas sah Corinna fragend an.
„Zuerst mal schreibe ich meinem Vater“, sagte sie, „und teile ihm mit, daß ich Südwind und seinen jetzigen Besitzer gefunden habe, daß er das Pferd aber noch nicht bekommen kann, weil es in einem Kleinzirkus auftritt.“
„Das wird ihm aber gar nicht schmecken. Das Pferd, das er dressiert hat, verdient Geld bei der Konkurrenz.“
„Was heißt hier Konkurrenz? Wir nennen uns Zirkus Fabunelli und tun, als wären wir die Vorhut. Das ist die beste Werbung für meinen Vater. Natürlich muß sicher sein, daß ich am Ende der Reise Südwind zurückbekomme und mit ihm wieder bei meinem Vater auftreten kann.“ Sie sah Hans an. „Du sollst ihn uns selbstverständlich nicht schenken, wir werden ihn so nach und nach abstottern.“
„Wenn alles gelingt, so wie wir uns das vorstellen, bekommst du das Pferd als Honorar für deine artistischen Kunststücke“, versprach Hans.
Corinna legte ihm ihre Hand auf den Arm. „Das ist ein Wort! Ich glaube, für den Zirkus Fabunelli geht noch einmal die Sonne auf.“

Kleiner Zirkus ganz groß
    Zwei Tage später öffnete der Minizirkus Fabunelli auf einer Wiese bei Sinsheim seine Tore. Das hießt, Tore gab es nicht. Auch kein Zelt. Aber es ging jedenfalls los.
    In einem Viereck, wie bei einem Boxring durch ein zwischen vier Pfähle gespanntes Seil gebildet, begannen die Artisten mit der Vorstellung. Charly Chaplin war der erste, oder wenigstens ein Mann, der ihn vollendet imitierte. Er schwang den dünnen Spazierstock, wackelte mit dem Schnurrbart, machte ruckartig auf dem Absatz kehrt und polierte mit dem Ärmel seines Fracks seine Fingernägel. Und dann begann er zu tanzen, daß die fünfzig Zuschauer, so viele waren immerhin gekommen, vor Begeisterung in die Hände klatschten. Darauf verwandelte Charly Chaplin sich vor aller Augen in Hildegard Knef und sang mit rauchiger Stimme „Eins und eins, das macht zwei“. Die Leute waren hingerissen. Eine Perücke mit grauem Kraushaar auf den Kopf, braune Farbe ins Gesicht, und Louis Armstrong sang sein heiseres Lullaby.
    Magnus Möller war wirklich ein guter Schauspieler und ein ausgezeichneter Stimmenimitator. Weil die Anzahl seiner Kostüme begrenzt war, blieb er nun äußerlich der Louis Armstrong und ließ in dieser Maske Nenas neunundneunzig Luftballons steigen. Das wirkte besonders komisch. Danach ließ er Udo Jürgens seinen griechischen Wein schlürfen, Peter Alexander in die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher