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Eine Nacht ist nicht genug

Eine Nacht ist nicht genug

Titel: Eine Nacht ist nicht genug
Autoren: Natalie Anderson
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Kate“, erwiderte Emily entgeistert. Doch sie kannte ihre kleine Schwester nur zu gut und wusste, dass diese nach Aufmerksamkeit geradezu lechzte.
    „Komm schon, Em, du hast doch selbst gesehen, wie viele Leute eben zugehört haben. Mit nur drei Liedern bekommen wir genug für ein fantastisches Essen mit tausend Gängen zusammen“, versuchte Kate sie zu überzeugen.
    Bei der Vorstellung lief Emily das Wasser im Mund zusammen, aber sie ignorierte es. „Bestimmt braucht man eine Erlaubnis, wenn man auf der Straße Musik macht“, wandte sie ein.
    Kate tat, als würde sie gähnen. „Du immer mit deinen Regeln und Vorschriften. Langweilig!“
    „Eine von uns muss ja ein bisschen Verantwortungsbewusstsein zeigen.“ Und das war schon immer ihre Aufgabe gewesen. Schon seit Jahren trug sie die Verantwortung für sich und ihre Schwester allein, sie war Mutter, Vater, Schwester, Freundin, Geldverdienerin, Köchin, Haushaltshilfe und Chauffeurin – alles in einer Person.
    „Schade, dass du mich nicht auf dem Klavier begleiten kannst. Oder wollen wir vielleicht das Duett singen?“, fragte Kate.
    „Auf gar keinen Fall.“ Emily begleitete ihre Schwester gern, vermied es aber um jeden Preis, im Rampenlicht zu stehen.
    „Ich singe doch nur zehn Minuten, da hat bestimmt niemand etwas dagegen.“
    Seufzend trat Emily zur Seite und sah zu, wie ihre impulsive, temperamentvolle Schwester ihren Strohhut abnahm und ihr Haar schüttelte. Innerhalb kürzester Zeit war sie von einer kleinen Menschenmenge umringt, was Emily nicht überraschte, denn mit ihren langen roten Locken und der schlanken Figur erregte Kate auch dann Aufmerksamkeit, wenn sie nicht sang. Und sobald ihre engelhafte, klare Stimme erklang, musste man ihr einfach lauschen.
    Als immer mehr Menschen stehen blieben, warf Kate Emily einen triumphierenden Blick zu und lief zu Höchstform auf. Emily blieb am Rand stehen und blickte sich ängstlich nach Carabinieri um.
    „Ihre Schwester hat Talent“, hörte sie plötzlich eine tiefe Stimme hinter sich, und Emily zuckte zusammen.
    Sofort schien ihr ganzer Körper wieder hellwach zu sein und so zu vibrieren, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
    „Ja“, erwiderte sie nur.
    „Und Sie auch.“
    Wie war er darauf gekommen? Emily schüttelte den Kopf. „Nicht so wie meine Schwester.“
    „Nein“, stimmte er zu, und als er weitersprach, war sein markanter Akzent deutlicher zu hören. „Ihre Schwester ist noch ein Kind. Sie dagegen haben die Talente einer Frau.“
    Emily atmete heftig ein. „Das meinen Sie doch nicht ernst!“
    „Oh doch.“ Mit seinen dunklen Augen sah er sie amüsiert und ein wenig herausfordernd an. „Bei dem Blick, den Sie mir über die Schulter zugeworfen haben, konnte ich gar nicht anders, als Ihnen zu folgen.“
    Emily spürte, wie ihr heiß wurde. Sie sollte die Begabungen einer Frau besitzen? Wenn das doch nur stimmte! Dann würde sie ihn dazu bringen, sich vor ihr hinzuknien und sie wider alle Vernunft zu begehren. Die Vorstellung ließ sie erbeben, doch Emily versuchte, ruhig zu bleiben. Seit wann war sie eine Sexgöttin? Sie konnte sich ja nicht einmal daran erinnern, wann sie das letzte Mal Sex gehabt hatte!
    Die trällernde Kate, die Frau, die sie an seiner Seite gesehen hatte – all das war vergessen. Emily nahm nur noch seine warme Stimme und sein sinnliches Lächeln wahr. Ein solches Gespräch voller zweideutiger Bemerkungen zu führen war eine ganz neue Erfahrung für sie, die ihr jedoch sehr gefiel.
    „Wenn das so ist, sollten Sie vielleicht vorsichtig sein“, erwiderte sie.
    „Ganz bestimmt“, entgegnete er jungenhaft lächelnd. „Luca Bianchi“, fügte er dann hinzu und reichte ihr die Hand.
    Emily betrachtete seine Hand, bevor sie ihm wieder in die Augen sah. „Sie befürchten also nicht, dass ich Sie beißen werde?“
    „Um ehrlich zu sein, hoffe ich sogar darauf.“
    „Emily Dodds.“ Als sie ihm die Hand reichte, schien ein Stromschlag ihren ganzen Arm zu durchlaufen.
    „Emily . “ Seine Art, ihren Namen auszusprechen, ließ sie erbeben. Dann umfasste er ihre Hand fester. „Hat Ihnen die Oper gefallen?“
    „Ja, ich fand die Aufführung wunderschön.“
    Er nickte. „Sie war wirklich gut. Allerdings hätte ich mir etwas nettere Gesellschaft gewünscht. Wie war es bei Ihnen?“
    „In Ordnung.“
    „Aber es hätte besser sein können?“
    „Vielleicht.“ Gespielt schüchtern senkte sie den Blick. „Lassen Sie meine Hand eigentlich auch
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