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Eine Nacht ist nicht genug

Eine Nacht ist nicht genug

Titel: Eine Nacht ist nicht genug
Autoren: Natalie Anderson
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grauen Steinbauten im Stadtzentrum.
    Luca und Emily schlenderten durch den von Formschnitt geprägten Bereich, und obwohl hier eine ruhige, kühle Atmosphäre herrschte, war ihr heiß, und sie nahm jedes noch so leise Geräusch intensiv wahr: tröpfelndes Wasser, das Summen einer Biene, ihren eigenen, schnell gehenden Atem, Lucas Nähe …
    Er führte sie einen Weg entlang zu einem Bereich, in dem die Pflanzen wilder wuchsen, höhere Bäume standen und in kurzer Entfernung eine Art Grotte zu sehen war.
    Emily betrachtete den schattigen Platz. „Sieh mal, da picknickt jemand!“
    „Ja, wir“, erwiderte Luca lächelnd und ging zu dem Mann im dunklen Anzug, der neben der Picknickdecke stand. Nach einem kurzen Wortwechsel entfernte sich dieser.
    Luca winkte Emily heran. „Hast du Hunger?“
    Sie nickte und spürte, wie es in ihrem Innern zu leuchten begann. „Und du behauptest, nicht romantisch veranlagt zu sein?“, neckte sie ihn, um ihre freudige Erregung zu verbergen.
    „Es ist doch nur ein einfaches Picknick“, entgegnete er, doch „einfach“ war daran wirklich gar nichts: Auf einer großen roten Decke lagen runde Kissen aus rotem, golddurchwirktem Stoff, daneben zusammengefaltet eine weitere Decke. Für den Fall, dass wir uns verstecken wollen oder mehr Platz benötigen?, dachte Emily mit klopfendem Herzen.
    Als Luca sich neben den großen Picknickkorb kniete, eine Flasche Wein herausholte und zwei Gläser einschenkte, wähnte Emily sich im Paradies. Bereitwillig setzte sie sich auf die Decke, nahm ein Glas entgegen und ließ dann den Blick durch den sorgsam gepflegten Garten schweifen. Sie musste sich sammeln und wieder etwas zur Vernunft kommen, bevor sie alle Vorsicht vergessen würde.
    „Unglaublich“, sagte sie nur.
    „Das Schönste, was Italien zu bieten hat – für dich“, erwiderte Luca lächelnd. „Und damit meine ich nicht das Picknick.“
    „Du scheinst dir deines Werts ja sehr sicher zu sein.“
    „Oh ja, bis auf den letzten Euro“, bestätigte er. „Aber hier geht es nicht um Geld, sondern um Vergnügen. Und das ist unbezahlbar.“
    Luca konnte den Blick einfach nicht von Emily abwenden. Ihre Freude war so echt, dass er ein schlechtes Gewissen bekam. „Ich habe das Picknick nicht selbst zusammengestellt“, gab er zu.
    „Das habe ich mir gedacht“, erwiderte sie lachend. „Aber es war deine Idee.“
    Das stimmte. Doch Lucas schlechtes Gewissen nahm immer mehr zu. Er wollte Emily mit gutem Essen verwöhnen und sie umwerben – nur einen Abend lang. Und er wusste, dass sie trotz ihrer funkelnden Augen und ihres koketten Lächelns keine weltgewandte, erfahrene Schönheit war, sondern eine sehr liebevolle und unschuldige junge Frau. Er hatte nicht das Recht, mit ihr Spielchen zu treiben, sofern sie es nicht auch wollte und die Spielregeln einer kurzen Urlaubsaffäre verstand.
    „Das Hotel hat das Essen zusammengestellt“, erklärte Luca.
    „Dann kriege ich also wirklich ein Fünf-Gänge-Menü“, stellte Emily fest. „Wie kommt es eigentlich, dass du Beziehungen zur Oper hast?“
    „Mein Unternehmen ist Sponsor der Oper.“
    „Dein Unternehmen?“, fragte sie.
    „Ja, es gehört mir.“ Die Firma war sein ganzes Leben, ihr hatte Luca fast das gesamte letzte Jahrzehnt gewidmet: Er hatte studiert, Erfahrungen gesammelt und so das erfolgreiche private Finanzunternehmen aufgebaut. Hilfe von seinem gleichgültigen Vater hatte Luca dabei nicht angenommen, denn er konnte allein Geld verdienen und sich beweisen.
    „Ich gehe oft mit wichtigen Kunden und deren Ehefrauen in die Oper.“
    „Mit ihren Ehefrauen?“, wiederholte Emily, und Luca unterdrückte ein Lächeln.
    „Sì.“ Sie hatte sich also tatsächlich gefragt, wer die Frau war, mit der sie ihn am vergangenen Abend gesehen hatte: die Ehefrau eines Kunden, an der er natürlich nicht interessiert war. Als er Emily vielsagend ansah, bemerkte er, dass sie seine linke Hand betrachtete.
    Luca zuckte innerlich zusammen. Früher einmal hatte er dort einen Ring getragen. Auch später noch hatte er ihn eine ganze Weile nicht abgenommen. Der Ring war wie ein Talisman gewesen, mit dem er Frauen von sich ferngehalten hatte. Doch mit jedem Blick auf das Schmuckstück war die Erinnerung in ihm wieder wach geworden: Nikki war zu schwach gewesen, um ihm den Ring aufzusetzen, sodass er es selbst hatte tun müssen. Und trotz des geringen Durchmessers hatte ihr Ring sehr locker an ihrem knochigen Finger gesessen. Für einen Verlobungsring war
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