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Eine Nacht ist nicht genug

Eine Nacht ist nicht genug

Titel: Eine Nacht ist nicht genug
Autoren: Natalie Anderson
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anderes. Ihr Sitznachbar war nicht nur gut aussehend, sondern geradezu atemberaubend attraktiv. Aus der Entfernung war ihr in erster Linie sein Körperbau ins Auge gefallen, doch aus der Nähe fesselten sie vor allem seine Gesichtszüge.
    Er war groß, dunkel und attraktiv und wie praktisch alle Einwohner dieser Stadt makellos perfekt frisiert. Doch es war viel mehr als nur das: der markante Kiefer, der kaum merkliche dunkle Schatten von Bartstoppeln – und ein breiter, sinnlicher Mund, der in reizvollem Kontrast zu seinen maskulinen Zügen stand. Ob dieser Mund sich wohl so glatt anfühlte, wie er aussah? Auf jeden Fall lud er zum Berühren geradezu ein. Ebenso faszinierend waren die Augen des Fremden: Sie waren von langen dunklen Wimpern umgeben und hatten einen satt glänzenden schokoladenbraunen Ton.
    „Wollen Sie Ihr Wasser nicht?“, fragte der faszinierende Mann, den es offenbar nicht aus der Ruhe brachte, dass sie ihn so intensiv betrachtete. Nein, es schien ihm zu gefallen, neben ihr zu sitzen und sie ebenfalls ausgiebig zu betrachten.
    Emily fiel die Flasche wieder ein, die er ihr gegeben hatte und die sie noch immer in der Hand hielt. Ihr war so heiß, dass das Wasser inzwischen eigentlich sieden müsste.
    „Sie sollten etwas trinken“, erklärte der Fremde gelassen. „Sie scheinen ziemlichen Durst zu haben.“
    Wieder breitete sich das Lächeln auf seinem Gesicht aus und ließ ihn viel weniger arrogant erscheinen. Seine Lippen wirkten erstaunlich weich und gaben den Blick auf strahlend weiße, gerade Zähne frei.
    Er betrachtete die leere billige Stofftasche, die neben Emily lag. „Sie haben kein Picknick mitgebracht und keinen Geliebten, mit dem Sie zusammen den Zauber dieses Abends erleben wollen?“ Mit einer ausholenden Geste wies er auf die Leute auf den umgebenden Sitzplätzen, von denen sich viele aus mitgebrachten Proviantkörben bedienten. Bei den meisten handelte es sich um Paare. Die romantische Stimmung des Abends war förmlich greifbar.
    „Ich bin mit meiner Schwester hier“, verteidigte Emily sich. „Sie ist nur kurz zur Toilette gegangen.“ Um ihren attraktiven Sitznachbarn nicht weiter anzustarren, öffnete sie die Wasserflasche.
    „Woher kommen Sie?“, fragte der Mann.
    „Aus Neuseeland.“
    Ihr Gesprächspartner wirkte überrascht. „Da haben Sie aber eine weite Anreise hinter sich! Kein Wunder, dass Sie sich auf die Musik freuen.“
    „Ja, ich will schon seit Jahren herkommen“, bestätigte Emily, die von dieser Reise immer geträumt hatte. Jetzt wollte sie herausfinden, ob Italien wirklich so warm und voller köstlicher Aromen und Düfte war, wie sie es sich immer ausgemalt hatte. Mit dem Opernbesuch hatte sie Kate locken und überreden können, auf dem Weg nach London hier Station zu machen.
    Hätte Emily die Wahl und genügend Geld gehabt, wäre sie noch weitergereist: nach Venedig, Florenz, Rom und … Unzählige Male hatte sie sich sämtliche italienischen Filme des DVD-Ladens angesehen, bei dem sie arbeitete, und sogar einige Sätze Italienisch gelernt. Als sie nun zur Bühne hinunterblickte, wo die Orchestermusiker in sanft schimmerndem Licht leise warteten, ging für sie ein Traum in Erfüllung.
    Ihre anfängliche Verärgerung war nun vergessen. Sie trank einen großen Schluck aus der Flasche und setzte sie dann zufrieden seufzend ab.
    Plötzlich spürte Emily, wie kühle, kräftige Finger sanft ihr Kinn umfassten. Als der Fremde sanft ihr Gesicht zu sich herumdrehte, ließ sie es wie benommen geschehen. Sein eindringlicher Blick schien sie noch näher zu sich zu ziehen. Dann strich er ihr mit dem Zeigefinger die Wassertropfen von der Unterlippe und hauchte leise: „Sie hatten wirklich sehr großen Durst.“
    Die zarte Berührung ließ etwas in ihr aufflammen, und sie wurde von dem schier übermächtigen Wunsch erfüllt, seinen Finger mit der Zunge zu berühren.
    Die gespannte Vorfreude des Publikums war nichts im Vergleich zu Emilys erwartungsvoller Erregung. Sie wurde von dem starken Wunsch nach mehr ergriffen, was einfach verrückt war. Wie konnte sie sich wünschen, dass ein vollkommen fremder Mann sie küsste?
    Doch Emily, die nie etwas für flüchtige Affären oder gar OneNight-Stands übriggehabt hatte, hätte sich am liebsten zurückgelehnt und ihrem neuen Bekannten freie Hand gelassen – hier und jetzt. Die Flasche glitt ihr aus der Hand, als sie mühsam herausbrachte: „Ihnen ist doch klar, dass es gleich losgeht?“
    Der Mann senkte die Lider,
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