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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung
Autoren: Jennifer Skully
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hob den schweren Tigerkater auf seinen Schoß. Fluffy begann prompt zu schnurren. Was nun
tatsächlich
ein wenig ungewöhnlich war – zumindest in Anbetracht der Tatsache, dass er auf Tanners Schoß saß. Doch der nützte den kleinen Ausrutscher des Katers sofort aus. “Wenn ich die ganze Zeit mit ihm schreie, warum hat der kleine Fluffy mich dann so lieb?”
    Erika sah ihren Vater an. “Er leidet unter dem Stockholm-Syndrom.”
    Tanner sah sie entgeistert an. “Wie bitte?”
    “Das Stockholm-Syndrom. Du weiß schon, das ist, wenn die Entführungsopfer sich mit den Entführern identifizieren und Mitleid mit ihnen entwickeln.”
    “Ich weiß, was es ist.” Dann lachte er. Woher hatte seine Tochter nur diese ganzen Dinge? Und mit welcher Selbstverständlichkeit sie darüber redete! Dem Himmel sei Dank. Sie war erst zwölf und schon so verdammt klug! Tanner hätte vor Dankbarkeit weinen können. Wie hatte er es nur geschafft, ein dermaßen wunderbares Kind großzuziehen? “Fluffy hat kein Stockholm-Syndrom.”
    “Lili sagt …”
    “Es ist mir egal, was Lili sagt.” Er war sich ganz sicher, dass Lili das Stockholm-Syndrom mit keinem Wort erwähnt hatte. Tanner setzte den Kater auf den Boden, schlug sich energisch auf die Knie und stand auf. “Für diese Nacht ist es okay. Was wir morgen Nacht machen, besprechen wir … morgen. Und jetzt möchte ich wissen, was es zum Abendessen gibt.”
    Roscoe sprang auf. “Hackbraten mit Kartoffelbrei.”
    “Und was ist mit Gemüse?” Ein Kind im Wachstum musste genug Gemüse zu essen bekommen. Tanner selbst nahm sich auf dem Weg von der Arbeit schon mal Fast Food mit nach Hause, doch Erika sollte sich an dieses Zeug gar nicht erst gewöhnen.
    “Brokkoli.”
    Er hasste Brokkoli. Aber er war gesund für Erika, also würde auch er ihn hinunterwürgen. “Geh dir die Hände waschen, Liebes.”
    Gemeinsam mit Fluffy, den sie sich wie ein Bündel Wäsche unter den Arm geklemmt hatte, stürmte Erika aus dem Wohnzimmer.
    Sobald sie die Treppe hinauf verschwunden war, wandte sich Tanner an Roscoe. “Erzähl mir mehr über diese Frau in Wanettas Haus.”
    “Lili Goodweather? Sie ist sehr hübsch.”
    “Ich meine nicht ihr Aussehen. Ist es die, die angeblich immer mit Wanettas Katzen geredet hat?”
    “Genau die.”
    Tanner fuhr sich durchs Haar. “Und”, fragte er leicht ungeduldig, “was weißt du sonst noch über sie?”
    “Wanetta hat ihr für ihre Hilfe das Haus vererbt.”
    Verdammt. “Sie hat sich allen Ernstes von einer alten Frau mit einem Haus bezahlen lassen?” Er hätte eindeutig besser darauf achten sollen, was drüben in Wanettas Haus vor sich ging.
    “Nein, so war es nicht. Für Wanetta war Lili wie eine Tochter. Sie wollte ihr helfen. Und sie wollte nicht, dass ihre Katzen im Tierheim landen. Wanetta hat sich gewünscht, dass Lili in aller Ruhe ein gutes Zuhause für die Tiere findet.”
    “Na gut, diese Lili ist also keine Erbschleicherin. Aber dass du Erika mit zu ihr hinübergenommen hast …”
    “Es hat der Kleinen gutgetan. Sie war verzweifelt, als Fluffy heute Morgen nicht nach Hause gekommen ist. Es hat mir das Herz gebrochen mit anzusehen, wie sie leidet.” Roscoe legte sich eine Hand auf die Brust. “Und nachdem sie ihn nach der Schule gefunden hat, hat es mir fast
noch einmal
das Herz gebrochen, als sie – ohne Erfolg – versucht hat, ihn aufzuheitern.” Roscoe sah ihn vorwurfsvoll an. “Deshalb tut es mir nicht leid, dass ich mit ihr zu Lili gegangen bin.”
    Tanner merkte, wie sich sofort sein schlechtes Gewissen meldete, weil er fast nie da war, wenn Erika ihn brauchte. Mit jeder beruflichen Beförderung wurde seine Zeit für die Familie sukzessive weniger. Ständig nahm er sich vor, um sechs Uhr abends zu Hause zu sein, aber mindestens dreimal in der Woche wurde es sieben – oder noch später. Ganz zu schweigen von der Arbeit, die er sich für das Wochenende mit nach Hause nahm.
    “Ich muss jetzt das Brot aus dem Ofen nehmen.”
    Tanner hielt ihn zurück. “Ich bin froh, dass du mit ihr bei dieser Lili warst. Man merkt, dass es ihr geholfen hat.” Wenn Tanner auch nicht ganz einverstanden mit dieser Sache war – Roscoe hatte das Herz am rechten Fleck.
    Sein Vater schmunzelte. “Lili ist eine zauberhafte junge Frau, Tanner. Du würdest sie mögen, wenn du ihr eine Chance gäbst. Unterhalte dich doch mal mit ihr. Überzeuge dich persönlich davon, ob sie einen guten oder einen schlechten Einfluss auf Erika hat.” Dann eilte
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