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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung
Autoren: Jennifer Skully
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Motorradhelmen der Fall war. Er war eher grau als schwarz gewesen, doch bei den schlechten Lichtverhältnissen im Wald konnte man sich leicht täuschen. Katzen waren nicht in der Lage, bei völliger Dunkelheit zu sehen, aber ihre Augen reagierten empfindlicher auf wenig Licht. Für Lilis Menschenaugen hatte sich das, was Fluffy beobachtet hatte, bei Tageslicht abgespielt. Doch es hätte auch viel später sein können.
    Sie sah Einstein direkt in ihre grünen Augen. “Ich hätte Erika fragen sollen, wann sie Fluffy das letzte Mal gesehen hat, bevor er verschwunden ist. Dann wüssten wir genauer, wann es passiert ist.”
    Dummkopf
. Wenn Einstein ihr das Bild einer Narrenkappe schickte, bedeutete es
Dummkopf
. Oder
Du bist doof
.
    “Du bist mir keine große Hilfe.”
    Das liegt daran, dass ich am Verhungern bin. Füttere mich.
Jede Menge Schüsselchen mit Katzenfutter hüpften vor Lilis geistigem Auge auf und ab.
    Die Katzen zu füttern war immerhin etwas Konstruktives. Lili ging in die Küche, stellte die Schüsseln nebeneinander auf die Theke und öffnete die Dosen. Sie hatte versucht, beim Füttern eine Art Rotationsprinzip einzuführen, doch da jede Katze die Erste sein wollte, hatte sie diesen Versuch bald aufgegeben. Sobald der Deckel der ersten Dose mit einem Zischen aufsprang, strichen ihr acht flauschige kleine Gesellen um die Beine. Einstein stemmte sich mit den Vorderpfoten an die Küchentheke und schaute zu.
    Lili redete weiter mit ihr. “Wir müssen mehr aus Fluffy rauskriegen. Ich hätte nicht so schnell aufhören dürfen.” Jetzt hatte das Entsetzen wieder die Oberhand. “Wie soll ich das bloß anstellen, ohne es Erika zu sagen?”
    Roscoe
. Lili erkannte den Tipp in Einsteins Bild.
    Sie stellte die ersten drei Schüsseln auf den Boden, und die hungrige Meute stürzte sich darauf. Lili projizierte das Bild eines geregelten Fressablaufes in den Raum, doch es bewirkte rein gar nichts. Fressen und geregelte Abläufe schienen sich einfach auszuschließen.
    Obwohl sie innerlich immer noch aufgewühlt war, musste sie nun lächeln. Da war Einsteins blaugraues, silbern glänzendes Fell, neben ihr ein flauschiges weißes Fellbündel mit schwarzem Näschen, daneben ein weißes mit schwarzen Flecken, des Weiteren eine dreifarbige Katze, eine Schildpatt sowie eine getigerte, eine Leopardkatze und die elegante Siamkatze. Wanetta hatte immer streunende Katzen aufgenommen, sie gefüttert, gezähmt und gesund gepflegt und dann ein gutes Plätzchen für sie gesucht.
    Das Klopfen an der Küchentür, die in den Garten führte, ließ Lili erschrocken herumfahren. Im Dunkeln stand ein Mann. Lili hatte vergessen, das Licht draußen einzuschalten. Groß, muskulös, helles Haar. Mehr war nicht zu erkennen. Doch Lili
wusste
: Dies war der geheimnisvolle Tanner.
    Ihre Gebete waren also erhört worden.
Ihm
konnte sie erzählen, was Fluffy mit angesehen hatte. Und es war nur rechtens, dass er es erfuhr. Er war Erikas Vater.
    Das Problem allerdings war, dass er sie angesichts der acht Katzen in der Küche für eine verrückte Katzenfrau halten musste. Ob er ihr dann noch zuhören würde?
    “Nichts überstürzen. Überfall ihn nicht gleich mit Fluffys Erlebnis”, beschwor sie sich leise. “Sei einfach du selbst.”
    Aber falls er sie schon wegen der vielen Katzen für eine verrückte Katzenfrau hielte, was würde er erst tun, wenn sie
sie selbs
t war? Er würde schleunigst die Flucht ergreifen.
    Roscoe hatte untertrieben. Lili Goodweather war nicht hübsch. Mit ihrem dunklen hüftlangen Haar und diesem Lächeln – strahlend wie ein Sommertag – war sie geradezu atemberaubend. Ihr Seidentop gab den Blick auf zwei wohlgeformte, nackte Schultern frei. Der dünne Stoff ihres Rocks betonte ihre schlanke Figur und passte genau zur Farbe ihrer Augen – einem ungewöhnlichen, leuchtenden Blau, das ihn an blühenden Flieder erinnerte. Der Saum ihres Rocks streifte dicke Wollsocken, und ihre Schuhe waren ein unglaublicher Kontrast zu ihrer eleganten Kleidung: Diese klobigen Stiefel waren vermutlich modern – aber trugen das nicht nur Teenager? Lili Goodweather war bestimmt so um die dreißig.
    “Sie müssen der geheimnisvolle Tanner sein.” Sie machte die Tür auf und lächelte ihn an.
    “Der geheimnisvolle Tanner?”
    “Ich habe mich schon gefragt, ob es Sie wirklich gibt. Roscoe und Erika reden zwar immer von Ihnen, aber ich habe Sie noch nie zu Gesicht bekommen.” Sie hatte volle, unglaublich verführerische
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