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Eine magische Begegnung

Eine magische Begegnung

Titel: Eine magische Begegnung
Autoren: Jennifer Skully
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er in die Küche.
    “Das werde ich allerdings”, murmelte Tanner und ging nach oben, um sich umzuziehen.
    Er war nicht immer einer Meinung mit seinem Dad gewesen und hatte seine Probleme damit gehabt, wie Roscoe sein Leben gestaltet hatte. Ständig hatte er seine Jobs gewechselt und versucht, seine selbst komponierte Musik zu verkaufen. Es war ihm trotz aller Bemühungen nie gelungen. In gewisser Weise hatte Roscoe Tanners Mutter im Stich gelassen. Wochenlang war sie allein zu Hause geblieben, während er selbst – ohne Erfolg – unterwegs war, um seinen Traum zu verwirklichen. Eines Tages war sie im Krankenhaus an Krebs gestorben, und nur ihr damals 19-jähriger Sohn war bei ihr gewesen. Roscoe hatte es nicht geschafft, rechtzeitig da zu sein.
    Ja, Tanner hatte seine Probleme mit Roscoe, doch seit sein Vater vor vier Jahren zu ihm gezogen war, hatte er sich als Geschenk des Himmels entpuppt. Und dafür, wie sehr er Erika liebte und wie gut er für sie sorgte, hatte ihm Tanner alles verziehen. Tanner arbeitete im Silicon Valley und brauchte – an guten Tagen – eine gute Stunde hin und wieder zurück. Doch er wollte, dass Erika hier in dieser ländlichen Gegend am Fuße der Berge und in jenem Haus aufwuchs, in dem sie geboren war. Sie sollte nach der Schule nach Hause kommen und weder ein Schlüsselkind sein, noch sich – was noch schlimmer gewesen wäre – am Nachmittag in irgendwelchen Einkaufszentren herumtreiben. Er schauderte bei dem Gedanken an die Zeit, bevor Roscoe vor vier Jahren zu ihnen gezogen war, weil sein Leben damals eine einzige Pechsträhne gewesen war (was nicht heißen sollte, dass sein Vater
jemals
viel Glück gehabt hätte). In den ersten vier Jahren nach Karens Tod hatte Tanner sein geliebtes Kind einer Tagesmutter anvertrauen müssen. Oft war er damals nachts schweißgebadet aufgewacht, weil er sich solche Sorgen um sie gemacht hatte.
    Vor all diesem Umbill hatte Roscoe ihn gerettet, oder sogar mehr als das: Er hatte Erika gerettet.
    Und deshalb hatte Tanner alles, was er seinem Vater lange Zeit übel genommen hatte, beiseitegeschoben. Wichtig war, dass Erika behütet aufwuchs und ein guter, anständiger Mensch wurde. Sie würde es in ihrem Leben weit bringen. Tanner lachte leise in sich hinein. Stockholm-Syndrom. Auf so etwas konnte auch nur seine Tochter kommen. Sie war einfach wunderbar. Immer wieder versetzte es ihn in dankbares Staunen, dass dies
sein
Kind war.
    Und deshalb würde er dieser Miss Lili von nebenan einen Besuch abstatten. Er wollte nicht, dass sie seine vernünftige Tochter mit ihren seltsamen Spinnereien ansteckte.
    Roscoe nahm das Brot aus dem Ofen und steckte ein Messer hinein. Ah, wunderbar.
    Noch
besser war allerdings der bevorstehende kleine Ausflug seines Sohnes zum Nachbarhaus. Nach dem Essen würde Tanner durch die Hecke nach drüben schlüpfen müssen. So ähnlich wie Alice im Wunderland bei ihrem berühmten Fall durch das Kaninchenloch. Tanner hatte ja gar keine Ahnung, was ihn erwartete. Roscoe war nicht absolut überzeugt, dass Lili mit Tieren sprechen konnte, aber er hatte in seinem langen Leben schon einige unerklärliche Dinge gesehen und gehört und war bereit, dieser Frau eine Chance zu geben. Lili war ein ungewöhnlicher Mensch. Herzlich, liebevoll und voller Schwung und Elan. Genau jene Art von Einfluss, die Erika brauchte.
    Obwohl Tanner dazu neigte, zu viel zu arbeiten und sich zu wenig Freizeit zu gönnen, war er ein guter Vater. Doch es gab einen Punkt bei Erikas Erziehung, den Roscoe Tanner vorwerfen musste. Die arme Kleine hatte keine Träume. Sie wollte Betriebswirtschaft studieren und Karriere wie ihr Vater machen, der im Silicon Valley ein wichtiger Finanzmanager war. Um Himmels willen, was für ein Traum war
das
denn für ein zwölfjähriges Kind? Überhaupt kein
Traum
. Wäre ihre Mutter, Gott hab sie selig, noch am Leben, sie hätte Erika gezeigt, dass die Welt voller Wunder und von Zauber erfüllt war.
    Lili hatte diesen Zauber auch in sich.
    Nicht, dass Tanner nicht hin und wieder Träume gehabt hätte. Meine Güte, Roscoe erinnerte sich an eine Zeit, als sein kleiner Sohn einmal ein großer Anthropologe werden und das fehlende Glied in der Kette der Menschheitsgeschichte entdecken wollte. Doch als Tanner erwachsen geworden war, hatte er all seine Träume weggeworfen – die guten wie die schlechten. Doch manche Lebensträume waren es wert, verwirklicht zu werden. Davon war Roscoe felsenfest überzeugt. Denn er hatte selbst sein
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