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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug
Autoren: Alan Gratz
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gesagt, Olivia und Hamilton hätten so was wie eine Beziehung?«
    »Meine Güte, Dad.« Eine jüngere männliche Stimme, Ende Highschool, vielleicht College. »Du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, du hättest nichts bemerkt.«
    »Das geht dich überhaupt nichts an!«, kam eine gedämpfte, aber wütende Stimme. Es war das Mädchen, wegen dem sich gestern Abend im Auto das Fenster auf meiner Seite beschlagen hatte. Ich lehnte mich neben der Tür gegen die Wand, noch nicht bereit, mich bemerkbar zu machen.
    »Es geht uns etwas an, sag ihr das, Dad.«
    »Also, sicherlich … Es ist so, dass es möglicherweise zu Kompli… Hattet ihr richtige Dates?«
    »Oh, klar. Wenn Larry mal mit einer zusammen war, hast du sie gleich zum Abendessen nach Hause eingeladen und mit ihr zusammen das Geschirr ausgesucht.«
    »Jetzt komm bloß nicht mit der Masche ›keiner beachtet mich‹. Du weichst den Fragen aus.«
    »Bringen sie dir bei den Juristen bei, so mit den Zeugen des Gegners umzugehen? Bin ich jetzt im Kreuzverhör?«
    »Ich bin noch nicht an der Uni. Das kommt noch.« Er seufzte genervt. »Sag’s ihr, Dad. Sag ihr, dass Hamilton nicht gut für sie ist.«
    »Oh. Also.« Ihr Vater senkte die Stimme. Immerhin befanden wir uns hier ja in Hamiltons Haus. »Ich denke, der Junge ist schon ganz in Ordnung, aber als der einzige Sohn unseres Arbeitgebers … ich meine, unseres Exarbeitgebers … womit ich meine, als einziger Stiefsohn unseres jetzigen Arbeitgebers …«
    »Er benutzt dich, Liv«, unterbrach Larry. »Das ist dir doch klar, oder? Wenn er zurück auf dieser schnöseligen Privatschule ist, meinst du echt, dass er dann noch scharf auf dich ist? Wenn er da ein Dutzend reiche kleine heiße Feger hat, die ihn alle anhimmeln? Du bist gut genug für einen Sommer, aber für einen Prince bist du kein Heiratsmaterial.«
    Ich weiß, dass sich Familienmitglieder alle möglichen Gemeinheiten an den Kopf werfen dürfen, die sie einem Außenstehenden niemals durchgehen ließen, aber Larry war eindeutig zu weit gegangen, und um das zu wissen, musste ich mich nicht im selben Raum befinden. Ich stieß ein bühnenreif übertriebenes Husten aus und ging hinein, womit ich den alten Mann fürchterlich erschreckte. Ganz klar, Olivia hatte Tränen in den Augen. Sie wandte sich schnell ab in der Hoffnung, ich würde es nicht bemerken. Larry und ihr Vater hatten es gar nicht mitgekriegt, und ich gab ihr einen Augenblick, um sich zu sammeln, während ich den Blödmann spielte.
    »Tut mir leid«, sagte ich zu den Jungs. »Ich suche die Futterkrippe.«
    »Die, äh, die was ?«, fragte der alte Mann.
    Unbestimmt deutete ich mit dem Kopf über die Schulter auf das ganze Haus. »Bei Toys"R"us hab ich mich links gehalten, aber irgendwo in der Nähe vom Möbelhaus hab ich mich verirrt.«
    »W ir sind hier mitten in einer Besprechung«, sagte der, der Larry sein musste. Er war rund fünf Zentimeter größer als ich und sah aus, als hätte er sich schon den Anfängerspeck angefuttert, wie viele Jungs im ersten Collegejahr. Ich schätzte ihn auf zwanzig bis einundzwanzig. Wenn man als jüngstes von sieben Kindern aufwächst, kriegt man ein Auge fürs Alter.
    »Das hab ich gehört«, sagte ich. »Ich bin Horatio Wilkes, ein Freund von Hamilton vom Wittenberg.«
    Wittenberg hatte ich absichtlich erwähnt, nur damit Larry sich Sorgen darüber machte, ob ich wohl gehört hatte, wie er sich das Maul über Hamilton und seine schnöselige Schule zerrissen hatte. Ich dachte auch daran, die kleinen heißen Feger zu erwähnen, doch es machte mehr Spaß, ihn schwitzen zu sehen.
    »Horatio?«, sagte der Vater prüfend, als er den Namen hörte, und reichte mir die Hand. Es ist ein seltsamer Name, ich weiß, doch die Mädels scheinen ihn zu mögen.
    Ihr Vater wirkte reichlich harmlos, und so nickte ich ihm freundlich zu und drückte ihm fest die Hand. Er war älter, als ich bei jemanden erwartet hätte, der Kinder in der Highschool und auf dem College hat, doch vielleicht ließen ihn die schütter werdenden weißen Haare und die winzige runde Brille, die er trug, so wirken, als sei er reif fürs Altersheim. Andererseits hatte er einen kräftigen Händedruck und war für so einen alten Knacker noch ganz gut beieinander.
    »Paul Mendelsohn, Justiziar für Elsinore Paper International und für die Familie Prince. Mein Sohn Lawrence und meine Tochter Olivia.«
    »W ir sind uns schon begegnet«, sagte Olivia, jetzt wieder ganz gefasst. Sie trug meine
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