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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Höflichkeit, was ihm auch dann zugutekommen würde, wenn er sich geirrt haben sollte und Bebè ihn eines schönen Tages doch zu verführen gedachte. Was alles in allem nicht ganz außerhalb des Möglichen war. Auch jetzt war sie auf provozierende Weise zurechtgemacht,die Haare fielen ihr offen auf die nackten Schultern, zwei große türkisgrüne Ohrringe passten genau zu dem leichten Strandtuch, das farblich mit dem aufreizend geschnittenen Bikini darunter harmonierte. Sie war ganz sicher nicht auf dem Weg zur Messe, dachte er und bereitete sich innerlich auf fünf Minuten unnützen Geschwätzes vor. Doch unerwarteterweise kam Bebè direkt zur Sache.
    »Entschuldige, wenn ich gleich mit der Tür ins Haus falle, aber ich versuche dich seit gestern zu erreichen, weil wir dich … also, ich wollte dich etwas fragen.«
    »Ja? Alles, was du willst, meine Liebe.« So war es richtig, liebenswürdig, aber distanziert.
    »Wie geht es Elena? Ich meine, hast du etwas von ihr gehört? Entschuldige, ich weiß, dass mich das nichts angeht, aber ich dachte, wir haben uns Sorgen gemacht, also ich habe mir Sorgen gemacht, und daher, weißt du, man hört doch so viel.«
    »Was hörst du, Bebè? Kannst du dich bitte klar ausdrücken?« Er verlor allmählich die Geduld, die Butter wurde weich, die Fischstäbchen begannen zu tropfen und diese blöde Kuh bekam den Mund nicht zu.
    »Es ist ja so«, sagte sie mit verzweifelter Entschlossenheit und sah ihm direkt in die Augen, »es ist ja so, sie haben eine tote Frau gefunden, völlig unkenntlich, und deshalb wollten wir, also ich, wollte ich wissen, ob man dir Bescheid gegeben hat, nur so, um sicherzugehen, nicht dass wir auch nur im Entferntesten daran dächten, dass … aber …«
     
    Es waren ein paar sonntägliche Badegäste am Strand. Nicht allzu viele, aber genug, um ihnen die Aussicht zu verderben. Sie hatten sich einen versteckten Winkel am Ende des Strandes gesucht, aber die Menschen sind nun mal Herdentiere und waren sofort in Scharen herbeigelaufen, um sich ihren Artverwandten anzuschließen. Fünfzehn Meter weiter rechts eine beleibte Frau im schwarzen Zweiteiler. Die Leute hatten einfach kein Schamgefühl. Direkt am Wasser, zehn Meter vor ihnen, lag das übliche verliebte Pärchen, er eine Bohnenstange und sie praktisch eineZwergin. Was fanden die Leute nur daran, sich immer die aus ästhetischer Sicht am wenigsten passenden Partner zu suchen? Im Wasser planschten vier grellbunt gekleidete Senioren, zwei Männer und zwei Frauen, faltig und braungebrannt, und schnatterten laut, anstatt in ihre Gruft zurückzukehren. Die Menschen kannten die eigenen Grenzen nicht mehr.
    Titta Sangiacomo wandte verdrossen den Kopf ab. Neben ihm schmorte Cristina selig in der Sonne. Klar, sie mochte es, wenn Betrieb war. Nächstes Jahr, versprach er sich, fahre ich mit einer Frau ans Meer, die Felsen mag. Er verstand nicht, warum sie trotz ihres privaten Zugangs in Sigmalea am öffentlichen Strand von Pioppica liegen mussten, wo sich einem die Steinchen in den Rücken bohrten und keinen halben Meter vor seiner Nase ein Haufen stinkender Algen lag. Ganz zu schweigen von der Wasserqualität. Es ging ihm ja nicht nur um die Felsen, sondern auch um die Abgeschiedenheit, um das Bedürfnis nach Privacy, nach Exklusivität. Alles Begriffe, für die in Cristinas hübschem Köpfchen kein Platz war.
    Dafür hatte sie einen tollen Arsch. Er tätschelte ihn mit besitzergreifender Geste. Neuer Sommer, neue Freundin, bis dahin heißt es genießen, was da ist.
    »Was ist los, Liebster, hast du Lust auf ein Bad?«
    »Mmmm, ich hätte auf was ganz anderes Lust.«
    »Wie kannst du nur, bei der Hitze. Lass uns lieber einen Spaziergang machen. Los, steh auf, du Faulpelz!«, und schon zog und schob sie ihn, fröhlich und sprudelnd, wie sie nun mal war, die nervige kleine Zecke. Vielleicht war es ja noch früh genug, um schon für diesen August einen Ersatz aufzutreiben, dachte er, während sie Hand in Hand über den glühend heißen Sand staksten. Marilena oder Loredana, irgendeine, die die Gastfreundschaft in einer Villa mit Zugang zum Meer und Privatmole zu schätzen wusste.
    »Siehst du die Algen da drüben? Da ist es passiert.«
    »Diesen stinkenden Haufen? Den sehe und rieche ich. Eine Schande, in welchem Zustand der Strand hier ist. Was ist da passiert?«
    »Wenn du nicht immer nur deine Schweinereien im Kopf hättest, sondern auch mal einen Blick in die Zeitung werfen oder Nachrichten gucken würdest
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