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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
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vielleicht wenigstens durch die Peinlichkeit.
     
    Im Hauptraum wurde den Männern klar, dass Perella sie verlassen hatte. Gebrüll erhob sich. Verovolcus und einige der Gefolgsleute des Königs hatten einen Mann gefunden, den ich als Lupus erkannte. Sie bestraften ihn für seine Fehde mit dem in Ungnade gefallenen Mandumerus. Seine eigenen Männer, denen er die Arbeitsplätze so teuer verkauft hatte, schauten zynisch zu. Niemand bot ihm Hilfe an. Als sie ihn zu Brei geschlagen hatten, verschwanden Verovolcus und seine Leute durch den Hinterausgang, eindeutig nicht auf der Suche nach den Klos. Sie kamen nicht zurück, also hatten sie sich wohl davongemacht. Andere in der Schenke beschlossen, ihren Frust an jedem auszulassen, der gerade greifbar war. Da die Tänzerin ihnen keine Unterhaltung mehr bot, droschen die verschiedenen Bauarbeitertrupps einfach gegenseitig aufeinander ein. Wir blieben in unserer Nische, während Fäuste auf Wangenknochen krachten. Männer lagen auf dem Boden, andere sprangen auf sie drauf und prügelten fröhlich weiter. Einige versuchten die am Boden Liegenden zu retten, wurden aber von denjenigen angegriffen, denen sie zu helfen meinten. Karaffen flogen durch den Raum. Bier wurde auf dem Boden verschüttet, Tische umgeworfen.
    Ein Teil der Rauferei verlagerte sich nach draußen auf die Straße, was drinnen Platz schuf für komplexere Ringkämpfe. Wir saßen ruhig da und schauten zu. Mir ging es saumäßig. Ich hielt die Hand an die Wange, in der mein Zahn jetzt so wehtat, dass ich innerhalb der nächsten paar Stunden etwas unternehmen musste, um nicht an Blutvergiftung zu sterben.
    Auf der anderen Seite des Schankraums sah ich die Camillus-Brüder. Sie hielten sich ebenfalls aus dem Kampf raus und saßen hochnäsig an einem Tisch wie mindere Gottheiten, ließen es sich schmecken und gaben Kommentare ab. Aelianus hatte sein verwundetes Bein steif von sich gestreckt. Justinus hob einen Teller und bot uns an, die Viktualien mit ihnen zu teilen. Ich lehnte ab und deutete auf meine schmerzende Wange. Die Camilli hatten sich mit einem Mann am Nebentisch unterhalten. Justinus zeigte auf ihn und ließ seine eigenen Beißer aufblitzen. Sie hatten den örtlichen Zahnklempner gefunden. Abgekämpft, genervt von dem Tumult um mich herum, wollte ich nur noch in Ruhe sterben.
    Plötzlich hörten die Raufereien auf. So rasch, wie sie entstanden waren, ebbten die Kämpfe wieder ab. Jemand musste was von einem Schnulzensänger in einer weiteren Schenke verbreitet haben. Gleich darauf war unsere Kaschemme leer. Der Wirt fegte zerbrochene Becher auf. Ein paar Nachzügler hatten den Kopf auf den Tisch gelegt und sahen grün um die Nase aus, aber es kehrte so etwas wie Frieden ein. Meine Frauensleute machten sich für den Heimweg bereit. Ich sah, wie die Camilli Bedingungen für eine spätnächtliche Zahnbehandlung vereinbarten.
     
    Ein paar Reisende, die nichts davon zu wissen schienen, was ihnen hier entgangen war, kamen herein und schauten sich um.
    »Bah! Was für ein übles Loch!«, rief die Stimme eines Jungen. Er klang fröhlich. Er hatte einen großen struppigen Hund dabei, der unerzogen und sehr aufgeregt war.
    »Was Besseres gibt’s anscheinend nicht«, sagte eine andere Stimme. Ich schaute auf.
    Eine seltsame Gruppe marschierte in das Nemesis. Hinter dem Jungen kam ein großer ruhiger Mann, in Braun gekleidet, der rasch seinen Blick durch das Etablissement schweifen ließ. Er trug einen schweren Allwettermantel mit einer spitzen Kapuze und einem Sturmverschluss am Kragen. Zu dieser vernünftigen Reisekleidung gehörten feste Stiefel und eine quer über der Brust hängende Schultertasche. Bei ihm waren vier Kinder unterschiedlichen Alters, alle in ähnlichem Stil warm gekleidet, mit Wollsocken in den Stiefeln und jedes mit einer Tasche. Sie sahen sauber aus, gesund, gut versorgt und schienen das Leben offenbar zu genießen. Die beiden Jungs brauchten einen Haarschnitt, aber die beiden Mädchen hatten ordentlich geflochtene Zöpfe.
    Sobald sie drinnen waren, drängten sie sich um den Mann und schauten sich genau wie er misstrauisch nach allen Seiten um. Er hatte sie gut gedrillt.
    »Ach du je!« Sie hatten Maia entdeckt. Das versprach mehr Ärger, als sie erwartet hatten. »Pass auf, Onkel Lucius!«
    Ancus sauste sofort quer durch den Schankraum und warf sich mit einem kläglichen Schrei in die Arme seiner Mutter. Er war acht, hatte sich aber immer wie ein Kleinkind aufgeführt. Empfindsam, behauptete
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