Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
nicht wieder abweisen zu lassen. Zu viele Klienten hatten ihn frustriert angeschrien, wenn seine Arbeiter wieder mal nicht auftauchten oder sich Schimmel an den Wandrohren bildete oder das Tauchbecken nach Monaten der Verzögerung endlich ausgekleidet wurde – aber in der falschen Farbe.
    Vielleicht war er sogar schon von den Vigiles verhört worden.
    Nichts war ihm neu. Er beantwortete alles in dieser aufreizenden Weise – stritt nichts ab, versprach alles, aber erfüllte nie etwas. All meine Wut über das Badehaus war wieder da. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn für die Wochen mieser Laune, die wir seinetwegen hatten ertragen müssen, für die Geldverschwendung, für Helenas Enttäuschung und ihren Stress. Und das, bevor ich mich an die Szene erinnerte, als Papa und ich die Spitzhacken ergriffen und die grausige Leiche entdeckt hatten.
    Ich sagte, ich würde ihn verhaften. Gloccus würde der Prozess gemacht werden. Man werfe ihn den wilden Tieren zum Fraß vor. In Londinium gab es ein Amphitheater. Zum Hades, es gab sogar hier eine Arena. Löwen und Tiger waren hier zu Lande zwar etwas knapp, aber in Britannien nahm man Wölfe, Bullen und kaledonische Bären … Als Erstes würde ich ihn dazu bringen, mir zu sagen, wo ich Cotta finden konnte. Wenn dafür Folter nötig war, würde ich persönlich die spitzen Pflöcke anzünden und die Daumenschrauben fester ziehen.
    Vielleicht trug ich etwas zu dick auf. Er sprang plötzlich hoch. Justinus und Larius blockierten seinen Fluchtweg zur Straße. Er wirbelte herum, wollte zum Hinterausgang, und stieß Aelianus beiseite. Der prallte gegen den Tisch in der Ecke. Die Cupidostatue fiel klirrend gegen die Wand. Ein lautes Geräusch ertönte. Der Bogen schwirrte. Gloccus wurde von dem großen Eisennagel erschossen, direkt durch die Kehle.

LVII
     
     
    Es war ein Missgeschick. Gloccus starb daran. Nicht sofort. Er litt. Für mein Gefühl nicht genug, aber für die humaner Gesinnteren schon. Die Jungs schickte ich weg. Ich blieb.
    Es hatte keinen Zweck, erneut zu fragen, ob er oder Cotta Stephanus umgebracht hatte. Selbst wenn Gloccus hätte sprechen können, wäre er nie damit rausgerückt. Und wenn er etwas gesagt hätte, wäre ich mir nie sicher gewesen, ob ich ihm glauben konnte. Um die Sache zu beenden, den erforderlichen Strich darunter ziehen zu können, wartete ich, bis er abkratzte.
    Na gut, unter diesen Umständen ist abkratzen das falsche Wort. Ich höre Gloccus in seinen letzten Momenten immer noch. Ich erwähne das nur, um jene zu trösten, die drei Tage, nachdem die Bauarbeiter verschwunden sind, das Abflussrohr in ihrem neuen Caldarium total mit Dreck verstopft vorfinden.
     
    Ich befand mich in einem dunklen Loch, wo das Leben brutal ist. Die Regenbogenforelle blieb offen, egal, wer auf ihrem dreckigen Fußboden verreckte. Die Gäste traten beiseite, um mir Licht und Luft zu lassen, während ich neben Gloccus hockte. Jemand gab mir sogar etwas zu trinken, damit ich die grausige Totenwache durchhielt. Als Gloccus gestorben war, zerrten sie die Leiche einfach durch die Hintertür hinaus.
    Auch als er weg war, fühlte ich mich nicht viel besser. Zumindest hatten wir Formalitäten vermieden. In Britannien hört man keine Vigiles pfeifen und muss dann stundenlang Fragen über sich ergehen lassen, die alle andeuten, dass man sich eines Verbrechens schuldig gemacht hat. Angesichts dessen, was ich für Gloccus empfand, belastete sein Ende mein Gewissen kaum. Es passte. Besser, ich dachte nicht darüber nach, dass der Pfeil genauso gut einen von uns hätte treffen können und wir dann genauso in einer schmalen Gasse den wilden Hunden zum Fraß vorgeworfen worden wären. Aber das Gefühl, etwas nicht vollkommen erledigt zu haben, machte mir zu schaffen.
    Als ich gehen wollte, kam Timagenes, der Landschaftsgärtner, zusammen mit Rectus, dem Abwasseringenieur, herein. Offenbar waren sie regelmäßige Trinkkumpane. Vielleicht lag es an dem Schock, aber ich platzte damit heraus, was passiert war. Rectus zeigte großes Interesse und beschloss, mit dem Wirt zu verhandeln, um den dickarschigen Cupido zu erwerben. Dessen Arme fielen ab, als Rectus die Statue inspizierte, aber er meinte, das würde er wieder hinkriegen.
    Auch die beiden spendierten mir etwas zu trinken. Es half gegen die Zahnschmerzen, die wieder angefangen hatten.
    »Was macht ihr beide hier? Wenn ihr wegen der Tänzerin gekommen seid …«
    »Wir doch nicht.« Rectus verzog das Gesicht. »Wir sind absichtlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher