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Eine Lady zu gewinnen ...

Eine Lady zu gewinnen ...

Titel: Eine Lady zu gewinnen ...
Autoren: Sabrina Jeffries
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Fingerspitzen … Davon bekam Gabe niemals genug.
    Draußen im Stall herrschte ein Kommen und Gehen, aber hier in der Box gab es nur Gabe und Jacky Boy. Manchmal riss ihn etwas aus seiner Träumerei – ein hochnäsiger Gentleman, der ein anderes Pferd wollte, oder ein Stallbursche, der sich bei einer ungehaltenen Lady entschuldigte, weil ihr Pferd nicht schnell genug bereitstand –, aber die meiste Zeit herrschte Stille, und man hörte nur den Klang von Bennys Hammer auf dem Metall eines Hufeisens.
    Selbst dieses Geräusch erstarb, als Benny nach draußen gerufen wurde, weil eine Kutsche vorfuhr. Für eine Weile war Gabe im siebten Himmel, allein mit seinem Pony. Dann hörte er schwere Schritte in der Stallgasse.
    »Ist hier jemand?«, rief eine Männerstimme. »Ich brauche ein Pferd.«
    Gabe kauerte sich in der vorderen Ecke der Box zusammen und hoffte, nicht bemerkt zu werden.
    Doch der Mann musste ihn gehört haben, denn er rief: »Heda, Bursche, ich brauche ein Pferd.«
    Er war entdeckt worden. Als der Mann näher kam, sagte Gabe: »Verzeihen Sie, Sir, aber ich bin kein Stallbursche. Ich sehe nur nach meinem Pferd.«
    Der Mann blieb draußen vor der Box stehen. Da Gabe mit dem Rücken zum Eingang der Box auf dem Boden saß, konnte er den Mann nicht sehen. Er hoffte nur, dass es umgekehrt genauso war.
    »Aha«, sagte der Mann, »du bist wohl eines von den Sharpe-Kindern?«
    Gabes Magen krampfte sich zusammen. »W-woher wissen Sie das?«
    »Die einzigen Kinder, denen hier im Stall ein eigenes Pferd gehört, sind die Sharpe-Kinder.«
    »Oh.« Das hatte Gabe nicht bedacht.
    »Und du bist Gabriel, nicht wahr?«
    Gabe erstarrte. Er fürchtete sich vor diesem klugen Mann. Wenn Vater davon erfuhr, würde es was setzen. »Ich … ich …«
    »Lord Jarret ist draußen beim Picknick, und Lord Oliver wollte nicht hingehen. Bleibt also nur noch Lord Gabriel übrig. Und das musst du sein.«
    Die Stimme des Mannes war sanft, ja, freundlich. Sie hatte nicht diesen herablassenden Tonfall, in dem Erwachsene sonst mit Kindern redeten. Die Stimme klang nicht so, als ob der Mann Gabe in Schwierigkeiten bringen wollte.
    »Weißt du, wo die Stallburschen alle sind?«, fragte er, und seine Stimme entfernte sich.
    Da es jetzt in dem Gespräch nicht mehr um ihn ging, entspannte sich Gabe. »Sie kümmern sich um die Kutsche.«
    »Dann hätten sie vermutlich nichts dagegen, wenn ich mir selbst ein Pferd sattle.«
    »Wahrscheinlich nicht, Sir.«
    Oliver sattelte sein Pferd immer selbst. Und Jarret auch. Gabe konnte es kaum erwarten, bis er endlich auch alt genug war, um ein Pferd satteln zu dürfen. Dann würde er Vater nicht mehr um Erlaubnis bitten müssen, wenn er mit Jacky Boy ausreiten wollte.
    Der Mann hatte sich das Pferd in der benachbarten Box ausgesucht. Alles, was Gabe von ihm sehen konnte, war die Spitze seines hohen Kastorhutes.
    Nachdem er fortgeritten war, fiel Gabe ein, dass er den Mann vielleicht nach seinem Namen hätte fragen oder zumindest versuchen sollen, ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Plötzliche Panik ergriff ihn. Vielleicht war der Mann ein Pferdedieb, und Gabe hatte ihn gerade eben entwischen lassen?
    Nein, der Mann hatte Gabes Namen gekannt und die Namen seiner Brüder. Er gehörte bestimmt zu den Gästen.
    Benny kam wieder in den Stall. Bevor Gabe etwas sagen konnte, rief er: »Die Gäste kommen vom Picknick zurück, mein Junge. Lauf besser schnell ins Haus, wenn dein Vater dich hier nicht erwischen soll.«
    Eine neue Welle der Panik stieg in Gabe auf. Wenn Vater herausfand, dass er Mr Virgil wieder entwischt war, dann würde er ihm den Hintern versohlen. Was den Unterricht bei Mr Virgil anging, verstand Vater keinen Spaß.
    Er rannte zurück zum Haus. Als er ins Unterrichtszimmer schlüpfte, schnarchte Mr Virgil immer noch vor sich hin. Mit einem Seufzer der Erleichterung machte Gabe es sich auf seinem Stuhl bequem und steckte seine Nase wieder in das langweilige Buch.
    Aber er konnte sich nicht auf den toten Herrn Rotkehl konzentrieren. Er musste die ganze Zeit an den fremden Mann im Stall denken. Hätte er Benny etwas sagen sollen? Wenn der Fremde ein Pferd gestohlen hatte, würde es Zeter und Mordio geben, und Gabe würde jede Menge Ärger bekommen. Darüber zerbrach er sich immer noch den Kopf, als er nach dem Essen mit Minerva im Kinderzimmer war. Celia, die mit Husten im Bett lag, schlief schon, als ein Diener, das Kindermädchen und Mr Virgil kamen, um sie zu holen. Großmutter Plumtree wollte
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