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Eine Lady zu gewinnen ...

Eine Lady zu gewinnen ...

Titel: Eine Lady zu gewinnen ...
Autoren: Sabrina Jeffries
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unten mit ihm und Minerva sprechen, sagte der Diener ernst.
    Gabes Puls begann zu rasen. Der Mann im Stall hatte ein Pferd gestohlen, und Großmutter hatte irgendwie herausgefunden, dass Gabe es hatte geschehen lassen. Aber warum zog man dann Minerva mit hinein?
    Der Diener führte sie in die Bibliothek, während Celia mit dem Kindermädchen und Mr Virgil zurückblieb. Als er Oliver dort stehen sah, mit nassen Haaren und roten Augen und in anderen Kleidern als denen, die er am Morgen getragen hatte, wusste Gabe nicht, was er davon halten sollte.
    Dann kam Jarret herein, begleitet von einem weiteren Diener. »Wo sind Mutter und Vater?«
    Olivers Züge versteinerten, und sein Blick wurde dunkel vor Angst.
    »Ich habe euch etwas zu sagen, Kinder.« Großmutters Stimme war weicher als sonst. »Es hat einen Unfall gegeben.« Etwas schien in ihrem Hals festzustecken, und sie räusperte sich.
    Weinte sie etwa? Großmutter weinte nie. Vater behauptete, sie habe ein Herz aus Stahl.
    »Eure Eltern …«
    Ihre Stimme versagte, und Oliver fuhr zusammen, als hätte ihm jemand einen Schlag versetzt. »Mutter und Vater sind tot«, führte er ihren Satz zu Ende. Seine Stimme klang wie die eines Fremden.
    Die Worte ergaben für Gabe keinen Sinn. Tot? Wie Herr Rotkehl? Gabe starrte in die Runde. Gleich würde jemand sagen, dass sie nur Spaß gemacht hatten.
    Aber niemand sagte etwas dergleichen.
    Großmutter rieb sich die Augen und straffte sich. »Eure Mutter hat euren Vater in der Jagdhütte erschossen. Sie hielt ihn für einen Einbrecher. Als ihr klar wurde, was sie getan hatte, da … da hat sie sich ebenfalls erschossen.«
    Neben ihm begann Minerva zu weinen. Jarret schüttelte die ganze Zeit über den Kopf und murmelte: »Nein, nein, das ist unmöglich. Wie kann das möglich sein?« Oliver ging zum Fenster; seine Schultern bebten.
    Gabe musste die ganze Zeit an das alberne Gedicht denken:
    Und bei den Vögeln
    war Jammern und Klagen,
    als der Herr Rotkehl
    wurde begraben.
    Es war genau wie in dem Gedicht, nur dass sie keine Vögel waren. Gabe wusste nicht, was er tun sollte. Großmutter sagte gerade, dass sie mit niemandem darüber sprechen dürften, weil der Skandal so schon groß genug sein würde. Aber ihre Worte ergaben keinen Sinn. Warum sollte er mit irgendjemandem darüber sprechen? Er konnte ja nicht einmal glauben, dass es passiert war.
    Vielleicht war alles nur ein Albtraum. Er würde aufwachen, und Vater würde da sein.
    »Bist du sicher, dass sie es waren?«, fragte er mit zitternder Stimme. »Vielleicht wurde jemand anders erschossen.«
    Großmutter wirkte zutiefst erschüttert. »Ich bin sicher. Oliver und ich waren …« Mit verzerrtem Gesicht kam Großmutter zu ihnen herüber und schlang die Arme um Gabe und Minerva. »Es tut mir leid, meine kleinen Lieblinge. Versucht jetzt, stark zu sein. Ich weiß, wie schwer es ist.«
    Minerva hörte nicht auf zu weinen. Großmutter drückte sie an sich.
    Gabe dachte an das letzte Mal, als er seine Eltern gesehen hatte: Vater war ausgeritten zum Picknick, und Mutter war auf den Stall zugeeilt. Wie konnte das das letzte Mal gewesen sein? Jetzt würde er Vater nie mehr sagen können, dass es ihm leidtat, wegen der Spinne in Minervas Haar. Vater war mit dem Gedanken gestorben, dass er ein unartiger Junge war, der sich nicht entschuldigen wollte.
    Da stiegen ihm die Tränen in die Augen. Jarret und Oliver durften das nicht sehen – sie würden ihn für eine Heulsuse halten. Er stürzte aus der Bibliothek, hörte nicht auf Großmutters überraschten Ausruf und rannte in Richtung der Stallungen.
    Es war still. Die Stallburschen waren alle beim Abendessen. Sobald er Jacky Boys Box erreichte, warf er sich auf den Boden und fing an zu weinen. Es war nicht richtig! Wie konnten sie tot sein?
    Er wusste nicht, wie lange er dort schluchzend gelegen hatte. Irgendwann bemerkte er, dass Jarret die Box betreten hatte und seine Hand auf Gabes Schulter legte. »Komm schon, Junge, reiß dich zusammen.«
    Gabe schob Jarrets Hand weg. »Ich kann nicht. Sie … sie sind weg und werden nie … nie wiederkommen!«
    »Ich weiß«, sagte Jarret mit brüchiger Stimme.
    »Es ist nicht fair.« Gabe sah zu Jarret hoch. »Andere Eltern sterben nicht. Warum … warum unsere?«
    Jarret biss sich auf die Lippen. »Manchmal passiert so was eben.«
    »Es ist wie in diesem albernen Buch über Herrn Rotkehl. Es … es ergibt keinen Sinn.«
    »Das ganze Leben ergibt keinen Sinn«, sagte Jarret leise. »Das kannst
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