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Eine Koelner Karriere

Eine Koelner Karriere

Titel: Eine Koelner Karriere
Autoren: Thomas Ziegler
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durchsuchen würde. Zu seiner eigenen Überraschung wurde sein Gebet erhört.
    Zumindest vorläufig.
    »Ich glaub’«, knarrte die Muskelwucherung bedächtig, »ich brech’ ihm zuerst die Finger, damit er in Zukunft die Schmutzgriffel vom Eigentum anderer Leute läßt.«
    »Ija, janz jenau«, stimmte Blackie begeistert zu. »Ävver dann losse mer ihm de Luff us dem Jeheens erus!«
    »Können wir nicht statt dessen Freunde werden?« fragte Markesch heiser. »Ich meine, wir sind doch alle Menschen!« Er sah die Muskelwucherung an. »Oder fast alle.« Sein Blick wanderte zu Blackie. »Okay, sind wir nicht, aber wir könnten trotzdem …«
    Die Black & Decker heulte auf und zerriß brutal die zarten Freundschaftsbande, ehe sie noch richtig geknüpft werden konnten. Mit blankem Entsetzen verfolgte Markesch, wie sich der rotierende Bohrkopf seiner Stirn näherte, und wollte schon alles riskieren und zur Magnum greifen, als ein schweres Poltern von der Wendeltreppe drang. Die gesamte Treppenkonstruktion begann zu schwingen, Metallstreben bogen sich ächzend, Dübel gaben knirschend nach, und dann übertrugen sich die Schwingungen auf den Fußboden und eskalierten zu einem rumpelnden Erdbeben, als wäre das Fitneßstudio direkt über der Andreasspalte erbaut worden und nicht am Kölner Hansaring. Das Epizentrum des Bebens näherte sich mit stampfenden, dröhnenden, alles zerschmetternden Schritten, wie man sie sonst nur aus dem Kino kannte, aus Steven Spielbergs Jurassic Park, und für einen Moment gab sich Markesch der tröstlichen Illusion hin, es nur mit einem amoklaufenden Tyrannosaurus zu tun zu haben, und nicht mit einem wirklich gefährlichen Monster.
    Es blieb bei der Illusion.
    »Na so was, der Schnüffler!« sagte ein vertrauter, samtweicher Bariton hinter seinem Kopf, und dann tauchte auch das dazu gehörende Gesicht über ihm auf, mondgroß und satanisch grinsend, Trucker in seiner ganzen Abscheulichkeit. Er hatte sich seit ihrer letzten Begegnung nicht zum Vorteil verändert; ein Auge war blau geschwollen, die Braue darüber aufgeplatzt und mit groben Stichen genäht, und als das Grinsen breiter wurde, sah Markesch, daß er auch ein paar Zähne verloren hatte.
    Ronnies Geldeintreiber hatten ganze Arbeit geleistet.
    »Hallo, Trucker«, sagte er ohne rechten Schwung. »Planen Sie eine Karriere als Nebendarsteller in Horrorfilmen, oder haben Sie endlich den Mut zur Häßlichkeit gefunden?«
    Trucker grinste nur noch satanischer, packte seine Nase mit Daumen und Zeigefinger und drehte sie hingebungsvoll. Der Schmerz schnitt wie ein heißes Messer durch Markeschs Gesicht. Blut tropfte warm über seine Lippen. Er schrie gepeinigt auf.
    »Tz, tz«, machte der Zuhälter. »Du lernst es nie, Schnüffler, was?« Er blickte auf und grollte feindselig. »Wer von euch hat den Schnüffler reingelassen? Ich hab’ doch ausdrücklich gesagt …«
    »Ich hab’ die Ratte dabei erwischt, wie sie die Reifen vom VW-Bus zerstochen hat«, erklärte die Muskelwucherung hastig. »Da hab’ ich mir gedacht, hol’ sie rein und brech’ ihr die Finger, ehe sie noch mehr kaputt macht.«
    »Besser gleich das Genick«, brummte Trucker und quetschte tadelnd Markeschs Nase. »Sabotage, Schnüffler? Aber warum? Ich dachte, wir mögen uns. Oder spekulierst du auf die Invalidenrente und hast dir gedacht, der gute Trucker hilft dir dabei?«
    Er ersparte sich eine Antwort und dachte wieder an die Magnum. Dann an Kommissar Enke und das längst überfällige Sondereinsatzkommando. Weitere Schritte näherten sich, leicht und stöckelnd, und aus den Augenwinkeln sah er Denise, wieder mit einem Koffer in der Hand, diesmal einem kleinen, kompakten Samsonite im sicherheitsträchtigen Metall-Look inklusive Zahlenschloß. Er starrte den Koffer an. War das Walter Kress’ Samsonite?
    Denise blieb stehen und sah ihn an, als wäre er der Inhalt einer Senkgrube, der auf rätselhafte Weise seinen Weg ins Fitneßstudio gefunden. »Was hat dieser Kerl hier zu suchen?« fragte sie giftig. »Seid ihr verrückt geworden, ihn reinzulassen?«
    »Ich wollte mich nur davon überzeugen, daß Sie die dreihunderttausend Mark Erpressergeld auch gerecht untereinander teilen«, sagte Markesch. »Schließlich hat man eine Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen.«
    Seine Bemerkung schlug wie eine Bombe ein. Trucker schnappte hörbar nach Luft, Blackie ließ fast die Bohrmaschine fallen, und Denise kniff die Lippen zusammen, bis sie nur noch ein blutleerer Strich waren,
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