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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel
Autoren: Lindsey Davis
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Versuch riss sie sich zusammen und rief noch mal, lauter und fester. »Ich bin ganz in der Nähe, Liebling. Diese netten Männer holen dich bald da raus.«
    Sie zwang sich, den festen Klang ihrer Stimme beizubehalten, obwohl ihr Tränen über das Gesicht liefen. Vornehme Herkunft und religiöse Berufung spielten keine Rolle mehr. Hier stand eine echte Mutter, die um das Leben eines echten kleinen Kindes bangte. Wenn es uns durch ein Wunder gelingen sollte, Gaia lebend zu bergen, sah das Leben für die beiden in Zukunft vielleicht besser aus.
    Einer der Männer am Schachtrand hob den Arm. »Ich hab sie gehört! Bleib ruhig, Kleine! Wir kommen. Bleib ganz ruhig.« Sofort machte er sich mit seinen Kollegen wieder an die Arbeit. Caecilia Paeta sah mich an. Sie begriff, wie gering unsere Chance war, Gaia zu retten. Zu entsetzt, mich nach meiner Meinung zu fragen, brachte sie keinen Laut heraus. Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie gefleht und aufgeregt losgeplappert hätte. Schweigende Tapferkeit ist schwer zu ertragen. Ich führte sie zurück zu Terentia.
    »Gehen Sie ins Haus. Das wird hier noch einige Zeit dauern. Wir müssen sehr sorgsam vorgehen; Sie haben gesehen, warum. Wir sagen Ihnen Bescheid, sobald etwas passiert.«
    »Nein«, entgegnete Caecilia. Sie verschränkte die Arme, zog die Stola fest um sich und rührte sich nicht vom Fleck. »Ich bleibe in Gaias Nähe.« Selbst Terentia war erstaunt über diese unerwartete Entschlossenheit.
    Ich blieb noch ein bisschen bei ihnen stehen. »Im Haus ist jetzt alles in Ordnung?«
    »Meine Nichte und mein Neffe sind ruhig gestellt worden und werden bewacht«, berichtete Terentia leise. »Ariminius’ Wunde ist versorgt worden, und der Arzt wartet hier, falls er noch gebraucht wird.«
    »War der alte Mann nicht auch zusammengebrochen?«
    »Laelius Numentinus hat sich wie gewöhnlich wieder erholt, sobald die Krise vorbei war«, antwortete Terentia mit Schärfe.
    »Sie haben alles in der Hand, wie ich sehe.«
    »Aber hier müssen Sie die Dinge in die Hand nehmen!«, bemerkte die Exvestalin, nickte in Richtung des Brunnens und räumte höflich ein, dass sie nicht in allem kompetent war.
    Ich verließ die Frauen und ging zurück zu meinen Kollegen.
    Über dem Schacht war eine Plattform errichtet worden, von der aus wir gefahrlos arbeiten konnten. Sie war stabil, bot den Stiefeln Halt. Schwere Holzbalken dienten zur Verankerung der Seile. Weitere Seile waren gebracht und durch die Ränder von Espartomatten gezogen worden, den schweren Grasmatten, mit denen die Vigiles Feuer ersticken. Die Matten hatte man an den Stellen in den Schacht gehängt, wo die Seitenwände am instabilsten waren und der stärksten Belastung ausgesetzt wurden, wenn die eigentliche Rettungsoperation begann.
    Mir fiel auf, dass immer mehr Mitglieder der Vierten Kohorte über die Begrenzungsmauer kamen. Hier fand im Moment das größte Ereignis statt. Harte Männer haben bekanntermaßen ein weiches Herz, wenn es um kleine Kinder geht. Sie hielten sich zurück, waren sehr still, zeigten die Geduld derjenigen, die verstanden, was sich abspielte, und wussten, dass die Erfolgsaussichten gering waren.
    Eine Art Geschirr war angefertigt worden. Petronius, der beiseite getreten war, während seine Experten das Gerüst errichteten, übernahm jetzt das Kommando. Er würde den Abstieg überwachen. Ich wusste, dass er ihn selbst unternommen hätte, wenn es möglich gewesen wäre. Wir sahen ihn alle an.
    »Ich bin zu groß.« Er brauchte einen Freiwilligen.
    Bisher war ich ein schweigender Beobachter gewesen, aber jetzt trat ich vor. »Ich mach’s.«
    »Das ist unsere Sache, Falco.«
    »Dafür brauchst du nur irgendeinen Idioten«, erwiderte ich. »Einen, der zäh genug ist, aber nicht zu schwer oder zu groß.«
    »Hältst du das durch?«
    »Wird schon gehen.« Außerdem war ich Gaia was schuldig. Ich boxte ihn in den Arm. »Wär mir lieb, wenn du an einem der Seile wärst.«
    »Selbstverständlich.« Lucius Petronius hielt mir das Geschirr hin, meinte aber: »Da ist eine Sache, die du vielleicht nicht bedacht hast.«
    Ich seufzte. »Nein, ist mir schon klar. Der Schacht ist zu eng. Die Abdeckung, auf der sie liegt, blockiert sowieso den Schacht. Ich kann nicht tiefer hinabgelassen werden. Wenn ich sie überhaupt zu fassen kriegen soll, dann muss ich kopfüber da rein.«
    »Kluger Junge!« Petro befestigte die Halteschlaufen um meine Fußgelenke. »Tja, Marcus, alter Freund, ich hoffe, du trägst einen Lendenschurz,
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