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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel
Autoren: Lindsey Davis
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als Erstes Bekanntschaft mit zwei kleinen, sauber pedikürten weißen Füßen in goldenen Riemensandalen, die unwillig gegen das Verandageländer traten. Mit den Gedanken noch bei Maias vier verängstigten und tränenüberströmten Kindern, wollte ich über diese Füße hinaus mit nichts Bekanntschaft machen. Ich hatte selbst zu viele Probleme.
    Trotzdem bemerkte ich, dass die kleine Person auf meinem Hocker Qualitäten besaß, die ich früher an Klienten sehr geschätzt hatte. Sie war weiblich. Sie sah gut aus, selbstbewusst, sauber und ordentlich gekleidet. Sie schien auch ein dickes Honorar zahlen zu können. An ihren rundlichen Armen klapperten jede Menge Armreifen. Grüne Glasperlen mit glitzernden Zwischenstücken waren in die vierfarbige Borte am Halsausschnitt ihrer fein gewebten Tunika eingearbeitet. Geschickte Dienerinnen mussten ihr geholfen haben, die dunklen Locken um ihr Gesicht zu drapieren und das Goldnetz drüber zu stülpen, das die Locken festhielt. Wenn sie viel Bein unter der Tunika zeigte, so lag das daran, dass es eine sehr kurze Tunika war. Als ihr die smaragdgrüne Stola von der Schulter glitt, schob sie sie völlig ungezwungen zurecht. Sie schien anzunehmen, mich genauso leicht rumschieben zu können.
    Da gab es nur ein Problem. Meine ideale Klientin, vorausgesetzt, Helena würde mir dieser Tage noch erlauben, so jemandem zu helfen, wäre eine kecke Witwe im Alter zwischen siebzehn und zwanzig gewesen. Dieses kleine Juwel hier gehörte einer viel ungefährlicheren Gruppe an. Sie war nur fünf oder sechs Jahre alt.
    Ich lehnte mich an den Verandapfosten, ein verrottetes Holzteil, das der Vermieter schon vor Jahren hätte erneuern müssen. Als ich den Mund aufmachte, klang meine Stimme müde, selbst in meinen Ohren. »Hallo, Prinzessin. Kannst du den Pförtner nicht finden, der dich einlässt?« Sie starrte mich verächtlich an, war sich durchaus bewusst, dass es in diesen schäbigen plebejischen Wohnungen keine Sklaven gab, die Besucher willkommen hießen. »Wenn dein Familientutor anfängt dich in Rhetorik zu unterrichten, wirst du feststellen, dass das ein matter Versuch war, ironisch zu sein. Kann ich dir helfen?«
    »Mir wurde gesagt, dass hier ein Privatermittler wohnt.« Ihr Akzent verriet ihre Oberschichtsherkunft. Das hatte ich mir schon vorher gedacht. Ich versuchte trotzdem nicht voreingenommen zu sein. Na ja, zumindest nur ein wenig. »Wenn Sie Falco sind, möchte ich Sie konsultieren.« Das kam klar und erstaunlich selbstsicher heraus. Kinn vorgestreckt und von sich überzeugt, hatte die potenzielle Klientin die hochfahrenden Manieren einer von allen bewunderten Trapezkünstlerin. Sie wusste, was sie wollte, und erwartete, dass man ihr zuhörte.
    »Tut mir Leid, ich nehme momentan keine Klienten an.« Immer noch durch meinen Besuch bei Maia aus der Fassung gebracht, sprach ich strenger, als ich es hätte tun sollen.
    Die Klientin versuchte mich rumzukriegen. Sie ließ den Kopf hängen und betrachtete schmollend ihre Zehen. Sie war es gewöhnt, jemandem Süßigkeiten abzuschmeicheln. Große braune Augen bettelten um einen Gunstbeweis, überzeugt davon, ihn auch zu bekommen. Ich sah sie nur mit dem harten Blick eines Mannes an, der gerade tragische Nachrichten an Menschen überbracht hat, die daraufhin beschlossen, ihm die Schuld an der Tragödie zu geben.
    Helena kam zur Tür. Sie schaute stirnrunzelnd zu der Kleinen mit den Armreifen, dann lächelte sie mich reumütig an, blieb aber hinter der Halbtür stehen, die Petronius und ich eingebaut hatten, um meine einjährige Tochter am Hinauskrabbeln zu hindern. Julia, mein athletischer Nachwuchs, drückte ihr Gesicht gegen die Bretter in Kniehöhe. Sie wollte unbedingt wissen, was hier draußen vorging, auch wenn sie sich dabei die Wangen aufschürfte und Mund und Nase breit quetschte. Sie begrüßte mich mit wortlosem Gurgeln. Nux, meine Hündin, sprang über die Halbtür und zeigte Julia damit, wie man entwischen konnte. Die Klientin wurde von dem verrückten, stinkenden Fellbündel vom Hocker geworfen und schrak zurück, als Nux ihren üblichen Freudentanz über meine Heimkehr und die Möglichkeit, nun endlich gefüttert zu werden, aufführte.
    »Das ist Gaia Laelia.« Helena deutete auf meine Möchtegernklientin wie ein abgehalfterter Zauberkünstler, der ein bekanntermaßen bissiges Kaninchen aus einem fleckigen Kasten zieht. Mir war nicht ganz klar, ob die Missbilligung in ihrem Ton mir oder dem Kind galt. »Sie hat
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