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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel
Autoren: Lindsey Davis
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Hilfe. In diesem Haushalt lebten nur Priester; für sie waren Schwerter etwas, das antike Helden in Tempelheiligtümern aufhängten, hübsch geschmückt mit Lorbeerzweigen. Selbst die Vigiles sind als Ziviltruppe unbewaffnet. Also blieb es an mir hängen.
    Laelia tobte jetzt wirklich. Abgesehen von Athenes und Caecilias Bemühungen, hatte nur der unkontrollierte Irrsinn seiner Schwester Scaurus bisher vor Schaden bewahrt. Niemand wagte sich ihr zu nähern, aber sie hatte kein Ziel und nur halbherzige Absichten. Schaumflocken sammelten sich in ihren Mundwinkeln. Ein manisches Grinsen hing wie festgefroren in ihrem hochroten Gesicht. Sie tänzelte von einem Fuß auf den anderen und schwang das Messer nach links und rechts. Noch schien sie sich selbst nichts antun zu wollen, aber ich spürte, dass sich das jeden Moment ändern konnte.
    Natürlich bin ich ein korrekter Römer. Ich kämpfe nicht mit Frauen. Das war ein Problem. Ich würde Laelia entwaffnen und dann rasch überwältigen müssen. Sie hielt das Messer so fest umklammert, dass ihre Fingerknöchel weiß waren.
    Mit großen Sprüngen sprintete ich quer durch die Halle, über das trockene Becken, bis dorthin, wo die Bauarbeiter ihre Ausrüstung verstaut hatten. Ich schnappte mir ein rohes Holzstück, das vermutlich zum Gerüstbau verwendet wurde. Laelia spürte, dass sich eine neue Situation ergeben hatte, und begann zu schreien. Andere brüllten. Scaurus hörte plötzlich auf, sich zu wehren, und Caecilia ließ ihn los.
    Scaurus breitete die Arme aus, als wollte er Laelia umarmen.
    Abrupt stand sie still. »Es reichte nicht, ihm die Kehle aufzuschlitzen«, sagte sie zu Scaurus. Ihre Ruhe war entnervender als ihre vorherige Toberei. Ebenso gut hätte sie erklären können, warum sie den Brotlieferanten gewechselt hatte. Alle erstarrten vor Entsetzen. »Die Gedärme des Mannes hätten nach Omen untersucht werden müssen. Die Leber hätte den Göttern dargebracht werden sollen.«
    Ich ging langsam auf sie zu. »Sie haben also Onkel Tiberius umgebracht?«, fragte ich in dem Versuch, sie abzulenken. »Warum haben Sie das getan, Laelia?«
    Sie drehte sich zu mir um. »Er wollte mich nicht mehr. Tante Terentia hielt ihn von mir fern – er hätte nicht auf sie hören sollen. Ich habe die Schale gehalten!«, rief sie. Etwas, das mich schon lange beschäftigt hatte, ergab allmählich einen Sinn.
    »Das muss nicht leicht gewesen sein.« Es gelang mir, mich näher ranzuschieben. »Ventidius hatte um sich geschlagen, wollte fliehen. Er fiel nach draußen, durch die Zeltwand, und landete auf dem Gras. Der Rest muss äußerst schwierig gewesen sein …« Schritt für Schritt kam ich näher. Ich hatte sie fast erreicht.
    »Sie wissen Bescheid, nicht wahr?«, fragte Laelia. »Bei Opfertieren ist das anders, oder? Außerdem hat der Priester Assistenten. Tiberius lag auf dem Boden. Es war sehr mühsam, die Schale unter seine Kehle zu halten …«
    Für einen allein war es unmöglich. Zwei Menschen mussten die rituelle Opferung von Ventidius Silanus durchgeführt haben. Diese Erkenntnis schien sich auf meinem Gesicht abzumalen. Während Laelia mich beobachtete, beschloss Scaurus, sich auf sie zu stürzen.
    »Bleib weg«, warnte ich ihn eindringlich. Laelias Blick schoss zwischen uns hin und her. Scaurus zögerte. Die Zuschauer waren vollkommen verstummt und standen endlich alle still. »Überlass das mir, Scaurus.«
    Laelia wandte sich an mich und sagte mit deutlicher Stimme: »Ich hätte das nicht tun können. Mir wurde es nie beigebracht – aber mein Bruder hatte alles gelernt, was ein Flamen tun muss, also wusste er Bescheid. Scaurus sagte, wenn das Messer scharf ist, geht es leichter, als man denkt.«
    Scaurus kam mir zuvor. Er packte ihr Handgelenk. Wie mir alle eingehämmert hatten, war der Mann ein Idiot. Er hatte das Handgelenk gepackt, das ihm am nächsten war – nicht das mit dem Messer. Laelia wirbelte herum, was ihr sogar leichter fiel, weil ihr anderer Arm festgehalten wurde. Sie holte mit dem Messer aus und wollte ihn am Hals treffen. Auch sie war eine Null. Sie erwischte ihn an der Schulter, aber er sprang sofort zurück.
    Plötzlich konnte ich handeln. Auf sichere Armeslänge von ihr entfernt, hieb ich mit meinem Holzstück so fest wie möglich auf Laelias Messerhand ein. Die Waffe löste sich aus ihrem Griff und schlitterte über den Mosaikboden. Laelia schien den Schlag kaum zu spüren. Sie entfernte sich jetzt von uns, ihr Geist umwölkte sich sichtbar.
    Ich
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