Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
von dem Theater wegzuscheuchen, während sie sich an ihm vorbeidrängelten und glotzten. Aelianus kam ihm zu Hilfe und schob die Menge in einen Korridor zurück.
    »Anacrites! Schnell – was geht hier vor?«
    »Wahnsinn! Die Vigiles haben den Sohn gebracht …«
    »Scaurus?«
    »Ja. Ich war gerade angekommen und wollte die Exvestalin sprechen …« Sein Blick blieb an Terentia hängen. »Der alte Mann kam an die Tür und versuchte mich abzuweisen. Als Numentinus seinen Sohn sah, offenbar unter Arrest, schien er das erwartet zu haben. Er war wütend. Er trat zu Scaurus, schlug ihn, brüllte, Scaurus hätte nur das zu tun brauchen, was man ihm gesagt habe, und alles hätte sich regeln lassen. Ich weiß nicht, wie die Befehle lauteten, die man Scaurus erteilt hat …«
    »Den Mund zu halten!«, schnauzte Terentia und fügte wütend hinzu: »Das hätte Numentinus auch tun sollen.«
    Anacrites erriet offensichtlich, wer sie war, und dachte immer noch, sie sei die Wahnsinnige, die Ventidius ermordet hatte. Er sah nervös aus; ich nicht mehr. Ich hatte keine Zeit, es ihm zu erklären. »Dann kam eine Frau reingerannt«, erzählte er mir. »Der Sohn brüllte sie an, wollte wissen, was sie gesagt hatte, ob sie schuld sei, dass man ihn auf diese Weise hierher geschleppt habe. Sie wurde hysterisch …«
    »Falco …«, setzte Terentia drängend an.
    »Laelia war es – ja, ich verstehe.« Ich sah ihr direkt in die Augen. Mehr brauchte ich nicht zu hören. Ich drückte Anacrites den Hund in die Arme. Falls Nux ihn biss, umso besser. Dann rannte ich ins Atrium voraus, Terentia Paulla direkt hinter mir. Sie waren alle da. Numentinus schien eine Art Schlaganfall gehabt zu haben. Caecilia Paeta beugte sich über den alten Mann und wedelte ihm mit den Händen Luft zu. Ariminius lag auf dem Boden. Er war voller Blut, aber ich konnte nicht sehen, wo er verletzt war. Er lebte, lag zusammengekrümmt da und japste nach Luft; er brauchte Hilfe, und das schnell.
    Zwei Vigiles versuchten Scaurus in Sicherheit zu bringen, während seine Schwester Laelia das Opfermesser der verstorbenen Flaminica schwang. Laelia musste es sich aus dem Schrein geholt haben. Ich verfluchte mich, weil ich es dort gelassen hatte. Athene, Gaias Kindermädchen mit dem Pferdegesicht, bemühte sich mutig, Laelia zurückzuhalten; offenbar gehörte es zu ihren Pflichten, die Wahnsinnige mit zu versorgen und zu bewachen. Selbst in großer Gefahr, klammerte sie sich trotzdem fest, obwohl Laelia sie mit Obszönitäten und Gewaltandrohungen abzuschütteln versuchte. Als ich mich näherte, begann Laelia auf das Mädchen einzuschlagen, zum Glück mit der freien Hand, nicht mit dem Messer. Athene bekam noch mehr blaue Flecken, zusätzlich zu denen, die ich gestern an ihr bemerkt hatte, ließ aber dennoch nicht los.
    Jedes Mal, wenn Laelia nahe genug an Scaurus herankam, hieb sie wie wild mit dem Messer nach ihm. Statt sich zurückzuziehen, wedelte Scaurus mit beiden Armen und brüllte. Ja, er feuerte sie absichtlich an.
    Einer der Wachsoldaten umschlang Scaurus von hinten und hätte ihn weggetragen, aber ein wütender Messerhieb von Laelia traf den Arm des Mannes, und er ließ los, fluchend und blutüberströmt. Ein anderer Vigile eilte seinem verwundeten Kollegen zu Hilfe und zog ihn aus der Gefahrenzone.
    Inzwischen hatte Caecilia Paeta erkannt, was passierte. Mit einem Schrei ließ sie Numentinus liegen, lief zu ihrem Mann und flehte Scaurus an, aufzuhören, bevor er getötet wurde. Scaurus beachtete sie nicht. Er war nur damit beschäftigt, seine Schwester aufzustacheln. Sie schien regelrecht zu strahlen, verhöhnte ihn triumphierend und forderte ihn heraus, sich gegen ihre weiten Schwünge mit dem tückischen Bronzemesser zur Wehr zu setzen. Sie schleuderte Athene beiseite; das arme Mädchen stürzte schwer, und als ich durch die Menge brach, machte ich ihr ein Zeichen, sich zurückzuhalten.
    Caecilia hatte Scaurus vorn an der Tunika gepackt. Sie versuchte ihn davon abzuhalten, seiner verrückten Schwester näher zu kommen. Mit großer Entschlossenheit klammerte sich seine ihm immer noch treu ergebene Frau an ihn und hielt ihn zurück. Sonst schien niemand helfen zu wollen.
    »Große Götter, was für ein Schlamassel!«
    Ich trage stets einen Dolch im Stiefel. Meistens benutze ich ihn nicht, und jetzt würde ich nicht viel damit ausrichten. Ich war der einzige Bewaffnete hier, außer vielleicht Anacrites, aber der war immer noch nicht ganz genesen und daher keine große
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher