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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel
Autoren: Lindsey Davis
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»Laut Ihrer kleinen Nichte hat Gaia Laelia eine verrückte Tante, die gedroht hat, sie umzubringen.«
    Terentia zeigte keine Reaktion. Sie würde die Vertuschung bis zum Ende durchhalten, wenn es ihr möglich war.
    Ich versuchte es noch mal. »Gaia hat mir erzählt, und auch der Vestalin Constantia, dass jemand in ihrer Familie sie umbringen will. Verzeihen Sie«, sagte ich sanft. »Ich muss das ernst nehmen, vor allem, da sie einen Verwandten hat, der vor kurzem ermordet wurde. Es könnte sein, dass der Mörder tatsächlich zweimal zugeschlagen hat.« Immer noch keine Reaktion. »Terentia, der Meister der Arvalbrüder hat mich glauben lassen, dass Ventidius von seiner Frau niedergestochen wurde.«
    »Der Kerl ist ein Trottel.« Terentia Paulla schaute mit zurückgelegtem Kopf zum Himmel. Sie beugte sich vor, schlug die Hände vors Gesicht und rieb sich die Augen. Waren das die Augen einer geistesgestörten Frau? Oder nur einer, die im Morast männlicher Unfähigkeit versank? Sie knurrte leise, ein tiefer, verzweifelter Laut hinten in der Kehle, der mir aber seltsamerweise keine Angst einjagte.
    »Wenn der Meister Recht hat, dann sind Sie wirklich sehr mutig!«, meinte sie nach einer Weile sarkastisch. »Hier allein mit mir zu sitzen … Ich habe weder Ventidius noch Gaia umgebracht. Ich liebe die Kleine sehr, und das weiß sie. Ich bin nur die dickköpfige, hilfsbereite Schwester ihrer Großmutter, die versucht hat Gaia zu beschützen.«
    Ich betrachtete die Frau aufmerksam. Sie musste unter großer Anspannung stehen. Die Fragen, die ich stellte, hätten jeden belastet, selbst wenn er unschuldig war. Besonders, wenn er unschuldig war. Terentia wusste, dass sie mir nicht einfach die Unverschämtheit eines Ermittlers vorwerfen konnte. Also hatte sie sich für mich etwas abgerungen, das sie für die Wahrheit hielt, vieles davon so peinlich, dass man es ungern einem Fremden gestand. Schenkte ich der Andeutung des Meisters Glauben, hatte sie ein schreckliches Verbrechen begangen. Wenn Terentia Paulla der Typ war, der ausflippte und Amok lief, war jetzt der richtige Zeitpunkt, das zu zeigen.
    Sie sah mich voller Arroganz, Wut und höchster weiblicher Verachtung an. Sie wollte gegen mich lostoben, mich vielleicht sogar schlagen. Aber sie tat es nicht.
    »Es war jemand anders«, sagte sie. »Jemand anders hat meinen Mann umgebracht. Aufgegriffen und blutüberströmt, kreischte sie vor dem Meister, sie sei die Frau des Toten, und der Meister hat es ihr zu dem Zeitpunkt geglaubt. Männer sind so unaufmerksam und leicht zu beeinflussen. Außerdem, wenn man irgendwas über die Ehe weiß, war ihre Behauptung durchaus denkbar. Später war die Angabe, seine Frau habe ihn getötet, natürlich eine gute Möglichkeit, Sie und diesen Camillusjungen davon abzubringen, Ihre Nase in die Sache zu stecken. Aber sie war nur ein früheres Opfer von Ventidius, das er fallen gelassen hatte – auf meine Veranlassung – und das durchgedreht ist, als es sich zurückgewiesen fühlte.«
    »Sie waren es also nicht«, sagte ich leise.
    »Nein, ich war es nicht. So etwas hätte ich niemals tun können.«
    Natürlich behaupten das alle in die Ecke gedrängten Mörder.
     
    Ich nickte traurig und ließ Terentia so wissen, dass ich nicht bereit war, den wirklichen Mörder zu schützen. Nicht, solange noch irgendwelche Zweifel am Schicksal der kleinen Gaia bestanden.
    Dann geschahen zwei Dinge.
    Meine Hündin kam zu mir zurück. Nux rannte plötzlich bellend aus dem Gestrüpp hinten an der Mauer, ihr Bellen allerdings gedämpft durch das, was sie im Maul trug. Sie brachte es mir – ein Stück sauberes weißes Holz, ein neuer Stiel, an den lange Pferdehaarsträhnen genagelt waren, um daraus eine Art Besen zu machen.
    Und aus dem Haus kam Aelianus. Er schaute verblüfft zu Terentia, aber was er zu sagen hatte, konnte nicht warten.
    »Falco, du musst unbedingt kommen.« Ich war bereits aufgesprungen. »Die Vigiles haben gerade Scaurus abgeliefert, und da drinnen kreischt alles wild durcheinander. Das scheint mehr als ein Streit zu sein. Wenn niemand sie aufhält, wird noch jemand umgebracht, fürchte ich.«
    Ich packte den Hund und rannte los.

LIV
     
     
    Der Tumult spielte sich im Atrium ab. Sehr traditionell. Der Mittelpunkt jedes wahren römischen Hauses. Der Herd, das Becken (in diesem Fall nach wie vor trocken) und die Hausgötter.
    Überall waren Menschen. Der Erste, den ich erkannte, war Anacrites. Er versuchte vergeblich Sklaven und Bauarbeiter
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