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0874 - Das Tier

0874 - Das Tier

Titel: 0874 - Das Tier
Autoren: Jason Dark
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In den letzten Minuten seiner Gefangenschaft hatte er immer stärker an einen Ghoul gedacht, an diese leichenfressenden Gestalten, die schrecklichsten aller Dämonen mit, aber der typische Leichengeruch, der von den Ghouls ausging, wehte ihn nicht an.
    Wer war das Wesen dann?
    Johnny wollte aus seinem Verlies heraus. Lange würde er nicht mehr durchhalten. Immer wieder verstärkte sich die Furcht. In der tiefen Dunkelheit entwickelte sich daraus eine Panik, die er einfach nicht mehr so leicht unterdrücken konnte.
    Nicht immer war es still.
    Ab und zu hörte er auch seinen unheimlichen Nachbarn. Da klangen dann Geräusche auf, die er kaum fassen konnte. Manchmal hörten sie sich an wie ein Schlürfen, denn vernahm er ein Klatschen oder Schmatzen, durchdrungen von einem kaum unterdrückten Knurren oder anderen satten, zufrieden klingenden Lauten.
    Das Wesen war da.
    Er hatte es gesehen.
    Zumindest eine Hand und einen Arm, dessen Farbe ihn doch jetzt beunruhigte. So sah zwar der normale Arm eines Menschen aus, die Hand in etwa auch, aber die Haut war so widerlich rosafarben gewesen, glatt und ohne ein einziges Härchen.
    Die Haut wie bei einem Ferkel.
    Mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt, atmete Johnny tief durch. Er wußte nicht, wie oft er schon über die Ereignisse der Vergangenheit nachgedacht hatte, nun aber kamen sie ihm wieder in den Sinn.
    Begonnen hatte es mit seinem Freund Marty. Sie waren nach Schulschluß in ihr Wohngebiet gefahren, und vor dem Haus der Stones hatte Marty plötzlich einen Stein aufgehoben, um ihn Johnny über den Kopf zu schlagen. Er hatte ihn töten wollen, und er hatte dabei mit einer fremden Stimme von einem Gabentisch des Grauens gesprochen.
    Johnny war dem Angriff entwischt, aber er hatte es seinen Eltern erzählt. Sein Vater wollte sich der Sache annehmen, was er sicherlich auch getan hatte, nur war Johnny inzwischen entführt worden.
    Jemand hatte an einer einsamen Stelle auf ihn gelauert, ihn dann vom Rad geholt und in einem bewußtlosen Zustand in dieses Verlies geschafft, in dem er auch erwacht war und noch immer nicht wußte, wo er sich genau befand.
    Hin und wieder hatte er die unheimlich klingende Musik über sich gehört. Deshalb konnte er davon ausgehen, daß er sich möglicherweise unter einer Kirche befand oder aber unter einer Kirchen-Disco, denn dorthin hatten auch Spuren geführt.
    Vieles war ihm unklar geblieben, doch eines stand fest. Aus eigener Kraft würde er sich aus diesem Gefängnis nicht befreien können, dafür hatten schon andere gesorgt.
    Was würde passieren? Warum hatte man ausgerechnet ihn geholt? Was hatte er den anderen getan?
    Johnny würde sich selbst keine Antwort geben können, das mußten andere tun, und er war davon überzeugt, daß er nicht die ganze Nacht über allein bleiben würde. Irgend etwas würde und mußte geschehen, denn das Leben ging weiter, auch seines und auch, wenn es auf einer schiefen Bahn verlief.
    Er wartete.
    Stunden waren erst vergangen, doch Johnny kamen sie vor wie lange Tage ohne Licht.
    Manchmal hörte er die Musik, dann wieder nicht. Im Augenblick war es so, daß er sie nicht hörte.
    Sie hielt sich irgendwie zurück, als wollte sie ihn nicht stören.
    Dafür vernahm er andere Geräusche, sie kamen von draußen. Zuerst wollte Johnny es nicht glauben, aber er stand nun mal dicht an der Tür, und diese Laute waren jenseits dieser Sperre aufgeklungen.
    Tritte, Stimmen?
    Beides.
    Johnny wußte nicht, was sich jenseits der Tür befand. Er rechnete mit einem dunklen Kellergang, aber auch mit einer Treppe, und plötzlich schrak er zusammen. Nicht etwa vor Angst, mehr aus Überraschung, denn unter der Tür hindurch drang ein heller Streifen in sein Verlies.
    Der Junge wurde in seiner Annahme bestätigt. Jemand bewegte sich auf sein Gefängnis zu, und er hoffte auch, daß dieser Jemand die Tür aufschließen und ihn befreien würde.
    Das war die eine Seite, die helle. Aber es gab noch eine zweite, die düstere. Was war, wenn sich Feinde auf sein Versteck zubewegten, um ihn zu vernichten?
    Diese Möglichkeit bestand. Er konnte es sich auch vorstellen, daß sie ihn opfern würden. Er hatte den Gabentisch des Grauens gesehen, zuvor das Blut darauf, auch das verkehrt stehende Kreuz, die Papierrolle, das alte Buch und den Totenschädel. Das waren Beigaben, für eine Opferung. Trotz seines jungen Alters kannte sich Johnny gut aus, denn sein Leben war bisher anders verlaufen als das der meisten Jungen in seinem Alter.
    Er schaute auf
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