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0874 - Das Tier

0874 - Das Tier

Titel: 0874 - Das Tier
Autoren: Jason Dark
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Stone hat ihn auch immer gern getrunken.«
    Ich hatte nicht richtig zugehört, der letzte Teil der Antwort elektrisierte mich. »Bitte? Hast du soeben den Namen Marty Stone erwähnt?«
    »Klar.«
    »Dann kennst du ihn?«
    Julie mußte sich räuspern. »Und ob ich ihn kenne. Jeder hier kennt Marty.«
    »Das ist interessant.«
    Sie nahm einen großen Schluck und stellte das Glas auf die schwarze Theke. »Marty ist Stammgast hier wie so viele.«
    »Auch Johnny?«
    Ihr Gesicht zeigte Unsicherheit. »Nein. - Keine Ahnung.«
    Ich glaubte ihr. Es war komisch, aber ich traute dieser Person und sprach davon, daß Johnny ein Schulkamerad von Marty war.
    »Das bin ich auch«, gab Julie zu. »Zumindest gehen wir auf dieselbe Schule. Nur bin ich älter.«
    Es wurde interessant. »Dann könnte dir der Name Conolly auch so fremd nicht sein.«
    »Ist er auch nicht«, gab Julie zu. »Aber ich kenne ihn nicht persönlich. Ich habe ihn mal gehört. Schließlich sind wir auf derselben Schule. Da kommt man schon zusammen.«
    »Denke ich auch. Aber hier hast du Johnny noch nie gesehen?«
    »Ich schwöre es bei allem, was mir heilig ist. Und das ist eine ganze Menge:«
    »Okay, abgehakt, Julie. Bleiben wir bei Marty. Er war also heute abend hier?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »War er hier? Ja oder nein?«
    Ich erhielt die Antwort nicht sofort, weil sich Julie zunächst umschaute. Sie wollte sichergehen, daß uns niemand belauschte, und sie senkte ihre Stimme. »Ja, er war hier.«
    »Wunderbar. Kannst du mir sagen, wo er jetzt steckt?«
    »Er ist verschwunden, ganz einfach.«
    »Weggegangen?«
    »Ja und nein. Er hat das Limelight nicht direkt verlassen, denke ich mal.« Sie trank wieder und ließ mich auf heißen Kohlen stehen. »Jemand hat ihn ausgesucht, und mit dieser Person ist er dann verschwunden.«
    »Die du ebenfalls kennst?«
    »Alle kennen sie.«
    Ich merkte, daß Ungeduld in mir hochstieg, riß mich aber zusammen. Im Hintergrund sah ich, daß sich Sheila nahe der Beichtstühle aufhielt, während Suko und Bill die Gäste nahe des Ausgangs befragten. Wahrscheinlich fuhren sie nicht auf der Erfolgsschiene, im Gegensatz zu mir. »Ich hätte gern den Namen gewußt.«
    »Es ist die Königin der Nacht!«
    Hätte ich in diesem Moment etwas getrunken, ich hätte mich sicherlich verschluckt.
    »Überrascht?«
    »Und wie. Allerdings auch noch mehr. Ich fühle mich auf den Arm genommen. Die Königin der Nacht ist eine Figur aus der Zauberflöte.«
    »Das weiß ich.«
    »Und sie existiert nicht«, sagte ich.
    »Hier schon. Es gibt eine Frau, deren Gesicht niemand kennt. Sie erscheint hier zwischen uns, sie tanzt und sucht sich danach immer einen jungen Mann aus, um mit ihm zu verschwinden.«
    »Wohin?«
    Julie Jenkins hob die Schultern. »Bei allen Heiligen, John, ich weiß es nicht.«
    Sollte ich ihr glauben oder nicht? Ich wußte es ebenfalls nicht. Aber es mußte etwas geben, das selbst hier den Begriff außergewöhnlich verdiente. »Die Antwort war mir etwas dünn, Julie. Könntest du nicht ins Detail gehen?«
    »Warum?«
    »Weil du mich neugierig gemacht hast. Weil du dieses Thema nicht grundlos angeschnitten hast. Ich könnte mir vorstellen, daß du in deinem Innern zerrissen bist und vielleicht aufatmest, daß du mit mir über das Thema sprechen kannst.«
    Wieder konnte sie das Lachen nicht unterdrücken. Ihre Augen funkelten dabei, aber ich sah auch so etwas wie Furcht in ihnen schimmern. »Kleiner Psychologe, wie?«
    »Weder Psychologe noch Psychotherapeut, Julie. Ich bin nur jemand, der seine Erfahrungen gesammelt hat. Das ist alles.«
    »Wie du willst.«
    »Ich höre.«
    Wieder erzählte sie mir mit leiser Stimme, was da vorgefallen war. Und sie legte es glaubhaft offen.
    Ich sah die Königin der Nacht plötzlich in einem anderen Licht, und ich konnte mir auch vorstellen, wie diese Person plötzlich in eine Atmosphäre wie diese hier eintrat und alles sofort übernahm.
    Julie hatte einen Schauder bekommen, als sie noch einmal nach ihrem Glas griff und es leertrank.
    »Noch einen Drink?« fragte ich.
    Sie beugte den Kopf nach vorn, stieß leicht auf und lehnte dankend ab. Als ich sie wieder normal ansehen konnte, stand sie voll und ganz unter dem Eindruck des Erlebten. Sogar die Hände zitterten.
    Ich faßte sie an. Die Haut war kalt.
    »Was hast du?«
    »Ich weiß es nicht, John, ich weiß es wirklich nicht. Es ist die Erinnerung.«
    »Nicht die Königin der Nacht?«
    »Beides.«
    Ich räusperte mich. Dieses Thema war
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