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0874 - Das Tier

0874 - Das Tier

Titel: 0874 - Das Tier
Autoren: Jason Dark
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brisant. Julie hatte mir einen Tunnel geöffnet, durch den ich oder wir gehen konnten. Noch lag er zu sehr im Finstern, und in mir tobten auch eine Menge Fragen. »Bitte, Julie, du mußt dich jetzt zusammenreißen. Diese Königin holt sich junge Männer für eine Nacht oder mehrere Stunden. Sind Sie denn zurückgekehrt?«
    »Ja.«
    »Alle?«
    »Jeder.«
    »Und? Was haben sie berichtet? Sie müssen doch etwas erzählt haben. Ihre Erlebnisse waren sicherlich nicht so, daß sie diese für sich behalten wollten.«
    Julies Antwort klang leise und lahm zugleich. »Nichts haben sie gesagt«, erklärte sie. »Gar nichts.«
    »Habt ihr auch nicht gefragt?«
    »Doch. Aber Antworten erhielten wir nicht. Es war… es war«, sie überlegte, »als hätten sie ihr Gedächtnis verloren. Zumindest für den bestimmten Zeitpunkt. Sie kehrten zurück, sie mischten sich auch unter uns, aber sie waren für uns fremd geworden. Wenn sie sich bewegten oder wenn sie sprachen, waren sie mit ihren Gedanken ganz woanders. Sie standen unter einem fremden Einfluß. Sie gehörten noch zu uns, dennoch waren sie Außenseiter, das konnte ihnen jeder ansehen.« Sie schüttelte sich. »Wir kamen nicht damit zurecht.«
    »Auch später nicht?«
    »Tage danach waren sie wieder normal. Als wäre mit ihnen nichts geschehen.«
    Ich überlegte. »Sicherlich habt ihr sie noch einmal nach ihren Erlebnissen gefragt.«
    »Hin und wieder.« Julie schaute auf ihre Hände, die sie in den Schoß gelegt hatte. »Es war eine Pleite, John. Sie hoben nur die Schultern und schwiegen.«
    »Kein Hinweis? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Doch, ein- oder zweimal.« Julie spielte mit ihren Fingern. »Da haben wir etwas gehört.«
    »Was?«
    »Ein Begriff wurde erwähnt. Das Tier! Ja, das Tier…«
    Ich saß unbeweglich und merkte, daß sich auch auf meinem Rücken eine zweite Haut bildete. »Das Tier«, flüsterte ich vor mich hinnickend. »Ja, ich hätte es mir denken können.«
    »Wieso? Weißt du davon?«
    »Durch Marty?«
    Julie Jenkins war so perplex, daß sie die Balance auf dem Hocker beinahe verloren hätte. »Du kennst Marty? Und er hat in deinem Beisein von dem Tier geredet?«
    »So ist es.«
    Fast hätte sie mich geschlagen. Den Arm hielt sie bereits halb erhoben. Sie überlegte es sich und sagte: »Er ist doch erst heute abend geholt worden. Wann hast du denn mit ihm gesprochen?«
    »Am Nachmittag.«
    »Da hatte er noch nichts erlebt…«
    »Wer weiß, Julie. Nicht immer wird alles so laufen, wie ihr es euch vorstellt. Es kann Varianten geben, und das ist sicherlich bei Marty Stone der Fall gewesen.«
    Julie strich durch ihr Gesicht. »Himmel, dann muß er ja… dann muß er schon vorher von dem Tier erfahren haben. Oder ist das so falsch gedacht, John?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Sie schloß die Augen. »Es wird immer rätselhafter.« Plötzlich klammerte sie sich an mich. »Ich bin froh, daß ich dich getroffen habe. Und du hast recht gehabt. In mir ist die Angst unterschwellig vorhanden. Ich… ich… komme mit ihr nicht zurecht. Hier geschieht etwas, das mir Furcht machen kann, und den anderen auch.«
    »Kein Widerspruch, Julie. Aber zumindest möchte ich wissen, wohin diese Königin der Nacht mit Marty Stone gegangen ist.«
    Sie zeigte nach vorn.
    »Pardon, aber ich verstehe nicht…«
    »Sie haben die Disco nicht durch den normalen Ausgang verlassen. Das steht fest.«
    »Aber hier sind sie auch nicht.«
    »Stimmt.«
    »Wo kann ich sie finden?«
    Julie beugte sich mir entgegen und brachte ihre Lippen dicht an mein Ohr.
    »Es gibt hier eine Tür, die kaum zu sehen ist. Durch sie ist die Königin der Nacht mit Marty verschwunden.«
    »Akzeptiert. Kannst du mir auch sagen, was sich hinter der Tür befindet?« wollte ich wissen.
    »Nein, ich war noch nie dort.«
    Ich glaubte ihr. »Wer kann es wissen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wem gehört die Disco?«
    »Ist mir auch nicht bekannt.«
    »Aber es wird doch so etwas wie einen Chef oder Aufpasser hier geben, denke ich.«
    »Das schon. Er nennt sich Glorius und ist wohl der Geschäftsführer, obwohl wir ihn nie so erleben.«
    »Kannst du ihn mir zeigen?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen, aber er ist hier, das weiß ich«, murmelte sie. »Dann beschreibe ihn.«
    Das konnte Julie. Sehr bald schon wußte ich, daß wir bereits mit diesem Glorius gesprochen hatten.
    Es war der Typ im glänzenden Umhang gewesen, der uns den Eintritt hatte verwehren wollen. Ich wollte mich auch nicht weiter um ihn kümmern und kam
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