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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin
Autoren: COURTNEY MILAN
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Königs loslassen würden?“
    Jenny blickte skeptisch über die flachen Wiesen und Felder. „Rehe und Hirsche? Ich glaube, sie würden eher über die Pferde herfallen. Oder über uns.“
    Ned schmunzelte vergnügt und zog an den Zügeln. Die Pferde blieben vor einer kleinen Hütte stehen. Ein Stück davon entfernt erhoben sich zwei riesige Scheunen. Jenny dachte, dass so eine Scheune sicher der geeignete Ort war, um einen Löwenkäfig darin unterzubringen. Doch allein beim Gedanken an diese großen Raubkatzen überlief sie eine Gänsehaut.
    „Hier.“ Ned reichte ihr einen Korb. „Bereite schon mal alles hinter der Hütte vor; ich versorge inzwischen die Pferde.“
    „Ich ganz allein?“
    „Ja, du allein.“
    „In der Nähe von Löwen?“
    Ned lachte und spannte die Pferde aus. „In der Nähe von Löwen, die im Käfig eingesperrt sind, ja. Du hast doch nicht etwa Angst, oder? Dann solltest du dir das mit deiner Reise aber noch mal überlegen. Ich habe gehört, in der Wildnis von Cincinnati werden Löwen mit überraschender Regelmäßigkeit gesichtet!“
    Jenny nahm den Korb und marschierte los. Sie würde Ned vermissen. Auch das regnerische, bewölkte England würde ihr fehlen. Sie hatte nie ein anderes Land gekannt.
    Und schon jetzt fehlte ihr Gareth.
    Doch was sie vermisste, war nicht einfach nur seine Anwesenheit, sondern das, was in ihm steckte. Diese seltenen Momente, wenn er lächelte. Wenn er aufhörte, Lord Blakely dazu zu benutzen, die unglücklichen Normalsterblichen zu quälen, die ihm zufällig in die Quere gekommen waren. Wäre er ein Farmer in Cincinnati gewesen oder ein Händler in Brasilien …
    Jenny schüttelte den Kopf, um diese törichten Gedanken zu vertreiben, und stellte den Korb hinter der kleinen Hütte ab. Oben auf dem Korb lag eine dicke Wolldecke. Jenny breitete sie gerade auf dem Boden aus, als sie Schritte hinter sich vernahm. Leise, vorsichtige Schritte, fast wie ein Anschleichen. Jennys Nackenhaare stellten sich auf, als lauerte hinter ihr wirklich ein Löwe.
    Sie drehte sich langsam um und schluckte.
    Ein Löwe wäre ihr lieber gewesen. Lieber hätte sie sich von seinen scharfen Krallen zerfetzen lassen, als noch einmal diesen jähen Schmerz in ihrem Innern zu erleiden. Sie brauchte Gareth nur anzusehen, und sofort fiel ihr wieder ein, was er zu ihr gesagt hatte. Wer würde ernsthaft glauben, dass du mir ebenbürtig bist? Diese verletzenden Worte würde sie wohl niemals mehr vergessen können.
    Allerdings sah er im Augenblick nicht ganz so überlegen aus, sondern eher – erbärmlich… und gleichzeitig unglaublich attraktiv mit seinem zerzausten hellbraunen Haar und ohne Krawatte. Ein dunkler Bluterguss zeichnete sich an seinem Unterkiefer ab. Aber da waren seine Augen, diese auffallend schönen goldbraunen Augen. Er wirkte durchaus wie ein großes Raubtier, als er sie jetzt so eindringlich ansah. Jenny hätte leicht zu seiner Beute werden können, so sehr sehnte sie sich danach, ihm nachzugeben.
    „Ned!“, entfuhr es ihr. „Das hat Ned eingefädelt. Dafür werde ich ihn gehörig durchschütteln.“
    Gareth verzog unglücklich das Gesicht. „Ich habe Ned überredet, mir noch eine letzte Chance zu geben. Ich weiß, du wirst sie mir nicht geben, du hast allen Grund, mich zu verachten. Aber … hör mich bitte an …“ Er durchsuchte seine Taschen und zog ein zerknittertes Blatt Papier hervor, das er ihr reichte. „Hier.“
    Jenny versuchte, das Papier glatt zu streichen. „Was ist das?“
    „Die Besitzurkunde für das, was sich dort in der Scheune befindet.“
    „Ich habe dir doch bereits gesagt, dass du mich nicht kaufen kannst.“
    Er sah ihr in die Augen. „Ich weiß“, erwiderte er leise. „Dafür gäbe es auch auf der ganzen Welt nicht genug Geld. Aber ich bitte dich, mich … mich …“ Seine Miene wurde finster und er sah zu Boden. „Geh einfach hinein und sieh nach“, flüsterte er schließlich.
    Jenny lief durchs Gras auf die Scheune zu und zog das schwere Tor auf. Es knarrte laut. Als Jenny eintrat, schlug ihr der vertraute Geruch von Heu entgegen, doch dazu roch es noch nach etwas anderem, das sie noch nie gerochen hatte. Leicht säuerlich, dann aber gefolgt von einem süßen, warmen Duft. Löwen?
    Nein. Hier standen nirgends schwere Eisenkäfige. Allerdings war die Scheune auch nicht in Boxen für das Vieh unterteilt, sondern völlig frei und offen bis unter das Dach. Ein riesiger Heuhaufen lag mitten in dem hallenartigen Raum. Und dort, direkt neben
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