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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin
Autoren: COURTNEY MILAN
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dem goldgelben Haufen, stand er, friedlich kauend.
    Groß und grau. Lappenähnliche, riesige Ohren fächelten genüsslich, während er sich mit dem Rüssel eine weitere Portion Heu in das mit Stoßzähnen bewehrte Maul schob. Er verdrehte die Augen, als Jenny eintrat, bewegte sich sonst aber nicht von der Stelle.
    Vor Überraschung verschlug es Jenny die Sprache. Gareth stellte sich hinter sie, und ihr Herz klopfte zum Zerspringen.
    „Was“, sagte sie nach einer Weile ruhig, „soll ich mit einem Elefanten anfangen?“
    „Ich weiß es nicht“, gab Gareth zurück. „Was willst du mit allen meinen Punkten anfangen?“
    Punkte? Es dauerte einen Moment, bis Jenny begriff, wovon er redete. Punkte, wenn er lächelte. Sie drehte sich langsam zu ihm um und stemmte die Hände in die Hüften. „ Deine Punkte? Das sind meine . Ich habe sie mir verdient. Du kannst sie nicht haben.“
    Gareth schob die Hände in die Hosentaschen. „Unsinn. Ich habe mir jeden einzelnen davon durch mein Lächeln hart erkämpft. Und wenn du diesen Elefanten nicht annimmst und mich nicht heiratest, wirst du nie wieder auch nur einen Punkt bekommen, das schwöre ich, bei Gott!“
    Jennys Welt hörte auf, sich zu drehen. Draußen vernahm sie den melodischen Gesang einer Amsel, sonst war alles totenstill. „Was hast du eben gesagt?“
    „Ich sagte, du wirst nie wieder einen Punkt bekommen. Ich habe nicht mehr gelächelt, seit du mich verlassen hast, und ich vermisse es.“ Er zog mit der Schuhspitze einen Kreis in den Staub. „Ich vermisse dich .“
    „Nein, davor.“
    „Dass du den Elefanten annehmen …“
    „Danach.“
    Er sah auf, und wieder lag dieser raubtierhafte Ausdruck in seinem Blick, aber dieses Mal wirkte er beinahe flehend. Ein Löwe, der sich danach sehnte, aus seinem Käfig befreit zu werden. „Heirate mich.“ Seine Stimme klang heiser und belegt. „Bitte, Jenny, ich flehe dich an.“
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und konnte ihn nur anstarren. „Ich kann den Elefanten nicht annehmen“, meinte sie schließlich und antwortete damit auf den Teil seiner Worte, die sie verstehen konnte. „Weißt du, wie elend er sich hier im Winter fühlen würde? Das wäre zu grausam.“
    „Es ist eine Sie und kommt aus Afrika“, erklärte er. „Aus dem Busch. Ich dachte mir, sie sollte vielleicht dorthin zurückkehren.“
    „Zurück? Wohin zurück? Und wie?“
    „Zurück nach Südafrika. Vielleicht diesen Winter. Die Reise wird möglicherweise ein halbes Jahr dauern.“ Seine Stimme nahm einen wehmütigen Klang an. „Ich wollte immer schon dort hinreisen. Es muss wunderschön sein, vor allem für jemanden, der sich für den Vogelzug interessiert …“ Er schüttelte den Kopf und räusperte sich. „Aber.“
    „Aber Lord Blakely könnte doch seinen Besitz bestimmt nicht so lange alleinlassen.“
    „Nein, das könnte Lord Blakely nicht. Außer, er hätte jemanden, dem er seinen Besitz während seiner Abwesenheit anvertrauen könnte. Doch Lord Blakely … hat ja nie jemandem vertraut.“
    „Lord Blakely spricht von sich in der dritten Person Vergangenheit“, stellte Jenny fest. „Das ist beunruhigend.“
    „Dann lass mich zur ersten Person Plural übergehen. Was Lord Blakely nicht tun konnte, wir können es. Ich wollte niemandem meinen Besitz anvertrauen, nicht einmal für ganz kurze Zeit, weil ich dachte, ich wäre besser als jeder andere. Ich habe mich geirrt. Jenny, ich brauche dich . Ich brauche jemanden, der die verborgenen Stärken in den Herzen der Menschen erkennt. Jemanden, der sich darauf versteht, diese Stärken hervorzulocken und ans Licht zu bringen. Ich brauche jemanden, der einen Mann dazu bringen kann, sich zu bessern. Allein schaffe ich das nicht.“
    Jenny betrachtete die Elefantenkuh. Kein vernünftiger Mann hätte jemals einen Elefanten als Brautgeschenk gekauft. Und doch, da stand das Tier. Es wedelte mit den Ohren, was in der Elefantensprache vielleicht so viel bedeuten mochte wie: Los, macht weiter, diese dramatische Vorstellung ist recht spannend.
    Das alles ließ nur einen möglichen Schluss zu. Gareth hatte aufgehört zu denken. Zum ersten Mal seit einer Woche gestattete sie sich, wieder zu hoffen. Wirklich zu hoffen. Sie streckte die Hand aus und streichelte über seine Wange. Sie fühlte sich kratzig an, wer wusste, wann er sich das letzte Mal rasiert hatte. Wahrscheinlich bevor er diesen Bluterguss abbekommen hatte. „Gareth …“
    „Ich bin noch nicht bei der zweiten Person Singular
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