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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin
Autoren: COURTNEY MILAN
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Tür hämmerte.
    Keine Antwort.
    „Jenny?“, rief er. „Jenny, bist du da? Jenny!“
    Immer noch keine Antwort.
    Vielleicht war sie ja einkaufen gegangen. Ja, so musste es sein. Bestimmt war sie unterwegs, um sich neue Handschuhe zu kaufen. Über ihm ging ein Fenster auf.
    „Suchen Sie Madame Esmeralda?“
    Gareth zuckte zusammen, legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Eine Frau lehnte sich aus dem Fenster. „Wo ist sie?“
    „Sie ist weg. Sie hat alle ihre Sachen mitgenommen, die Wohnung ist leer. Das weiß ich, weil ich nachsehen wollte, was sie zurückgelassen hat, aber es war nichts mehr da.“
    „Und? Wohin ist sie gegangen?“
    Die Frau zuckte die Achseln. „Sie ist doch eine Zigeunerin, nicht wahr? Wer kann da schon sagen, wo sie hinwollte.“
    Eine kalte Hand legte sich über sein Herz. „Aber sie hat doch gewiss eine Nachricht für mich hinterlassen, oder?“
    Die Frau hob die Hände. „Keine Ahnung. Wenn Sie wissen wollen, was Ihnen die Zukunft bringt, könnte ich wohl aushelfen. Sie hat mir einmal gezeigt, wie man wahrsagt.“
    In seinen Ohren dröhnte es. Er hatte erkannt, dass Jenny zu gut für ihn war. Bloß hatte er nicht damit gerechnet, dass sie das auch erkennen würde. Wie ein Narr hatte er gedacht, sie würde da sein und auf ihn warten. Aber warum sollte sie? Jenny war kein Mensch, der Trübsal blies. Sie handelte. Was war er nur für ein Dummkopf gewesen.
    „Hat sie überhaupt irgendeine Nachricht zurückgelassen?“
    Die Frau sah augenzwinkernd zu ihm hinunter. „Na ja, ich könnte ja mal die Geister befragen …“
    „Zur Hölle mit den Geistern“, brummte Gareth und wandte sich wütend zum Gehen.

21. KAPITEL
    Gareth war mit seinem Latein völlig am Ende, bis ihm plötzlich einfiel, seinen Cousin nach Jennys Verbleib zu fragen. Nach einer schlaflosen Nacht stürzte er um zehn Uhr vormittags in Neds Frühstückssalon.
    Ned saß ausnahmsweise einmal ordentlich angezogen und rasiert vor einem voll beladenen Teller. Gareth war derjenige, der völlig deplatziert wirkte. Seine Krawatte trug er schon seit geraumer Zeit nicht mehr, sein Haar war ungekämmt und staubig. Das kümmerte ihn nicht, er musste Jenny finden.
    „Ned, hast du eine Ahnung, wo Jenny hingegangen ist?“, fragte er.
    Ned legte langsam seine Gabel ab. „Gareth! Wie ich sehe, bis du wegen meiner Hochzeit in die Stadt zurückgekehrt. Vielen Dank auch für deine Glückwünsche. Deine Manieren sind wie immer tadellos.“
    „Zur Hölle mit deiner Hochzeit“, versetzte Gareth. „Zur Hölle mit Ware, seiner Tochter und deiner Mutter. Und zur Hölle mit dir, weil du mir meine Frage nicht beantwortet hast.“
    Ned schüttelte den Kopf. „Du redest wirres Zeug, Gareth.“
    „Seit wann redest du mich mit dem Vornamen an? Das hast du doch noch nie getan!“
    Ned öffnete seine rechte Hand und betrachtete sie eine Weile, dann lächelte er. „ Das ist ein Geschenk von Jenny. Sie hat mir eigens aufgetragen, es zu tun. Sie meinte, irgendjemand müsste dich daran erinnern, wer du wirklich bist. Ich arbeite gerade an meiner Entschlossenheit, und da dachte ich, dieser Jemand könnte genauso gut ich sein.“
    Gareth machte ein finsteres Gesicht. Natürlich, das war typisch Jenny. Sie hatte daran gedacht, wie sehr er seinen Titel hasste. Er hatte sie gehen lassen, aber sie hatte sich nicht von ihm abgewandt.
    Ned schob seinen Stuhl zurück, stand auf und ging auf Gareth zu. „Das, wie schon gesagt, war ein Geschenk von Jenny. Und das hier ist eins von mir.“
    Seine Faust traf Gareths Kinn mit voller Wucht. Plötzlich sah Gareth Sterne, dann ging er zu Boden. Zuerst blieb er einfach liegen: Er war zu schockiert. Doch im nächsten Moment breitete sich ein pochender Schmerz in seinem Unterkiefer aus. Er öffnete die Augen und sah, wie Ned vor ihm stand und zu ihm hinunterblickte.
    „Verdammt, wofür war das denn?“
    „Du glaubst, nur weil du ein Marquess bist, kannst du eine Frau einfach so ausnutzen?“
    „Ich habe sie nicht …“
    „Und sie mittellos zurücklassen? Ganz allein?“
    „Ich habe ihr angeboten …“
    Ned schüttelte den Kopf. „Dein Angebot hat ihr keine andere Wahl gelassen, als in ein anderes Land zu fliehen.“
    Der Schmerz in Gareths Kiefer war nichts im Vergleich zu dem, den Neds Worte in ihm auslösten. Einen Herzschlag lang glaubte er, keine Luft mehr zu bekommen, und er krümmte sich auf dem Boden. „Wohin? Wann? Und wie kann ich sie zurückgewinnen ?“, stieß er nach einer Weile
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