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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin
Autoren: COURTNEY MILAN
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doch war er genau deswegen hergekommen.
    Ned gab ihm mit einem Kopfnicken das verabredete Zeichen. Gareth ging wieder zu ihm. Der Bankdirektor reichte Ned soeben eine Schreibfeder, damit er das erste von vielen Formularen unterschreiben konnte.
    Gareth legte eine Hand auf das Papier. „Ich glaubte, da gibt es noch eine Kondition, über die wir sprechen müssen.“
    „Ja, Mylord. Selbstverständlich, Mylord.“ Der Direktor rang dienstbeflissen die Hände. Der Angestellte neben ihm lächelte ölig.
    Gareth zeigte mit dem Finger auf ihn. „Ist diese Kreatur da Mr. Sevin?“
    Mr. Sevin schrak zusammen und ließ die Feder fallen. Tinte spritzte auf seinen Schuh. „Mylord? Kennen wir uns?“ Unbeholfen bückte er sich und hob das Schreibwerkzeug auf. „Ich bedauere außerordentlich, wirklich. Ich kann mich nicht erinnern – das heißt, doch, vielleicht … Wenn Seine Lordschaft so gütig wären, mich aufzuklären … War es bei einer Versammlung? Letztes Jahr im Juni? Ich war …“
    Gareth hob abwehrend die Hand. „Das war eine einfache, mit Ja oder Nein zu beantwortende Frage, keine Aufforderung, wie eine aufgeregte Gans auf mich einzuschnattern.“
    Mr. Sevin schluckte. „Mylord?“
    „Antworten Sie. Sind Sie Mr. Sevin?“
    „Jawohl, Mylord.“
    „Ausgezeichnet.“ Gareth wandte sich an den Bankdirektor. „Feuern Sie den Mann. Er reist mit dem nächsten Schiff nach Australien.“
    „Wie bitte?“ Mr. Sevin wurde kreidebleich. „Ich? Aber warum? Mylord, bitte! Ich habe Frau und Kind! Ich kann die beiden nicht mit in diese Wildnis nehmen!“
    „Nein“, stimmte Gareth zu. „Sie werden allein reisen müssen. Für die Dauer Ihrer Abwesenheit werden Sie einen Fonds für sie einrichten.“
    „Einen Fonds? Ich bin doch nur ein einfacher Bankangestellter. Ein Fonds – das ist etwas für Wohlhabende. Ich …“
    „Aber Sie sind doch gar kein einfacher Bankangestellter“, widersprach Gareth. „Erst kürzlich sind Sie zu ungefähr vierhundert Pfund gekommen.“
    Jetzt dämmerte es dem Mann offensichtlich, denn er zuckte zusammen.
    Gareth fuhr fort: „Sie werden so oder so nach Australien gehen. Sie können Ihre Frau und Ihr Kind gut abgesichert hierlassen und in einer behaglichen Koje reisen oder Sie werden wegen Diebstahls in Ketten aufs Schiff gebracht. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.“
    Ned sah Gareth über den sich windenden Mann hinweg an und grinste schadenfroh.
    Diesen Moment des Sieges zusammen mit Ned genießen zu können … So etwas hätte Gareth sich nie träumen lassen. Jenny hatte recht gehabt. Man war sehr einsam, wenn man allen anderen so haushoch überlegen war.
    Gareth blickte auf Mr. Sevin, der inzwischen vor ohnmächtigem Zorn zitterte, und korrigierte sich im Stillen. Man war zwar einsam, wenn man allen Menschen überlegen war, aber ganz bestimmten Leuten überlegen zu sein, machte richtig Spaß.
    Trotzdem war sein Glück noch lange nicht vollkommen. Er drehte sich zu Ned um und fühlte sich plötzlich wie ein Bittsteller. Er schluckte. „Besteht die Möglichkeit, dass du doch noch nachgibst?“
    Ned wurde ernst und schüttelte langsam den Kopf. „Ich muss tun, was für sie das Beste ist. Und es tut mir leid, aber du bist es nicht.“
    „Ned, wohin fahren wir?“, fragte Jenny nun schon zum dritten Mal.
    Es war ihr letzter Tag in England. London lag bereits seit mindestens einer halben Stunde hinter ihnen. Die Pferde trabten friedlich einen Feldweg entlang und wirbelten mit ihren Hufen kleine Staubwolken auf. Einige Wolken verdeckten die Sonne, aber es war trotzdem angenehm warm.
    „Erinnerst du dich an meinen Freund Ellison? Der damals in der Spielhölle seine Löwen setzen wollte?“
    Jenny schüttelte den Kopf.
    „Nun, er hat sie immer noch. Ich dachte, ein Picknick an der Menagerie wäre eine gute Idee.“
    „Und da nimmst du mich mit? Warum nicht die Frau, die du heiraten wirst?“
    Ned zuckte die Achseln. „Sie ist beim Duke of Ware aufgewachsen, da findet sie Löwen wahrscheinlich eher langweilig. Der heutige Tag gehört allein uns beiden, wie es sein sollte.“
    Er lenkte die Pferde vom Feldweg auf einen schmalen Pfad, der eigentlich nur aus zwei tiefen Radspuren im Gras bestand.
    Nach einer Weile sprach Jenny weiter. „Fühlen die Löwen sich in unserem Klima überhaupt wohl?“
    „Ich glaube nicht. Außerdem sind sie im Käfig. Ob sie Ellison wohl wegen Jagdfrevels festnehmen würden, wenn wir den Käfig öffnen und die Löwen auf die Rehe und Hirsche des
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