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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady
Autoren: Loretta Chase
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durchdringen.
    „Freut euch, Ingleezi“, rief der Wärter. „Seht, wer hier kommt -nicht nur eine, sondern zwei Frauen!“
    Ketten rasselten. Eine dunkle Gestalt erhob sich. Eine sehr große dunkle Gestalt. In der Dunkelheit konnte Daphne sein Gesicht nicht ausmachen. Sie war umgeben von Beschützern und hatte keinerlei Grund zur Besorgnis, und doch schlug ihr Herz auf einmal schneller, ihre Haut prickelte, und ihr ganzer Körper bebte in ungewisser Erwartung.
    „Mr. Beechey“, sagte sie, und ihre Stimme klang nicht so fest, wie sie es sich gewünscht hätte, „sind Sie sicher, dass dies der Mann ist, den ich suche?“
    Eine beachtlich tiefe Stimme - ganz eindeutig nicht die von Mr. Beechey - antwortete ihr lachend: „Das käme ganz darauf an, wofür Sie mich brauchen, Madam.“

2. KAPITEL
    Eine englische Stimme zu hören - eine englische Frauenstimme -war angenehmer, als Rupert sich jemals hätte träumen lassen.
    Er hatte sich entsetzlich zu langweilen begonnen, doch der weibliche Wohlklang hob seine Stimmung sogleich.
    Da sich seine Augen lange schon an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wusste er, welche der Frauen gesprochen hatte, denn obwohl beide verschleiert waren, trug doch nur die größere europäische Kleidung. Auch wusste er, dass sie nicht nur Engländerin, sondern eine Dame war. Die gepflegte Modulierung ihrer klaren, melodischen Stimme - wenngleich sie im Augenblick etwas unsicher klang - hatte ihm das verraten.
    Ob sie alt oder jung war, hübsch oder nicht, wusste er allerdings nicht zu sagen. Und natürlich war er sich bewusst, dass man sich der Gestalt einer Frau nie ganz gewiss sein konnte, bevor man sie nicht nackt gesehen hatte. Aber wie es schien, war alles dran und am rechten Platz, und wenn sie es die steile Treppe hinabgeschafft hatte, konnte sie auch nicht gänzlich hinfällig sein.
    „Mrs. Pembroke, dürfte ich Ihnen Rupert Carsington vorstellen?“, sagte Mr. Beechey. „Mr. Carsington, Mrs. Pembroke hat sich großzügig bereitgefunden, für Ihre Freilassung zu zahlen.“
    „Das ist wirklich zu gütig von Ihnen, Madam.“
    „Keineswegs“, entgegnete sie schroff. „Ich kaufe Sie.“
    „Was Sie nicht sagen. Ich hatte ja gehört, dass die Türken nicht zimperlich seien, aber nie hätte ich mir träumen lassen, dass sie mich in die Sklaverei verkaufen würden. Tja, man lernt doch nie aus, wie es so schön ...“
    „Ich kaufe lediglich Ihre Dienste“, unterbrach sie ihn kühl. „Ah ja, verstehe. Und welcher Dienste genau bedürfen Sie?“ Rupert hörte, wie sie tief Luft holte.
    Bevor sie etwas erwidern konnte, kam Mr. Beechey ihr diplomatisch zuvor: „Ein außerdienstlicher Einsatz, Sir. Mr. Salt hat Sie von Ihren regulären Pflichten im Konsulat entbunden, damit Sie Mrs. Pembroke helfen können, ihren Bruder zu finden.“ „Wenn Sie nichts weiter suchen als einen Bruder, gebe ich Ihnen gern einen ab“, meinte Rupert. „Ich habe vier - und allesamt wahre Heilige, wie Ihnen jedermann gern versichern kann.“
    Die Dame wandte sich ungehalten an Mr. Beechey: „Sind Sie sicher, dass dieser Mann wirklich der einzige Ihrer Leute ist, den Sie entbehren können?“
    „Wie haben Sie es angestellt, Ihres Bruders verlustig zu gehen?“, fragte Rupert interessiert. „Meiner Erfahrung nach ein aussichtsloses Unterfangen. Wohin ich auch gehe, läuft mir einer meiner Brüder über den Weg - nur hier nicht. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich mich auf das Angebot meines Vaters überhaupt eingelassen habe. Zumal es ja noch schlimmer hätte kommen können, als er mich in sein Arbeitszimmer beorderte - schließlich hat er Alistair vor drei Jahren angedroht: heirate eine Erbin, oder sorge selbst für deinen Unterhalt! Ganz so schlimm sollte es bei mir nicht kommen, zu mir sagte er lediglich: ,Warum bist du nicht ein braver Junge und gehst nach Ägypten, um deiner Cousine Tryphena noch ein paar Steine mit dieser Bilderschrift drauf zu suchen? Ein paar Steine und was war es noch gleich? Diese braunen zusammengerollten ... Dingens. Papierreis oder so.“
    „Papyrus, Plural Papyri“, belehrte ihn die melodische Stimme durch hörbar zusammengebissene Zähne. „Ein lateinisches Wort altgriechischen Ursprungs. Ein Papier, das keineswegs aus Reis gemacht ist, Sir, sondern aus einer am Nil heimischen Schilfpflanze. Was Sie meinten, sind zudem keine,Dingens“, sondern wertvolle Dokumente des alten Ägyptens.“ Sie hielt kurz inne und fragte dann, etwas besänftigt und leicht verwundert:
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