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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady
Autoren: Loretta Chase
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„Sagten Sie Tryphena? Sie meinen nicht zufällig Tryphena Saunders?“
    „Doch, meine Cousine, deren Steckenpferd diese komische Bilderschrift ist.“
    „Hieroglyphen“, sagte Mrs. Pembroke. „Deren Entzifferung ...egal. Ihnen ihre Bedeutung zu erklären wäre zweifellos vergebliche Mühe.“
    Köstlich war das Seidenrascheln ihrer Röcke, als sie sich brüsk abwandte.
    Beechey eilte ihr hinterher. „Madam, verzeihen Sie vielmals, dass ich Sie an einem so unerfreulichen Ort aufhalte. Doch muss ich Sie bitten, zu bedenken ...“
    „Dieser Mann“, unterbrach sie ihn leise, doch unmissverständlich, „ist ein Idiot.“
    „Ja, Madam, aber jemand anderen haben wir nicht.“
    „Ich mag wohl dumm sein“, mischte Rupert sich ein, „aber dafür bin ich unwiderstehlich.“
    „Ach, du liebe Güte, eingebildet ist er auch noch“, murmelte sie.
    „Ein dummer Flegel“, fuhr er fort, „der aber wunderbar leicht zu handhaben ist.“
    Sie schwieg und wandte sich dann wieder an Beechey. „Und Sie sind ganz sicher, dass Sie niemand anderen haben?“ „Absolut. Nicht zwischen hier und Philae.“
    Philae musste ganz schön weit weg sein, dachte Rupert, wenn die Dame sogar in den Kerkern von Kairo um Hilfe ersuchte. „Und bärig stark bin ich auch“, fügte er munter hinzu. „Ich könnte Sie leicht mit einer Hand hochheben und Ihre Dienerin mit der anderen noch dazu.“
    „Er hat ein sonniges Gemüt, Madam“, meinte Beechey hörbar verzweifelt. „Das muss man ihm lassen. Ist es nicht beeindruckend, wie ihn selbst an diesem furchtbaren Ort nicht der Mut verlässt?“
    Folgsam begann Rupert wacker und vergnügt zu pfeifen.
    „Er weiß es offensichtlich nicht besser“, meinte sie.
    „Unter den gegebenen Umständen kann Furchtlosigkeit von großem Vorteil sein“, sagte Beechey. „Bei den Türken verschafft das Respekt.“
    Die Dame murmelte etwas Unverständliches. Dann wandte sie sich an den Türken, der sie begleitet hatte - anscheinend jemand von Bedeutung, mit einem riesigen Turban -, und sagte etwas in einer dieser orientalischen Sprachen, die Rupert nicht verstand. Der Mann mit dem Riesenturban schnalzte recht missbilligend mit der Zunge. Die Dame redete auf ihn ein, doch er schien wenig beeindruckt. Und so ging es fort.
    „Was sagt sie?“, rief Rupert dazwischen.
    Beechey meinte, sie sprächen zu schnell, als dass er ihnen folgen könne.
    Die Dienerin trat an Rupert heran. „Meine Herrin feilscht um Sie. Wie schade, dass Sie so schwer von Begriff sind. Als wir kamen, war sie bereit, fast den vollen Preis für Sie zu zahlen, aber nun sagt Sie, so viel seien Sie nicht wert.“
    „Wie viel wollte man denn für mich haben?“
    „Alles in allem dreihundert Beutel“, erwiderte sie. „Ein weißes Sklavenmädchen - das Teuerste, was der Sklavenmarkt zu bieten hat - kostet nur zweihundert Beutel.“
    „Und was macht das in Pfund, Shilling und Pence?“, fragte Rupert.
    „Mehr als zweitausend englische Pfund.“
    Rupert stieß einen leisen Pfiff aus. „Ganz schön teuer.“
    „Das findet meine Herrin auch“, sagte die Dienerin. „Zumal sie glaubt, dass Sie zu nichts nutze seien. Auf eine Lanze gespießt, könnte Ihr Kopf die Bürger von Kairo zwar eine Weile amüsieren, aber damit hätte es sich auch schon. Sie erklärt dem Scheich gerade, dass es in England ebenso viele Lords gibt wie Scheichs in Ägypten, und nur der älteste Sohn eines Lords sei wertvoll, und Sie seien einer der jüngeren. Sie glaubt, dass Ihr Vater Sie fortgeschickt hat, weil Sie ein Dummkopf sind.“
    „Alle Achtung“, meinte er lachend. „Wie trefflich erkannt -obwohl wir uns gerade erst getroffen haben, noch dazu im Dunkeln. Welch außerordentlich schlaue Frau.“
    Der turbantragende Würdenträger stimmte eine lange Tirade an, die englische Dame wandte sich schulterzuckend ab und ging davon.
    Der Preis war aberwitzig; niemand, der noch ganz bei Verstand war, würde diese Summe zahlen, nicht einmal Lord Hargate. Und doch war Rupert enttäuscht, sie gehen zu sehen.
    Ihren Bruder zu suchen könnte ja ganz interessant sein. Zumindest interessanter, als im Sand zu buddeln und nach alten Steinen zu suchen, und gewiss unterhaltsamer, als irgendwelche Papyri aus den Händen vermodernder Mumien zu entwenden. Ja, er kannte besagtes Wort sehr wohl, hatte er es doch unzählige Male schon von Tryphena zu hören bekommen. Er hatte es nur deshalb falsch gesagt, weil er auf Mrs. Pembrokes Reaktion gespannt gewesen war - und die hatte sich
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