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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady
Autoren: Loretta Chase
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als höchst erheiternd erwiesen.
    Aber nun würde er wohl nie erfahren, wie die Dame aussah.
    Die Dienerin machte sich auf, ihrer Herrin zu folgen. Beechey schüttelte den Kopf und schloss sich ihnen an.
    Der Scheich rief etwas Unverständliches.
    Und dann trat Mrs. Pembroke aus dem Dunkel. Ruperts Herz tat einen kleinen, aber unmissverständlichen Sprung.
    Daphne wartete nicht ab, bis man Mr. Carsington freigelassen hatte. Nachdem man sich auf den Preis geeinigt hatte, überließ sie es Mr. Beechey, die Einzelheiten zu regeln und die üblichen Gefälligkeiten zu entrichten - das Bakschisch, das die meisten Geschäfte im Osmanischen Reich erheblich erleichterte.
    Sie konnte es kaum erwarten, der Zitadelle zu entkommen. Ihr war schlecht, und sie ärgerte sich, überhaupt so lange mit dem Scheich verhandelt zu haben. Erst die ernüchternde Entdeckung, auf welch einem Dummkopf all ihre Hoffnungen ruhen sollten, und wie sich dann auch noch dieser Würdenträger aufspielte, der wahrscheinlich nicht mal seinen eigenen Namen schreiben konnte ...
    Fast hätte sie die Beherrschung verloren.
    Ihr Bruder steckte in Schwierigkeiten - verschollen, verletzt, möglicherweise tot -, und alle Männer, die sie bislang um Hilfe angegangen war, hatten ihre Sorge abgetan, sich über sie lustig gemacht oder versucht, ihr Steine in den Weg zu legen. Vor Wut und Enttäuschung würde sie am liebsten weinen.
    Vor allem aber wollte sie fort - fort aus der Zitadelle und diesem stinkenden Kerkerloch und all diesen dummen, gleichgültigen Männern.
    Als sie endlich aus der Festung hinaus ins Freie trat, saugte sie gierig die schon heiße Luft des späten Morgens in sich auf.
    „Wissen Sie, warum man ihn dort eingesperrt hat, Herrin - so tief unter der Erde und in Ketten?“, fragte Lina, als sie sie eingeholt hatte.
    „Gewiss“, sagte Daphne. „Mr. Salt meinte, dass Mr. Carsington der Mann sei, der gestern den türkischen Soldaten angegriffen hat. Ein geistloser, unbeherrschter Barbar.“
    Ungeduldig eilte sie dem Tor der Zitadelle zu, vor dem ihre Esel und Eselstreiber auf sie warteten. „Ich kann nur hoffen, dass die anderen Söhne tatsächlich wahre Heilige sind, wie von diesem hier behauptet“, fuhr sie gereizt fort. „Das könnte Lord und Lady Hargate für ihren Kummer entschädigen ..." Jäh hielt sie inne. „Oh, was habe ich nur getan?“
    Daphne blieb so unvermittelt stehen, dass Lina auf sie prallte. Nachdem sie ihre Schleier wieder entwirrt hatten, sagte Daphne: „Wir müssen Mr. Salt sofort mitteilen, dass wir Mr. Carsingtons Dienste nicht bedürfen.“
    „Aber Sie haben ihn doch eben gekauft“, wandte Lina ein. „Ich war nicht ganz bei Verstand“, sagte Daphne. „Es hat dort unten so elend gestunken, und die Ratten waren recht dreist. Dann wollte der Scheich mir auch noch Angst machen, und Mr. Carsington mit seinem impertinenten ,Papierreis und .Dingens! Ich befand mich in bedrängter Lage, aber niemand könnte für meine Zwecke weniger geeignet sein als er. Wir haben es mit Verbrechern zu tun, dessen bin ich mir sicher. Die Aufgabe verlangt einen kühlen, berechnenden Verstand. Einen zweiten Belzoni bräuchte ich: einen Mann, der weiß, wann es der Überredung, auch der Arglist bedarf und wann der Gewalt.“
    „Als Mr. Beechey Sie vorhin zum Scheich geführt hat, habe ich die Wachen belauscht“, meinte Lina. „Kein Gefängnis könne diesen Engländer aufhalten, sagten sie. Er sei flink und clever und gänzlich ohne Furcht. Deshalb hat man ihn im tiefsten Kerker von Kairo angekettet.“
    „Wer gänzlich ohne Furcht ist, muss entweder sehr dumm oder verrückt sein“, befand Daphne.
    Lina tippte sich an den Kopf. „Sie haben da oben doch genug für sechs Männer, Herrin. Sie brauchen keinen Mann mit viel Verstand, sondern einen mit viel Mut und starken Muskeln.“ Daphne wusste nicht, wie es um Mr. Carsingtons Muskeln bestellt war. Mehr als eine große, schemenhafte Gestalt hatte sie im Dunkel nicht ausmachen können. Doch während sie mit dem Scheich um ihn feilschte, war sie sich seiner Gegenwart stets bewusst gewesen. Sie hatte seine Stimme hinter sich wahrgenommen, ein tiefes Murmeln, in dem ein leises Lachen mitschwang, obwohl er wahrlich nichts zu lachen hatte. Zu ihren Füßen hatte sie die Ratten herumhuschen gehört. Den Gestank hatte sie noch immer in der Nase. Und sie wusste, dass die Wärter nicht zimperlich waren.
    Während sie mit dem Scheich verhandelt hatte, waren ihre Gedanken immer wieder zu dem
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