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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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legte die Schlüssel zurück in den kleinen venezianischen Holzkasten, diesen buntbemalten Touristenkitsch, den man an jeder Bude kaufen kann. Und sie begriff jetzt, warum Hellmuth Wegener die Schlüssel zu seinem Leben gerade in dieses Kästchen gelegt hatte.
    Seht, das bin ich! Da gehöre ich hinein! Ihr alle habt in mir immer nur einen Heros gesehen. In Wahrheit war ich nur ein ganz billiges Exemplar Mensch.
    Sie nahm das Kästchen, ging zu Hellmuths Schreibtisch und schloß es dort ein. Den Schlüssel zu diesem Fach würde Dr. Schwangler bekommen, und auch ihre letzte Verfügung, wonach die Kinder Peter und Vanessa Nina den Tresor hinter dem Gauguin erst drei Monate nach ihrem, Irmgard Wegeners, Tod öffnen sollten.
    Wie hatte Hellmuth geschrieben, wie war sein letzter Satz in dem Tagebuch:
    »Ich habe sie geliebt, ich habe siebenundzwanzig Jahre mit ihr in einem eigenen Paradies gelebt als ihr Mann, ohne mit ihr verheiratet zu sein. Es war eine glückliche Ehe.«
    »Sie war es, Dicker!« sagte sie und ging langsam zum Fenster. Im Park tropfte es von den Bäumen und Sträuchern, Nebelschwaden glitten über das Teehaus und die Grillhalle, der Rasen glänzte wie poliert. Eine phantastische, märchenhafte, schwebende, alles Schwere aufhebende Stimmung der Natur.
    Sie wußte es schon seit Jahren. Hatte es bereits geahnt, als er seinen Sohn nach dem gefallenen Kameraden nannte. Und war ihrer Sache sicher, als es um das Klassentreffen ging. Aus unzähligen Indizien hatte sie Gewißheit gewonnen.
    Aber warum hatte sie ihn in der Angst belassen, eines Tages könnte sie sein Spiel durchschauen und alles zerstören, was sie sich aufgebaut hatten?
    Sie hatte geschwiegen, weil es so besser war – für ihn. Sie hätte seinen Stolz zutiefst verletzt – und diese Wunde wäre nie vernarbt. Sie hätte ihn damit vernichtet. Warum hätte sie also reden sollen? War es nicht längst gleichgültig, ob dieser Mann, ihr Mann, Hellmuth Wegener war? Sie liebte ihn. Das war genug für ein ganzes herrliches Leben.
    Sie drückte die Stirn gegen die kalte nasse Scheibe und legte ihre Hände an den Kopf, als müsse sie ihn zusammenpressen, damit er nicht zerspringe.
    Es war eine glückliche Ehe.
    Ich danke dir, Hellmuth.

    * Freund, Hilfe
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