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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werde wieder kämpfen!«
    »Gegen wen?« fragte Dr. Bernharts erstaunt.
    »Gegen einen Schatten!«
    »Dabei verliert man meistens.«
    »Das muß man riskieren. Aber man hat eine Chance … Eine Chance mehr als der, der gleich in die Knie geht! Ich werde euch allen beweisen, daß ihr mich falsch seht!«
    »Du gehst also doch ins Ministerium?«
    »Laß mich doch mit deinem Ministerium in Frieden!« Er stand vor Dr. Bernharts und schlug die Fäuste gegeneinander, dicke Fäuste voll Kraft. »Und wenn es dir hundertmal nicht paßt: Auch diesmal wird Irmi nichts davon erfahren! Gerade jetzt nicht!«
    »Sie weiß mehr, als du ahnst, Hellmuth!«
    » Was weiß sie!« Er sah Dr. Bernharts unter zusammengezogenen Brauen an.
    »Zum Beispiel die Sache in Rom.«
    »Rom?«
    »Elietta Dagliatti.«
    »Himmel, das ist doch ein längst verschimmelter Hut! Wer denkt denn noch daran?«
    »Aber Irmi weiß es.«
    »Wenn es weiter nichts ist …« Wegener lachte rauh. »Ewald, alter Klistierputzer, hau ab! Ich hab' genug von deinen Weisheiten! Aber ich danke dir.«
    »Wofür?«
    »Das wirst du nie erfahren! Eigentlich bist du ein nützlicher Freund.«
    »Oha! Woher die Ehre?«
    »Deine Tritte in den Hintern sind wie Schmieröl … der Motor dreht wieder runder. Auch jetzt! Und nun hau ab, ehe ich dich zwinge, die ganze Flasche leerzutrinken!«
    Er brachte Dr. Bernharts bis zur Tür und ging zurück in das Schlafzimmer mit der Spiegelwand. Die Möbel hatte Fritzchen Leber dreimal erneuert, die Spiegelwand aber war geblieben. »Das ist das Optimale!« sagte er, als Wegener sie weghaben wollte. »Ich reiße sie nicht raus. Wenn du sie nicht mehr sehen kannst, schlag sie ein! Von mir kannst du das nicht verlangen.«
    Wegener blieb so im Zimmer stehen, daß er sich nicht im Spiegel sah. Aber die schlafende Irmi sah er zweimal – rechts im Bett, links in der Spiegelwand – und ihm fiel ein, was Bernharts gesagt hatte: Hast du jemals Irmi gefragt, ob ihr dies oder jenes gefällt? Hast du nicht alles allein getan? Die berühmten ›einsamen Wegenerschen Entscheidungen‹! Es stimmt, dachte Wegener. Auch dieses Zimmer habe ich ohne sie eingerichtet. Das alte kam raus, das neue rein … Es stand einfach da, und sie nahm es hin. Und dabei ist es ihr Raum, ihr intimster Bereich, ihr kleines Paradies, in dem alle Verkleidung, die Maske des Alltags abfällt, wo sie nur noch ein Mensch ist, der Ruhe sucht, Geborgenheit, Liebe, Glück …
    Warum hat sie nie gesagt: Mir gefällt das nicht!? Vielleicht hat sie es sogar gesagt, nur weniger deutlich ausgedrückt, behutsam, duldender … und ich habe es nicht gemerkt.
    Er ging zu dem Bett, kam dabei vor die Spiegelwand und sah sich zu, wie er sich neben der schlafenden Irmi aufs Bett setzte. Eine Masse Mensch, rundschädelig, graumelierte Haare, breite Schultern, ein Brustkasten wie ein Gorilla, Beine wie Säulen.
    Er beugte sich über Irmi, legte vorsichtig die Hand auf ihre heiße Stirn und lauschte auf ihren pfeifenden Atem. Dann griff er in die Hosentasche, holte sein Taschentuch heraus und tupfte ihr den Schweiß vom Gesicht.
    »Ich weiß, daß du jetzt meckern würdest«, sagte er leise. »›Nicht mit dem Taschentuch! Hol ein Handtuch aus dem Bad!‹ O Irmi, wie wenig kennen uns die anderen, auch wenn sie zwanzig Jahre um uns sind! Was verstehen sie von unserer Liebe! Du bist doch nicht unglücklich, nicht wahr? Ich habe immer nur gewollt, daß du glücklich bist! Wenn du wüßtest, wieviel Kraft mir das gibt …«
    Er fuhr wieder mit dem Taschentuch über ihr Gesicht, löschte das Licht der Nachttischlampe – sie war eine venezianische Arbeit: ein kleiner Mohr, der eine leuchtende Kugel auf seinem Kopf davontrug – und schlich sich aus dem Zimmer.
    In der riesigen Wohnhalle saßen Peter und Vanessa Nina, jetzt dreiundzwanzig Jahre alt, angehende Medizinerin, die heimlich an der Kölner Musikhochschule Operngesang studierte und glaubte, ihr Vater merke das nicht. Er ließ sie in dem Glauben, weil sie wirklich eine gute Stimme hatte, und war nur gespannt darauf, wie und wann sie ihn aufklärte, daß sie lieber auf der Bühne als am Seziertisch stand. Peter, jetzt siebenundzwanzig, hatte seine Examina als Chemiker mit der geistigen Präsenz bestanden, die ihn sein ganzes bisheriges Leben begleitet hatte. Er hatte in der immunbiologischen Gruppe der Forschungsabteilung der Euromedica- Werke bereits seinen Arbeitsplatz und schlug sich mit dem Problem der Transplantatabstoßung herum.
    »Wie geht es
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