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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fange ich jetzt an zu leben! Ich bewundere meine Frau, daß sie das bald achtundzwanzig Jahre mitgemacht hat. Kommen Sie mir nicht damit: Sie hat ja alles, was eine Frau sich wünschen kann! Sie hatte es nicht! Ich war nicht da! Und ich war auch nicht da, wenn ich neben ihr saß! Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Erfolgreiche Männer gehören nun einmal nicht einer Frau allein! Das ist das große Schicksal dieser Frauen.«
    »Aber man sollte so etwas nicht einfach als unüberwindbar hinnehmen. Mein lieber Herr Staatssekretär, man wird mich in Zukunft weniger am Schreibtisch im Konzern, aber mehr im Sand an der Mittelmeerküste finden. Ich werde da liegen wie ein kleiner Junge, Burgen bauen, die die Wellen bei Flut wieder wegwaschen, mit meiner Frau Federball spielen, Bratfisch am Stecken essen und guten einfachen roten Landwein trinken. Und ich werde – das kann ich Ihnen jetzt schon sagen – nichts von dem vermissen, was mich bisher umgeben hat: die Fabriken, die Gesellschaft, die Partys, die langen Arbeitsessen, die Konferenzen, die Reisen rund um die Welt, die versteckten Anträge der Frauen, für die es, trotz meiner zwei Zentner, ein besonders prickelndes Erlebnis wäre, mit dem großen Wegener einmal ins Bett zu steigen! Das alles wird ein Nichts sein gegen das kleine Glück, die Füße in die Wellen stecken zu können und zu sich sagen zu dürfen: Nun hast du endlich einmal Zeit, mein Junge! So viel Zeit! Spürst du den warmen Wind auf der Haut? Hörst du das Meeresrauschen? Über dir schreit eine Möwe. Und dann werde ich die Arme ausbreiten, den Sand durch meine Finger rinnen lassen und endlich wissen, was wunschloses Glück ist!«
    »Nachdem Sie der große Wegener geworden sind! Das ist einfach.«
    »Aber es war schwer! Ich habe eine Aufgabe erfüllt bis zur Perfektion. Jetzt habe ich endlich den Zeitpunkt erreicht, wo ich mich aus diesem einen Leben wegschleichen kann, um wieder nur Ich zu sein. Was mir diese Aussicht bedeutet, kann ich niemandem erklären, weil es keiner glauben würde. Jetzt nicht mehr …«
    Aber so sicher war er sich doch nicht, ob ihm wirklich niemand mehr glauben würde, er sei nicht Hellmuth Wegener, sondern Peter Hasslick. In den vergangenen Monaten hatte er sich oft gesagt: Wenn ich jetzt aller Welt verkünde, ich sei nicht ich, dann wird man vermuten, der Alte hat einen Knall bekommen. Mehr nicht. Es als Wahrheit hinzunehmen, würde sich jeder weigern. Womit könnte ich auch beweisen, daß ich Peter Hasslick bin? Seine Papiere sind in Rußland und in Osnabrück verbrannt. Ich habe Wegeners Armnarbe, ich habe seine Schrift angenommen, ich habe alle seine Papiere, ich bin jetzt zweifacher Dr. h.c., ich bin Konzernherr, Besitzer einer Apothekenladenkette, Mitbesitzer von vier anderen Fabriken, sitze in – rechnen wir mal nach – ja, in genau dreiundzwanzig Aufsichtsräten … Und dieser Mann steht nun da und behauptet, nicht Wegener zu sein. Ein Fall für den Psychiater.
    Doch – so schön es war, sich so etwas einzureden! – die Unsicherheit, dieses Trauma der Angst, das bis in die Urtiefen seines Wesens reichte, blieb nach wie vor. Und es wurde genährt durch einige Telefongespräche, die er mit Dr. Pfifferling führte.
    »Natürlich sehen wir uns wieder«, sagte Pfifferling herzlich. »Die Unterhaltung mit Ihnen liegt mir noch im Ohr. Sie war ein Genuß. Ich komme auf Ihre Einladung zurück, Herr Wegener …«
    Natürlich sehen wir uns wieder … Lag darin nicht eine verdeckte Drohung? Wonach forschten sie noch beim Verfassungsschutz? Wo wühlten die Maulwürfe in seinem Leben herum? Was fehlte ihnen noch zum Bild des Hellmuth Wegener? Wo waren Mosaiksteinchen herausgefallen, die man noch finden mußte?
    Es waren Monate zwischen Hoffnung und Warten. Monate der Selbstbeobachtung und des ständigen Aufsichselbsteinredens: Du bist unangreifbar! Du bist Hellmuth Wegener. Es gibt keinen Gegenbeweis, wenn nicht du selbst ihn lieferst. Und selbst dann – denk an deine eigenen Überlegungen – wird man es dir nicht glauben. Wahrheit in dieser Potenz ist immer unglaubwürdig.
    Heimlich – um Irmi damit zu überraschen – ließ er für einen langen Weihnachtsurlaub eine Reise in die Südsee buchen. Vom 15. Dezember bis 31. Januar auf Samoa. Peter war Weihnachten, das hatte man schon lange abgesprochen, in Bremen bei seiner Schokoladen-Braut. Vanessa Nina wollte über die Feiertage mit Freundinnen nach Gran Canaria, wo es einen exklusiven Strandclub für junge Menschen gebe. Die
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