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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle
Autoren: Sara Paretsky
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unter ihren Augen bildeten. »Dick hat gesagt, Sie haben einen sonderbaren Sinn für Humor, aber ich kann nicht glauben, dass Sie das komisch finden.«
    »Ich finde gar nichts, was in den letzten drei Wochen passiert ist, besonders komisch. Zwei alte Männer wurden umgebracht, weil Ihr Daddy und Ihr Onkel nicht wollten, dass sie was über eine Pensionsfondsumwandlung ausplaudern, die Ihr Mann in die Wege geleitet hat. Mindestens eine alte Frau wäre fast obdachlos geworden, weil sich Ihr Onkel eine schlaue Marketingstrategie ausgedacht hat, um sie um die Ersparnisse eines ganzen Lebens zu prellen. Und ich bin auch nicht gerade glücklich, nachdem auf mich geschossen worden ist und ich fast überfahren worden wäre.« Ich befingerte durch das Baumwoll-T-Shirt die Furchen auf meinem Bauch. Die Schnittwunden waren verbunden, aber ich glaubte jedes Mal, wenn ich mich bewegte, dass sie bluteten.
    »Aber Daddy hat mir das alles erklärt. Nichts davon war seine Schuld. Die Leute bei Diamond Head haben ihn und Onkel Jason missverstanden. Sie hätten das niemals tun dürfen. Alle sind sich einig, dass das falsch war. Daddy wird das vor Gericht beweisen; dafür kann Dick sorgen. Aber es würde unser Leben so viel leichter machen, wenn er das nicht müsste, wenn Sie auch der Meinung wären, dass alles ein Riesenirrtum war. Ich fände es scheußlich, wenn Dick Sie in der Öffentlichkeit angreifen müsste. Und wissen Sie, in solchen Fällen werden Ermittler eingesetzt, die Ihre Geheimnisse ausgraben - Gerede über Ihr Liebesleben, Ihre Missachtung der Gesetze, lauter solche Sachen.« Die Wut hatte mich so im Griff, dass ich kaum etwas sehen konnte. Ich stopfte die Hände in die Taschen, damit Dick das Zittern nicht sah. »Enthüllungen sind zweischneidig, Süße. Wenn ich mit dem Fall fertig bin, kann Ihr Mann von Glück sagen, wenn er seine Anwaltslizenz noch hat, falls er nicht gar im Bundesgefängnis landet.«
    Dick war beim letzten Wortwechsel zum Fenster gegangen. Als er etwas sagte, sprach er mit der Scheibe; wir hatten Mühe, ihn zu hören. »Meine einzige Rolle in diesem Fall wird die eines Zeugen sein.« Teri und ich waren beide so verblüfft, dass es uns die Sprache verschlug, aber sie erholte sich als Erste. »Dick! Ich kann es nicht fassen, dass du ein solcher - ein solcher Verräter sein könntest. Nach allem, was Daddy für dich getan hat! Du hast mir versprochen -« »Ich habe dir gar nichts versprochen.« Dick wandte uns weiter den Rücken zu. »Ich war schließlich einverstanden, heute mitzukommen, weil du so versessen auf die Idee warst. Ich habe dir gesagt, wenn Vic bereit ist, dir zuzuhören, versuche ich, eine Vereinbarung mit ihr aufzusetzen. Aber ich habe die ganze Nacht lang versucht, dir beizubringen, dass ich deinen Vater und deinen Onkel nicht vertreten kann.« »Aber Daddy rechnet mit dir.«
    Schließlich drehte er sich um. »Das haben wir hundertmal besprochen, aber du willst es nicht hören. Leigh Wilton hat mir dringend geraten, die beiden nicht zu vertreten. Als Vorstandsmitglied von Diamond Head würde ich ihnen mehr schaden als nützen. Und, Teri, ich glaube ihnen einfach nicht. Ich habe in den letzten Tagen viele Gespräche mit ihren Mitarbeitern geführt und glaube nun, dass sie Vic umbringen wollten. Dein Vater hat mich hereingelegt: Er hat mich unter dem Vorwand, sie zu beschützen, dazu gebracht, Vic Warnungen zu übermitteln - sie davon abzubringen, zu nahe an die Pensionsfondsumwandlung heranzukommen. Er muss gewusst haben, dass ich einen Anschlag auf ihr Leben nie gebilligt hätte.«
    Teri sprang auf, mit roten Flecken unter dem Rouge. »Du bist immer noch in sie verliebt! Ich kann es nicht fassen.«
    Dick lächelte müde. »Ich bin nicht in sie verliebt, Teri. Ich hätte wohl sagen sollen, ich hätte es nicht gebilligt, dass sie wen auch immer umbringen wollen, unabhängig von Rasse, Religion, Geschlecht oder Neugier.«
    Teris Augen glänzten vor Tränen. Sie lief zur Tür. »Find selber nach Hause, du toller Hecht. Ich fahre nicht mit dir.«
    Ich rechnete damit, dass er ihr nachrannte, aber er stand erstarrt im Zimmer, mit hängenden Schultern, noch lange, nachdem das Echo der zugeschlagenen Tür verhallt war.
    »Tut mir leid, Dick. Tut mir leid, dass du eine schlechte Zeit vor dir hast.«
    »Ich war mir sicher, dass du im Triumph mit deiner Pistole herumwedelst und mir sagst, das hätte ich mir selbst zuzuschreiben.«
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich meiner Stimme nicht
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