Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus
Autoren: Doreen Orion
Vom Netzwerk:
meinem Schoß rangeln) und ich meine Fälle am Telefon bearbeite, während Tim den ganzen Tag mit Patienten beschäftigt ist, drängte es sich geradezu auf, dass ich mich der Suche nach einem geeigneten Bus annahm. Tim war wild entschlossen, mir so gut es ging all die technischen Details beizubringen, und wie üblich zeigte sich: Wenn mein Mann sich etwas in den Kopf gesetzt hat, schafft er es auch. Wie schwierig die Aufgabenstellung auch immer sein mag.
    Ich dagegen kann alles, was mit Technik zu tun hat, nicht ausstehen. Trotzdem schleppte Tim mich in sein Arbeitszimmer, zwischen all die Stapel von Bus Conversions , und begann
mit dem Unterricht. Ein weniger ehrgeiziger Mann hätte bestimmt bald das Handtuch geworfen, weil ich nicht einmal einen Chevy von einem Ford oder einem Honda unterscheiden kann. Wann immer Tim mich auf einen Wagen auf der Straße aufmerksam machen will, muss er zu Erklärungen à la »Der Grüne dort mit den vier Türen« greifen. Wie also sollte ich Busse (die noch dazu alle dieselbe Farbe zu haben scheinen) auseinanderhalten?
    Viele Paare ärgern sich über ihre Unterschiede. Tim und ich sind fasziniert davon. Für uns in das Herumkramen in der Psyche des anderen wie das Studium eines exotischen Tieres im Zoo, mit dem Ergebnis (und teilweise wohl auch, weil wir beide Psychiater sind), dass es nicht viel gibt, das wir einander durchgehen lassen. Als während der ersten Unterrichtsstunde nichts hängen zu bleiben schien, versuchte ich, meinen inneren Widerstand als schlichte Dummheit abzutun. »Ich habe einfach kein Hirn für solche Dinge«, argumentierte ich, aber Tim ließ das nicht gelten.
    »Du willst dir nur nicht die Mühe machen, es zu lernen«, beharrte er. Als ich weiter jammerte, ich würde es doch versuchen, stand er auf, ging in mein Büro und kehrte mit einer meiner Zeitschriften zurück. Er begann zu blättern und suchte wahllos ein Foto aus.
    »Was ist das?«, fragte er und hielt es mir unter die Nase. Ich warf einen kurzen Blick darauf. »Badgley Mischka. Frühjahrskollektion«, platzte ich automatisch heraus. Mit einem befriedigten Grinsen schlug Tim das Magazin zu, und ich ertrug in stoischem Schweigen die unsäglichen Unterrichtsstunden bis ins allerletzte winzige Detail.
    Tim bereitete mich gut vor - vielleicht sogar zu gut. Eine typische Unterredung mit einem potenziellen Verkäufer lief in etwa so ab:

    »Ist es ein 6V92er oder ein 8V92er?«, fragte ich mit mehr Selbstvertrauen, als jemand besitzen konnte, der nicht die leiseste Ahnung hatte, welche Daseinsberechtigung diese beiden Ziffern hatten. Ich hegte den Verdacht, dass Letztere für den größeren Motor stand, vielleicht bestand er aber auch nur aus zwei Schrauben mehr. Oder sie hatten beide 92 Teile, und das 8V bezog sich auf irgendetwas mit Volt?
    »Es ist ein D-Deck«, antwortete er. Für den Bruchteil einer Sekunde wusste ich nicht weiter, doch dann erinnerte ich mich an eine von Tims Ausführungen, die irgendwo in meinen Hirnwindungen hängen geblieben war.
    »D-Deck II oder III?«, hakte ich nach.
    »Es ist ein III«, antwortete er.
    »Hmm«, machte ich - reine Taktik, um eine Weile mit meiner Beute zu spielen. »Ich habe gehört, die IIIer sind nicht so zuverlässig.«
    »Na ja, äh …«, stammelte er, während ich in Fahrt kam.
    »Alufelgen? Probleme mit Rost? Fünf oder sechs Gänge?« Ich beschloss, ihm einen Knochen hinzuwerfen. »Klingt ganz interessant. Ich sage meinem Mann, er soll Sie anrufen. Er versteht wesentlich mehr von all dem als ich.«
    »Ah, Ma’am«, wandte er ein, »ich habe das Gefühl, Sie verstehen schon eine ganze Menge davon.«
    Schließlich stolperte ich über einen 98er Prevost auf einer Volvo-Website. Sogar ich wusste, dass der Prevost der Heilige Gral unter den Bussen war. Rockstars gingen in einem Prevost auf Tour. Wieso also nicht auch Prinzessinnen? Als ich anrief, stellte sich heraus, dass der bereits niedrige Preis im Internet um ein weiteres Drittel gedrückt worden war.
    Im Mai 2003 stand der Prevost endlich auf dem Parkplatz
von Vanture. Wir hatten fast sechs Monate gebraucht, um ihn zu finden. Nun würde er instand gesetzt werden, bevor wir im Sommer 2004 aufbrechen konnten.
    Ich tröstete mich mit dem einzigen Lichtblick, den diese ganze Bus-Geschichte bislang mit sich brachte.
    Die Inneneinrichtung!
    Beim Umgang mit übersichtlichen Platzverhältnissen neigt man sehr schnell dazu, das Maß aus den Augen zu verlieren. Ein handgeblasenes Glaswaschbecken für 1200
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher