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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus
Autoren: Doreen Orion
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Anführungszeichen setzen, denn mal ganz ehrlich: Was hat das mit Sport zu tun, wenn selbst die bierbäuchigen Spieler dabei glänzen? Das Ganze kommt mir eher wie ein Geschicklichkeitsspiel wie Bogenschießen oder Kegeln vor. Football und Sumo-Ringen schließe ich im Übrigen von meiner Regel aus, ebenso wie jeden anderen Sport, bei dem ein Bierbauch die spielerische Leistung fördert.)

    Wann immer Tim jetzt ein Projekt am Start hat, gibt es wenigstens Freunde, die er anrufen kann. Und genau das tut er auch. Leider bin ich trotzdem nach wie vor diejenige, deren Einbindung praktischer ist (im Hinblick auf die physische Nähe, nicht auf meine Fähigkeiten, versteht sich).
    Natürlich werden wir von Zeit zu Zeit rückfällig. Als Lisa wegen einer Hochzeit nach Boulder kam, wollte sie unbedingt in ein Einkaufszentrum, da es dort, wo sie lebt, nichts Brauchbares gibt. Also schleppte ich sie in meine einstigen Jagdgebiete: The Rack, Needless Markup Last Call und Saks Off Fifth. Anfangs wollte ich mich nur ein bisschen umsehen. Ich war lange Zeit nicht mehr einkaufen gegangen. Die arme Lisa.
    »Ich habe meine Mentorin verloren«, erklärte sie wehmütig. Also kaufte ich eine Kleinigkeit, nur damit sie sich ein wenig besser fühlte. Schon bald kaufte ich eine ganze Menge Kleinigkeiten. Die Vertrautheit stellte sich nach so kurzer Zeit ein, dass auf der Hand lag, wie schnell ich in meine alten Verhaltensmuster zurückfallen würde. Ich bin froh, dass ich seither nicht mehr Einkaufen war.
    Shula und Morty haben ihren vorsichtigen Waffenstillstand aufrechterhalten. Kein Fauchen und Anspucken mehr, wie es früher an der Tagesordnung war, dafür scheinen sie es tolerieren zu können, zur selben Zeit auf demselben Möbelstück zu schlafen, solange sie sich nur nicht dabei berühren. Obwohl Shula wie ihre Mutter zweifellos kein Interesse daran hatte, sich ein wenig anzustrengen, zwang das Bus-Jahr sie dazu, und es bekommt ihr eindeutig. Sie läuft nicht mehr weg und versteckt sich, wenn Leute zu uns kommen, und lässt sich auch nicht mehr von ihren Brüdern einschüchtern. Morty scheint ihr widerstrebend Respekt entgegenzubringen, und obwohl er
sich nach wie vor im Kontakt mit anderen Tieren als Alphamännchen aufspielt, lässt er seine Schwester normalerweise in Ruhe - zumindest meistens.
    Der stets fröhliche Miles pudelt sich weiterhin durchs Leben, auch wenn er in letzter Zeit das Tempo ein wenig gedrosselt hat. Wir sind froh, dass wir ihn zu unseren Abenteuern mitnehmen und eines seiner letzten Lebensjahre zu einer so erfüllenden, bereichernden Erfahrung machen konnten, ganz zu schweigen von den neuen und diversen Düften, in deren Genuss er kam, und der nahezu ununterbrochenen Bewunderung, die er gewiss verdient.
    Kein Tag vergeht, ohne dass ich dankbar bin, mit Tim verheiratet zu sein. Das ist etwas, woran das Bus-Jahr nichts geändert hat, obwohl wir rund um die Uhr zusammen waren. Und ich spüre jeden Tag, dass er genauso empfindet. Wenn es einen Himmel gibt, muss dies sein wahrer Kern sein: geliebt zu werden. Natürlich hat Tim mich immer damit aufgezogen, ich würde den »Bis dass der Tod uns scheidet«-Teil unseres Ehegelübdes ganz besonders ernst nehmen - sprich: Wenn er scheidet, ist er tot. Das mag zwar ein klein wenig übertrieben sein, doch ich habe stets die Meinung vertreten und tue es noch immer, dass Tim glücklich sein und eine andere Frau finden sollte, wenn mir etwas zustieße - natürlich nur unter der Voraussetzung, dass diejenige nicht jünger, hübscher oder gar schlanker ist als ich.
    Tim weigert sich nach wie vor, mir zu verraten, wie er es genau bewerkstelligt hat, mich zu dieser Bus-Geschichte zu überreden. Mich schaudert bei der Vorstellung, wozu er mich sonst noch bringen könnte. Er überlegt weiterhin, auf einem Boot zu leben. Ich dagegen könnte mir eher noch ein Abenteuer an Land vorstellen - in Australien
oder Neuseeland vielleicht, oder irgendwo in Europa - und ein weiteres Jahr im Bus leben. Das Reiseziel steht hierbei weniger im Vordergrund, vielmehr haben die Menschen, die behaupten, die Reise selbst sei das Wichtigste, durchaus Recht. Wir freuen uns an der Tatsache, dass wir uns etwas überlegen können, das sich als ganz wunderbar erweisen könnte, und wissen, dass wir es auch in die Tat umsetzen werden.
    Vor unserer Abreise hatte ich Tim darüber informiert, ich würde bei unserer Rückkehr von ihm erwarten, dass er meinen Traum lebt (den ganzen Tag im Bett bleiben, Bonbons
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