Eine Frau - Ein Bus

lutschen und sich Oprah ansehen). Doch ich habe meine Forderung zurückgezogen. Abgesehen von der Tatsache, dass er keine Stunde durchhalten würde, ist es ehrlich gesagt auch nicht länger mein Traum. Obwohl ich im Grunde immer noch ein Stubenhocker bin (und mir regelmäßig Oprah ansehe), gehe ich doch mehr unter Leute, mache neue Erfahrungen und lebe insgesamt ein wenig mehr. Auch wenn mir diese »Frische Luft«-Sache immer noch nicht ganz einleuchtet. Unter bestimmten Voraussetzungen gehe ich zwar wandern - sprich: tolle Aussicht, tolle Gelegenheiten zu fotografieren, weniger als fünf Prozent Steigung und eine Strecke von unter drei Meilen, außerdem gehen wir regelmäßig zu Fuß in die Innenstadt, um uns mit Freunden zum Abendessen zu treffen.
    Trotzdem stellten wir fest, nachdem wir ein paar Monate wieder zu Hause waren, dass sich das Leben weniger intensiv anzufühlen begann. Während unser Lebensraum eingeschränkt gewesen war, hatte alles - von unserer Beziehung bis hin zu all den Erfahrungen, einschließlich Gefahren, Begeisterung und Freude - viel größer und eindringlicher gewirkt, weil sich unser Horizont bis in die
Endlosigkeit erstreckte. Um dem gerecht zu werden, fingen wir an, all jenes, was unsere Heimatstadt zu bieten hat, mehr zu nutzen: Kunst- und Kulturfestivals, Aufführungen, tolle Bars und schicke Restaurants bis hin zu Weinverkostungen und diversen Kursen. Es gelang uns auch, die Traditionen aufrechtzuerhalten, die während der Bus-Geschichte so wichtig geworden waren: Während des Abendessens bleibt der Fernseher abgeschaltet. In unserer Tiefkühltruhe steht kein Gericht, das von jemandem in einer Fabrik hergestellt worden ist. Tim kocht nach wie vor, und ich sehe ihm nach wie vor mit einem Weinglas in der Hand dabei zu (ich trinke zwar immer noch gern meine Martinis, aber nicht mehr so viel, da ich ihre anästhesierende Wirkung nicht mehr so brauche wie während unserer Zeit im Bus), während im Hintergrund Musik läuft. Und manchmal nehmen wir uns die Zeit und tanzen.
    Eines Abends beschloss ich, mich selbst zu krönen. Nachdem ich diese Bus-Geschichte nicht nur überlebt, sondern mich dabei auch noch prächtig entwickelt hatte, verdiente ich es, mehr als nur Prinzessin zu sein. Also legten wir eine Motown-Scheibe ein (die Queen of Soul erschien mir besonders geeignet), Tim kochte mir mein Lieblingsessen (Lachs mit Pecannuss-Kruste auf Spinatcremesauce - bin ich ein Glückspilz oder was?), und ich bereitete einen fruchtigen Drink auf Weinbasis zu, mit dem wir auf die vielfältigen Erinnerungen an unsere Reise anstießen und uns gegenseitig beglückwünschten, das Ganze - auch die Katastrophen - so gut überstanden zu haben.
    Ich bin eine wahre Königin - der Straße - und stolz darauf.

Kapitel Dreizehn
    Tims Gegenbeweis
    Mann-tini
    Gin
3 grüne Oliven
1 Flasche Wermut (noch verschlossen)
Eis
     
    Gin und Eis mixen. (Zuerst das Eis hineingeben, dann den Gin darüber, um den maximalen Kühlungseffekt zu erreichen. Nicht vergessen: Wegen der durch den Alkohol im Gin ausgelösten, Absenkung des Gefrierpunkts wollen Sie einen Drink zubereiten, dessen Temperatur unter null Grad liegt.) Gut schütteln, bis alles vermischt ist.
    Für einen Dry Martini Wermut hinzugeben. Wenn Sie einen Wet Martini wünschen, lassen Sie die Flasche versiegelt, und kippen Sie sie nur kurz über den Shaker. (Echte Männer mögen ihn trocken.)
    In ein gekühltes Glas gießen. (Was soll all die Mühe, den Martini kühl zu bekommen, nur wenn man ihn später in ein warmes Glas gießt?
    Das Glas weiter kühlen, indem Sie sowohl Eis als auch Wasser hinzugeben, und es ein paar Minuten stehen lassen. Nur
Eis hinzuzugeben führt dazu, dass Luft zwischen den Würfeln bleibt, deshalb kühlt das Glas nicht so schnell, wie es sollte.) Oliven hinzugeben. (Echte Männer essen ihr Gemüse.)
    Ich bin kein Idiot.
    (Allround-Freak: »Ich bin auch keiner!«)

Dank. Haftungsausschluss und Reiseversicherung
    Einige Namen in diesem Reisetagebuch wurden geändert, um die Idiotie zu wahren (wenn auch nicht Tims, obwohl er wiederholt darum gebeten hat). Ebenso wurden Ereignisse und Daten aus Gründen der Klarheit und zum Wohle des Erzählflusses (nicht dass mir auch nur ein einziges einfiele) einem Time-Warp unterzogen und durch ein Wurmloch gejagt (da ich im Studium Physik als Nebenfach belegt habe, ist die Chance, dass ich so etwas tatsächlich tue, ziemlich gering, aber ich schätze, ich muss das wohl sagen, also bitte sehr).
    Bei all