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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere
Autoren: May R. Tanner
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vom Stuhl fallen wird? Keine Sorge, das Essen ist
einfach aber wirklich gut! Ich bin zwar voreingenommen, weil ich dort arbeite,
aber ich esse es selbst. Hein*? “
(*franz. Ausspruch: Na, was, wie?)
Der Nachtrag kam einfach über ihre Lippen, auch wenn er es sicher nicht
verstehen würde. Der Hüne sah typisch amerikanisch aus, auch wenn seine Miene
mehr als düster wirkte. Und dabei sollten die Américains doch immer
blendender Laune sein.
Komischer Kauz! , dachte Sid mit einem Schulterzucken. Vielleicht machte
er eine Diät und quälte sich gerade mit dem Anblick der speisenden Gäste. Sie
lächelte amüsiert, weil die Amerikaner es ja auf eine Weise mit dem Körperkult
hatten, die Franzosen völlig abging.
    “Warum sollte
ich? Ich mache mir nichts aus Sandwiches.”
    Malcolm
machte sich nicht einmal die Mühe, das Mädchen direkt anzuschauen geschweige
denn so laut zu sprechen, dass sie ihn verstand. Er nahm sie gar nicht wirklich
wahr. Sie war ein Mensch. Eine Angestellte des Restaurants. Für ihn vollkommen
uninteressant. Ob das Essen gut oder schlecht war, interessierte ihn ebenfalls
nicht. Er beobachtete seine kleine Schwester mit den scharfen Augen eines
Jagdfalken. Bereit zuzustoßen, wenn es das Opfer am wenigsten erwartete.
Immerhin hatte sie gerade ein extrem schlechtes Gewissen. Wäre ja auch noch
schöner, wenn sie ihre Tat auch noch genoss. Malcolms empathische Fähigkeiten
waren um Längen ausgeprägter als die seiner Schwester. Sie konnte nichts vor
ihm geheim halten. Es sei denn, er wollte es. Und verstecken konnte sie sich
auch nicht. Selbst wenn sie ihr Mobiltelefon nicht nur auf lautlos sondern aus
und somit GPS unfähig gemacht hätte.
Den Mann, den er fälschlicherweise zuerst für eine Frau gehalten hatte, kannte
er nur vom Sehen. Es war der Sophos von Devena Romana. Fiona hatte ihm als
Tischdame auf deren Verbindungszeremonie Gesellschaft leisten dürfen. Offenbar
hatte es ihm gefallen. Wohl kaum hätte er sie sonst zum Essen ausgeführt. Es
sei denn... Malcolms schwarze Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, denn
ihm wurde klar, dass der Sophos nicht Urheber sein dürfte, da er laut Theodor
normalerweise um diese frühe Uhrzeit noch in der Detektei arbeitete oder sich
von Pia Nicolasa in der Fortress der Harpers in seinen Aufgaben fortbilden
ließ.
Somit hatte Fiona gegen weitere Regeln verstoßen, was er bestimmt nicht ohne
Konsequenzen durchgehen lassen würde. Wenn ihr Vater davon erfuhr, würde es
einen harten Vortrag darüber geben, was sich schickte und was nicht. Fiona nahm
sich manchmal einfach zu viele Freiheiten heraus. Es wurde Zeit, dass sie
jemanden zum Heiraten für sie fanden und noch zeitiger, ins Lokal zu gehen und
sie höflich dazu aufzufordern, das Restaurant zu verlassen, bevor der Name
Lancaster in Verruf geriet.
    Die
Angestellte stand immer noch da und rauchte. Dabei beobachtete sie ihn. Nicht
misstrauisch, da sie vermutlich nicht zu solcher Regung neigte, aber durchaus
mit einem komischen Zug auf dem Gesicht, der Malcolm in seinem gefassten
Vorhaben inne halten und sie von oben bis unten mit gerunzelter Stirn mustern
ließ. Den kritisch prüfenden Blick dabei hinter den Gläsern einer Sonnenbrille
verborgen, die genauso schwarz war wie der Rest von ihm. Abgesehen von seiner Haut
natürlich. Bei seiner Seele konnte man vermutlich auch noch von einem Grauton
sprechen. Er war ja nicht immer mies gelaunt.
    „Rauchen kann
Sie vor Ihrer Zeit ins Grab bringen, wissen Sie das?“
    Ein bisschen
wunderte er sich über sich selbst. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt,
überhaupt eine Unterhaltung anzufangen. Vielleicht war es diese Aura, die sie
umgab. Natürlich und nicht unnahbar, jedoch auf Gefühlsebene nicht zu
durchschauen. Oder zumindest nur oberflächlich. Der Rauch, den sie durch Mund
und Nasenlöcher in die Luft blies, schien sich um sie zu sammeln und mit einem
dunstigen Schutzschild zu verschleiern, der ihn dazu zwang, das Wort an sie zu
richten und nicht einfach nur ihre Gedanken zu manipulieren, damit sie die
Zigarette mit ihren Turnschuhen austrat und zurück an ihre Arbeit ging.
Außerdem schien sie keine dieser gesundheitsfanatischen Amerikanerinnen zu
sein, die sich den ganzen Tag damit straften, mit nur einem einzigen Salatblatt
als Nahrungsmittel auszukommen und sich ein Gift nach dem anderen sonst wohin
zu spritzen und sich mit allem, was sie kriegen konnten, selbst zu entstellen.
Französin, wenn er bei dem Akzent richtig riet und sie nicht aus
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