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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere
Autoren: May R. Tanner
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einer
Südstaaten-Ecke kam, sprich kreolische Wurzeln hatte, die sich nicht unbedingt
in ihrem Äußeren niederschlugen.
     
    ° ° °
Er hatte also einen wunden Punkt getroffen. Ihr Gesicht sprach Bände. King
konnte zwar keine Farbe erkennen, aber ihre Aura veränderte sich und verriet
ihm ihren Gefühlsaufruhr. Es war ein unfairer Vorteil, von dem sie nichts
wusste, da das Gespräch nie darauf gekommen war, wie genau seine Sehfähigkeit
sich zusammensetzte.
Unter seiner Würde?!
Diese Aussage irritierte ihn nun doch sehr. Allenfalls hätte er die Situation
genau andersherum bewertet. Er hatte sie ja erst kurz vor der
Hochzeitsfeierlichkeit kennen gelernt. Da er ohne Begleitung war, weil Romy und
Nico ausfielen, hatte man ihm eine Dame organisiert. Es war nicht viel mehr als
eine gesellschaftliche Verpflichtung gewesen, die sich als sehr angenehme
Überraschung herausgestellt hatte.
Er kannte ja noch nicht sehr viele Damen aus den Kreisen der Immaculate. Von
Fiona Lancaster hatte er nur gewusst, dass sie zu einer einflussreichen Familie
gehörte. Dafür war sie erfrischend normal und bodenständig. Man konnte sich mit
ihr unterhalten und hatte nicht den Eindruck, dass sie nicht wusste, wovon sie
sprach. Und sie war bildhübsch, das war sogar einem Halbblinden wie ihm
aufgefallen. Innere und äußere Schönheit im Einklang zu finden, geschah nicht
oft. In Gedanken mischte er schon verschiedene Farbtöne, um ihren Augen gerecht
zu werden, sollte er sie einmal in eines seiner Kunstwerke integrieren wollen.
King lauschte ihren Worten und nahm ihre Aufregung und ihren Kummer über ihre
Lebenssituation sehr ernst. Allerdings konnte er sich auch in die Lage der
Brüder und ihres Vaters versetzen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und
verschränkte die Arme über der Brust, nachdem er sich die Mundwinkel mit der
Serviette abgetupft hatte. Das Essen würde nicht kalt werden, sie konnten sich
in aller Ruhe unterhalten.
    „Ich
bezweifle nicht, dass Sie sehr erfinderisch sein könnten, sollten Sie jemals in
eine brenzlige Situation geraten, Fiona. Sie sind trotz ihrer behüteten
Erziehung eine erstaunlich patente junge Dame. Aber genau hier stoßen Sie nun
mal an Ihre Grenzen. Ihre Familie möchte sie beschützen, was ich ob des Status,
den Ihre Brüder einnehmen, mehr als nachvollziehen kann. Es ist schwer, Ihnen
die Gefährlichkeit begreiflich zu machen, in der Sie in der Welt da draußen
schweben, wenn Sie sich völlig frei bewegen sollten. Vielleicht beneiden Sie
Rebeka, die viel mehr Freiheiten als Sie hat… Romy ist ihr Vormund und hat
durch ihre eigenen Erfahrungen eben auch andere Ansichten, obwohl sie ihre
Schwester niemals ungeschützt lassen und im Fall des Falles ein Machtwort
sprechen würde, sollte sie den Eindruck haben, Bekky wäre in Gefahr. Sie sind
schon eine Immaculate… Das bringt Privilegien sowie Verpflichtungen und auch
Einschränkungen mit sich. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese
Reglementierungen Ihnen ab und an die Luft zum Atmen nehmen. Es klingt so
einfach, wenn man sich vorstellt, die Regeln zu lockern, nicht wahr? Wenn die
Sonne scheint, dann herrscht doch keine Gefahr… Könnten Sie wirklich alle
Unwegbarkeiten einplanen? Was ist, wenn Sie mitten am Tag mit Ihrem Wagen
liegen bleiben würden? Rein hypothetisch natürlich. Wir gehen einfach davon
aus, dass sie einen kurzen Ausflug außerhalb der Stadt geplant haben. Sie haben
Ihr Handy vergessen… Sie hatten genug Zeit für Hin- und Rückfahrt eingeplant…
Und dann ziehen sich die Wolken über der Sonne zusammen. Unter einer Sturmfront
könnten Sie sich vermutlich nicht entmaterialisieren, aber ein mächtiger Feind
schon. Sie sind genau in diesem angreifbaren Alter… Ich muss Ihnen sicher nicht
weitere Szenarien ausmalen… Ich denke, die haben Ihre Brüder zur Genüge im
Hinterkopf. Mehr Freiheit würde für die beiden sicherlich bedeuten, sich jede
Minute des Tages um sie zu sorgen…“
King lächelte sie entschuldigen an, weil er nicht gänzlich ihre Partei ergriff.
Er hatte schon zu viele Tote gesehen und beinahe sein Patenkind verloren. Er
verstand die Beschützerinstinkte ihrer Brüder, auch wenn er als Mensch niemals
so weit gehen würde, Fionas Leben so sehr einzuschränken, wie ihre Familie es tat.
    „Entschuldigen
Sie bitte, ich wollte in keinem Fall belehrend oder bevormundend klingen. Ich
würde meine Familie auch beschützen wollen, wenn ich eine hätte… Und wenn ich
schon diesen Drang habe, obwohl ich bisher
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