Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
nur ein kurzes Leben gelebt habe,
dann ist das bei den Männern in Ihrem Leben wohl um einiges schlimmer, nehme
ich an. Allerdings gibt es einen Lichtstreifen am Horizont, Fiona. Sie haben
vorhin angedeutet, dass ich in den Augen Ihres Vaters mehr als
gesellschaftsfähig bin. Das klingt für mich zwar fremd, ich vergesse meist die
Bedeutung meines neuen Amtes… Ich habe mit Romy Glück, sie ist sehr nachsichtig
mit einem Unwissenden. Ich hoffe, Sie halten mich jetzt nicht für aufdringlich…
Ich würde Ihnen – aus rein selbstsüchtigen Gründen – anbieten, Ihr Begleiter in
Dingen zu sein, die Sie gern tun würden, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten.
Natürlich nur soweit es unsere Verpflichtungen zu lassen. Bei Tageslicht kann
ich in jedem Fall für Ihre Sicherheit garantieren, auch wenn ich noch nur ein Breed
bin!“
Das war ein verwegener Vorschlag, weil er einfach davon ausging, dass sie ihn
genauso gern besser kennen lernen wollte, wie es ihm mit ihr erging. Er hatte
schon überlegt, wie er eine Einladung aussprechen könnte, ohne ihr zu nahe zu
treten. Blumen samt Karte hatte er als zu abgeschmackt verworfen. Dafür kannten
sie sich nicht genug. Aber was sprach dagegen, gemeinsam die Stadt zu erkunden,
die einem mannigfaltige Möglichkeiten bot? Es gab sehr viele Stadtteile mit
ihrem Flair zu erkunden, Museen, Parks und Theater, die auch
Nachmittagsvorstellungen gaben. Es würde bestimmt aufregend sein, die Welt mit
ihren Augen zu sehen, falls sie ihm zustimmen sollte.
    Fiona spießte
eine weitere Silberzwiebel auf die Gabel, während sie Kings Worten lauschte und
verzweifelt versuchte, sich nicht daran zu stoßen, dass er Recht hatte. Malcolm
und Theodor, ja sogar ihr Vater, waren lediglich darum bemüht, sie bestmöglich
zu schützen. Aber das war nun mal nicht immer möglich. Wenn der verdammte Wagen
liegen blieb, dann blieb er eben liegen. Das passierte tagtäglich überall auf
der Welt. Die Chance, dass ihr etwas zustoßen würde, war vielleicht nicht so
gering wie mit dem Flugzeug abzustürzen oder von einem Tornado davon geblasen
zu werden, aber warum musste man bei ihr immer gleich das Schlimmste annehmen?
– Weil sie geliebt wurde.
Fiona aß weiter, kaute langsam und fühlte mit der Zunge nach, wie die einzelnen
Schichten der Zwiebelhaut beim Zerbeißen zerplatzt waren und ließ den süßsauren
Geschmack im Mund zergehen. Sich darauf zu konzentrieren, half einem wirklich
die Fassung zu bewahren und die Gedanken zu sortieren. Sie war kein
aufbrausender oder unüberlegter Typ. Eigentlich dachte sie sehr viel nach, war
ruhig und zurückhaltend. Nicht direkt schüchtern aber schon darauf aus, sich
nur mit den Menschen zu umgeben, die sie mochte und die sie ebenfalls mochten.
Oberflächlichkeit oder Arroganz war nicht ihr Ding. Genauso wenig wie schlecht
über ihre Familie zu sprechen, ohne die sie, wenn sie ganz ehrlich war, niemals
sein wollte.
Sein Angebot, für sie da zu sein, ließ sie einen kurzen Moment der Freude
verspüren, die allerdings gleich dadurch getrübt wurde, dass sie von draußen
immer noch Schwingungen wahrnahm, die ihr Gegenüber bestimmt gleich das Weite
auf Nimmerwiedersehen suchen lassen würde, wenn er den Typen kennen lernte, für
den er jetzt noch in die Bresche sprang. Malcolm beschützte sie eben vor
Verletzungen jeglicher Art. Selbst dann, wenn sie noch gar nicht
stattgefunden hatten.
    „Ich bin es,
die sich entschuldigen muss, King.“, sagte sie leise, nachdem sie den Bissen
geschluckt und noch einmal an ihrer Cola genippt hatte.
„Jeder soll dankbar sein für das, was er hat. Meine Familie liebt mich und ich
liebe sie. Es ist nicht jeden Tag so schlimm wie heute. Manchmal reagiere ich
eben sehr empfindlich auf Dinge, die mich an anderen Tagen überhaupt nicht
stören. – Das ist komisch, nicht wahr? Eigentlich sollte ich doch die perfekte
Tochter sein. So gut, wie ich erzogen wurde und werde. –Niemand möchte eine
Frau, die undankbar ist.“
    Zumindest
ließ ihr Vater das hin und wieder fallen. Er zielte damit nicht auf eine
bestimmte Person, da er es sozusagen nur beiläufig erwähnte, aber die Blicke,
die Fiona dann mit ihrer Mutter tauschte, ließ sie glauben, dass er nicht nur
bei seiner Tochter auf absoluten Gehorsam Wert legte sondern auch bei seiner
eigenen Ehefrau, die Fiona noch niemals, egal wie gespannt die Situation im
Haus ihrer Eltern auch sein mochte, ein Widerwort hatte sprechen hören.
Manchmal kam es ihr vor, als wäre die Zeit im Hause
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher