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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre
Autoren: Cartland Barbara
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war ein wenig besorgt gewesen, daß die See stürmisch und die Pferde unruhig würden, besonders Ariel, aber Ben, der die Pferde betreute, hatte sie beruhigen können.
    »Überlassen Sie das ganz mir, Miss Canéda – ich meine, Mylady!« sagte er. »Die Pferde werden es gut überstehen – dafür verbürge ich mich.«
    Canéda wußte, daß es ihm ernst mit dem war, was er sagte; er war ein Zauberer, nicht nur was die Dressur der Pferde, sondern auch was ihre Pflege betraf.
    Sie war vierzehn gewesen, als sie in das Arbeitszimmer ihres Vaters gestürzt kam, um ihm zu sagen, daß in dem Marktflecken, der nur zwei Meilen vom Herrenhaus entfernt war, ein Wanderzirkus angekündigt sei. »Wir müssen hingehen, Papa! Du mußt mich in den Zirkus mitnehmen!« hatte sie gerufen.
    »Ich hasse es, wilde Tiere in Gefangenschaft zu sehen«, hatte Gerald Lang erwidert.
    »Es sind nicht die wilden Tiere, die ich sehen will«, hatte Canéda geantwortet, »sondern ich habe im Dorf einen Anschlag gelesen, auf dem steht, daß eine Stute auftritt, die jeden Befehl befolgt, den man ihr gibt, und damit ist sie das klügste Tier der Welt.«
    Weil Canéda so hartnäckig darauf bestanden hatte, hatte ihr Vater ihr versprochen, mit ihr in den Zirkus zu gehen.
    Er wußte genau, was für eine peinliche Vorstellung ihm bevorstand – sie würde von ein paar heruntergekommenen alten Pferden bestritten werden, einigen Clowns, die nicht sehr komisch waren, einem Zirkusdirektor, der ohne Zweifel auch der Besitzer war und seine Geldsorgen im Alkohol ertränkte, und ein paar Akrobaten, wenn sie Glück hatten.
    Aber er wußte auch, daß es für Canéda, die ohne jede Abwechslung auf dem Land lebte, besonders seitdem ihr Bruder im Internat war, ein Vergnügen sein würde, das es mit Astleys Amphitheater in London aufnehmen konnte.
    Clémentine Lang sagte, sie habe zu viel im Haus zu tun, als daß sie sie begleiten könne. So hatten sich Vater und Tochter allein auf den Weg gemacht.
    Sie fuhren in dem altmodischen Einspänner in die Stadt. Er war das einzige Fahrzeug, das sie sich leisten konnten.
    Im Zirkuszelt spielte eine Kapelle, und der Zirkusdirektor erschien Canéda in seinem roten Frack, dem Zylinder und mit der knallenden Peitsche sehr eindrucksvoll, als er einem Publikum, das vorwiegend aus gaffenden Kindern, Bauernknechten und einigen kichernden Mädchen zusammengesetzt war, die Vorführungen ankündigte.
    Die erste Nummer war nichts Besonderes, jedenfalls nicht für Gerald Lang; sie bestand aus vier grauen Pferden mit Federn am Zaumzeug und Ballerinen, die wackelig auf den Rücken der Pferde standen.
    Aber Canéda war hingerissen vor Entzücken, und Gerald Lang sagte nichts, sondern beobachtete lieber seine Tochter als die Kunstreiterinnen.
    Dann kündigte der Zirkusdirektor an: »Und jetzt, meine Damen und Herren, werden Sie das aufsehenerregendste, intelligenteste, ungewöhnlichste Pferd der Welt zu sehen bekommen. Die Stute heißt Juno, und sie versteht jedes Wort, das man zu ihr sagt. Sie kann auch tanzen, wie ich es trotz meiner langen Erfahrung bei keinem anderen Pferd erlebt habe.«
    Die Leute applaudierten, als Juno in den Ring kam. Sie war schwarz mit einem weißen Stirnfleck, und Gerald Lang sah, daß sie ohne Zweifel einmal eine sehr schöne Stute gewesen war, aber jetzt alt wurde.
    Auf ihr ritt ein kleiner Jockey mit einem häßlichen Gesicht. Er spielte auf ihr wie auf einem Musikinstrument.
    Juno drehte sich zu den Klängen der Kapelle im Walzertakt, dann tanzte sie Polka, den Tanz, der gerade in Mode gekommen war. Sie ging auf den Hinterbeinen und beantwortete Fragen, indem sie nickte oder den Kopf schüttelte. Am Ende sprang sie mit einer derartigen Grazie über die Hürden, die man im Zirkusrund aufgestellt hatte, daß Canéda lebhaft in die Hände klatschte.
    Der begeisterte Applaus der Zuschauer in dem großen Zelt veranlaßte Junos Reiter dazu, sie die Hürden noch einmal nehmen zu lassen, und diesmal lief sie unter Trommelwirbel los und sprang über jedes Hindernis, als flöge sie durch die Luft.
    Ganz plötzlich aber nach der letzten Hürde bäumte sie sich auf, schien zu taumeln, und im nächsten Augenblick, bevor man noch begreifen konnte, was geschah, brach sie zusammen.
    Ein Schrei ertönte aus den Kehlen der Frauen unter den Zuschauern, die Männer stöhnten, und Canéda griff nach der Hand ihres Vaters. »Was ist passiert, Papa?«
    »Ihr Herz, nehme ich an«, antwortete Gerald Lang.
    »Oh, sie darf nicht
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