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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre
Autoren: Cartland Barbara
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geheiratet hätte.«
    »Sie sprach manchmal über ihn«, sagte Harry, »und über seine großen Schlösser, wie wundervoll sie waren – Chenonceaux, Chaumont und natürlich Saumac, wo sie in Glanz und Gloria als Herzogin gelebt hätte.«
    »Laß uns dahin reisen«, bat Canéda plötzlich. »Wir können unsere Augen an dem weiden, was wir schon immer sehen wollten, und gleichzeitig an den Bantômes Rache nehmen und, wenn möglich, auch am Herzog von Saumac.«
    »Und alles hier verlassen?« fragte Harry. »Du bist wohl verrückt geworden! Glaubst du, ich würde Langstone verlassen und die Geliebte, die ich in London habe?«
    Canéda lächelte. »O ja, sie ist ganz reizend.«
    »Das finde ich auch, und ich schwöre dir, daß einige Männer nur zu bereit sind, in meine Fußstapfen zu treten.«
    »Dann könnte ich vielleicht allein nach Frankreich fahren«, meinte Canéda nachdenklich.
    »Du wirst nichts dergleichen tun!« erwiderte ihr Bruder in scharfem Ton. »Du weißt genauso gut wie ich, daß du nicht ohne Begleitung reisen darfst.«
    »Das habe ich auch gar nicht vorgehabt«, antwortete Canéda. »Ich meinte, wenn du nicht mit mir kommen würdest, dann wüßte ich genau, wer mich begleiten würde, wenn ich sie darum bäte.«
    »Wer?«
    »Madame de Goucourt!«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Dann sagte Harry: »Ich zweifle nicht daran, daß sie überallhin gehen würde, wenn wir ihr die Reise bezahlten. Aber offen gesagt, Canéda, ich halte das für eine verrückte Idee. Wir wollen den Brief zerreißen. Sie sollen sich ruhig fragen, ob wir ihn überhaupt bekommen haben, oder sie sollen zumindest eine Weile zappeln. Wenn diese verdammte Base und ihr Bruder hierher kommen, dann schwöre ich dir, daß ich alles tun werde, um ihren Besuch zu einem Reinfall werden zu lassen.«
    »Ich bezweifle, daß dir das gelingt«, sagte Canéda. »Meine Methode ist viel klüger, und sie wäre die richtige Antwort auf die Art und Weise, wie sie Mama behandelt haben, nachdem sie sie verlassen hat. Sie hatte etwas eigenes Geld, das ihr Vater von seinen Anwälten so anlegen ließ, daß sie nur in Frankreich darüber verfügen konnte. Das war ungesetzlich, aber Papa konnte sich die Anwaltsgebühren nicht leisten, die die Klage auf Herausgabe gekostet hätte.«
    »Sie haben also Mamas Geld buchstäblich gestohlen und all die Jahre für sich behalten! Ich bin mit dir einig, sie sind widerwärtig«, sagte Harry. »Aber was hat es für einen Sinn, dich zu ärgern, indem du ihre Bekanntschaft machst?«
    »Ich will Rache nehmen, genauso wie du«, antwortete Canéda, »und ich frage mich, wie ich mich am Herzog rächen kann. Er ist tot. Aber ich nehme an, sein Sohn, wenn er einen hatte, hat ihn beerbt. Vielleicht könnte ich ihn auf die eine oder andere Art unglücklich machen.«
    »Du solltest dich lieber in England amüsieren.«
    »Wenn ich fahre, dann werde ich nicht lang weg sein«, erwiderte Canéda. »Darf ich deine Jacht benützen?«
    »Ich habe sie noch nicht gesehen, aber sie steht dir natürlich zur Verfügung.«
    »Vielen Dank, mein Bester. Ich hoffe, sie ist groß. Ich werde Kutschpferde mitnehmen, Vorreiter und natürlich Ariel.«
    »Um Himmels willen!« rief Harry aus. »Die ganze Idee ist verrückt, und ich warne dich – du tust keinen Schritt aus dem Haus, wenn du nicht von einer Anstandsdame begleitet wirst. Wenn also Madame de Goucourt nein sagt, dann heißt das nein!«
    »Aber Madame de Goucourt wird ja sagen«, erwiderte Canéda. »Ich werde mich noch heute vormittag mit ihr in Verbindung setzen. Sie lebt in einem bescheidenen Häuschen in einem Teil von London, der nicht sonderlich en vogue ist, seitdem die glorreichen Zeiten, als ihr Mann französischer Botschafter war, vorbei sind.«
    »Sie kannte Mama und liebte sie«, sagte Harry, »deshalb habe ich volles Vertrauen, daß sie gut auf dich aufpaßt.«
    Canéda widersprach ihm nicht, aber in der Tiefe ihrer blauen Augen blitzte es schalkhaft, was ihr Bruder nicht bemerkte.
    Madame de Goucourts Haus war genauso, wie Canéda es beschrieben hatte: klein und ein bißchen heruntergekommen lag es in einer engen Straße, die von einem Platz abzweigte.
    Die Französin war viel jünger gewesen als ihr Mann, der Botschafter. Sie war jetzt gerade fünfzig und haderte mit ihrem Geschick, das sie, die einmal eine bedeutende gesellschaftliche Rolle gespielt hatte, praktisch in Vergessenheit hatte geraten lassen.
    Ihre Tochter war jedoch mit einem Engländer verheiratet, und ihr
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