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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre
Autoren: Cartland Barbara
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Tante Anne gestern abend wütend war, weil ich mich so lang im Wintergarten aufgehalten hatte. Aber abgesehen davon, daß ich um Hilfe hätte schreien können, weiß ich nicht, wie ich Lord Warrington schneller hätte loswerden sollen, als es mir schließlich gelang.«
    »Soll ich ihm sagen, daß er sich anständig benehmen soll?« fragte Harry.
    »Ich glaube nicht, daß es einen Sinn hätte«, erwiderte Canéda. »Ich finde es nur so lästig, daß er mir ständig auf den Fersen ist. Vielleicht könnten wir London verlassen und ihn damit loswerden.«
    »Was schlägst du vor?« fragte Harry. »Daß wir nach Langstone Park fahren oder gar nach Frankreich?«
    Canéda antwortete nicht, und er fuhr fort: »Das ist ganz bestimmt ein Land, in das ich nie einen Fuß setzen werde, wenn es mir auch gefallen würde, den Bantômes ins Gesicht zu sagen, was ich von ihnen halte. Wie konnten sie es wagen, Mama zu behandeln, als wäre sie eine Aussätzige! Und was den Herzog betrifft, so hatte er kein Recht, und wenn er noch so gekränkt war, Papa in Paris und London vom gesellschaftlichen Leben auszuschließen. Ich wünschte, ich könnte ihm Gleiches mit Gleichem vergelten.«
    »Ich nehme an, er ist inzwischen gestorben«, erwiderte Canéda. »Er war viel älter als Mama und wollte sie heiraten, weil seine Frau tot war und er sich eine junge Frau wünschte, die ihm noch Kinder schenken konnte.«
    »Wenn sein Sohn, oder wer den Titel geerbt hat, je nach England kommt«, sagte Harry verächtlich, »dann werde ich Rache nehmen, und zwar eine, die sich gewaschen hat.«
    Canéda antwortete nicht. Sie starrte auf den Brief, als ob sie ihn noch einmal läse. Plötzlich rief sie aus: »Harry, ich habe eine Idee!«
    »Was für eine?«
    »Ich glaube, ich sollte diese Einladung nach Frankreich annehmen.«
    »Bist du verrückt geworden?« fragte er. »Warum, um Himmels willen, bist du dazu bereit, nachdem sie sich Mama gegenüber derart schlecht benommen haben?«
    »Gerade weil sie sich Mama gegenüber so benommen haben, möchte ich ihnen, genau wie du, eine Lektion erteilen«, erwiderte Canéda.
    »Ich verstehe dich nicht. Was hast du vor?« fragte Harry.
    »Mir ist etwas eingefallen, was ich letzte Woche bei einer Gesellschaft gehört habe«, sagte Canéda. »Ich habe der Sache damals nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt und muß erst mehr darüber herausfinden, aber ich habe das Gefühl, daß es ihnen finanziell nicht besonders gut geht.«
    Harry starrte sie an. »Willst du damit etwa sagen, daß die Bantômes ihr Vermögen verloren haben?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Canéda. »Das wäre doch immerhin eine Erklärung, nicht wahr? Jetzt, wo sie wissen, daß du reich bist, versuchen sie, die Fehde zwischen uns beizulegen. Und vielleicht wollen sie, daß unsere Base Hélène einen Engländer heiratet.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Harry. »Aber wenn sie darauf hinaus wollen, dann solltest du dich entschieden weigern, ihnen zu helfen.«
    »Ich will ihnen nicht helfen, du Dummkopf!« erwiderte Canéda. »Wenn ich nach Bantôme fahre, dann werde ich nicht als wohlerzogenes Mitglied der Familie auftreten, sondern als Lady Canéda, sehr reich und sehr hochmütig, und wenn ich sie gründlich neidisch gemacht habe, dann mache ich ihnen klar, daß wir auch nicht den kleinen Finger rühren, um ihnen zu helfen.«
    »Das ist eine gute Idee, wenn du sicher bist, daß sie in Not sind«, stimmte Harry zu. »Aber wenn ich mir ein Bild von dem mache, was Mama mir erzählt hat, dann sind sie reich, und ihre Weingüter sind unerschöpfliche Goldgruben.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Canéda. »Aber angenommen, die Erträge aus dem Weinbau sind zurückgegangen – was wäre dann?«
    »Deine Vermutung ist auch die meine«, antwortete Harry, »aber wenn du meinem Rat folgst, dann bleibst du zu Hause. Nicht einmal um Warrington aus dem Weg zu gehen, würde ich die Reise nach Frankreich auf mich nehmen.«
    Canéda sagte verträumt: »Ich habe mich immer danach gesehnt, das Land zu sehen, aus dem Mama stammte und zu dem sich die eine Hälfte meines Blutes hingezogen fühlt.«
    Harry antwortete nicht, und sie fuhr fort: »Ich lese jedes Buch über Frankreich, das mir in die Hände fällt, und ich kann dir versichern, daß ich mehr als alles in der Welt die Gegenden Frankreichs sehen will, die mir Mama beschrieben hat: das Land an der Dordogne natürlich, das ihre Heimat war, und das Tal der Loire, in dem sie gelebt hätte, wenn sie den Herzog
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